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Ich wurde langsam blinzelnd wach und wurde sofort von dröhnenden Kopfschmerzen eingenommen.

Verdammt, was ist passiert?

Ich fasste mir an meinen schmerzenden Kopf, bis mir plötzlich ein Gedanke kam. Da war dieser Mann und der Schuss ähnliche knall und dann die maskierten Männer!

Panisch riss ich meine Augen mit einem Ruck auf und sah mich um, das war nicht mein Bett, mein Kleiderschrank, nein ich befand mich überhaupt nicht in meiner Wohnung! Ich stellte mich sofort mit wackligen Beinen auf. Dunkelgraue zugezogene Vorhänge verschlossen die Fenster und die Sicht nach draußen, ein schwarzes Holzbett für eine Person mit ebenfalls schwarzer Bettwäsche darauf und wer hätte es gedacht ein schwarzer großer Schwebetürenschrank mit einem Spiegel darauf. Es wirkte alles so kalt und düster.

Ich sah erneut zu den noch zugezogenen großen Vorhängen, um mich anschließend schnell zu diesen zu begeben. Ich riss sie hoffnungsvoll mit einem Ruck auf und ich sah...Gitterstäbe und Rollläden, an die ich jedoch nicht herankam.

Bin ich im Gefängnis gelandet oder was?!

Ich fing an wie eine Verrückte an den Gittern zu ziehen in der Hoffnung, sie würden abbrechen.

Doch was erwartete ich überhaupt. Sie regten sich keinen Millimeter.

,,Versuchs gar nicht erst.", hörte ich plötzlich eine männliche Stimme hinter mir, die mich schreckhaft zusammenzucken ließ.

Ich drehte mich panisch um, während sich meine Atmung überschlug. Es ist ein junger Mann, der vielleicht fünf Jahre älter als ich zu sein scheint, aber weitaus größer ist. Seine Statur ist sportlich, seine dunklen Haare liegen ihm quer auf der Stirn und sein weißes Shirt ist Blut getränkt. Er trägt eine Lederjacke und schwarze Jeans. Er war einer der maskierten Männer bei mir zu Hause. Seine dreckigen Schuhe schallen mir in den Ohren als er mir näherkommt und die große Pistole in seinen Händen zum klicken bringt. Sie ist nachgeladen und entsichert.

Desto näher er mir kam, desto panischer wurde ich. Als mein Blick jedoch zu der Tür fiel, durch die er kam, weiteten sich meine Pupillen. Sie stand immer noch offen. Ohne groß nachzudenken, sah ich ihn ein letztes Mal an und rannte anschließend einfach los.

Ich hätte gleich wissen müssen, dass es eine schlechte Idee war.

Er packte mich am Arm und drückte mich voller Wucht gegen die Wand, um anschließen mit seiner Hand mein Hals zu packen und mir somit die Luft zu nehmen. Ich zischte schmerzvoll auf.

,,Ich bin eigentlich der geduldigste von allen, aber kommst du noch einmal auf die Idee abzuhauen, kann ich nichts versprechen!", zischte er mir entgegen, während ich mich versuchte aus seinem griff zu befreien, um Luft zu schnappen. Vergeblich. Ich spüre den kalten Lauf der Pistole an meiner Stirn und zucke abermals heftig zusammen. Wimmernd presse ich meine Lippen aufeinander und senke meine Augen.

Ich habe Todesangst.

,,Hast du das verstanden?!", will er keifend wissen. Ich versuche zu nicken, nicht fähig etwas zu sagen. Das Gefühl den kalten Lauf an meiner Haut zu spüren, ist beängstigender als gedacht. Mit weit aufgerissenen Augen blicke ich direkt in seine Haselnuss-Braunen. Sie jagen mir einen gewaltigen Schauer über den Rücken. Mein Magen fühlt sich flau an. Mein Herz setzt einen Schlag lang aus. In mir hat sich panische Angst breit gemacht.

Keuchend atme ich ein und spüre die ersten Tränen, die über meine Wangen rinnen. In meinen Lungen hat sich solch ein Druck aufgestaut, dass ich kaum noch atmen kann. ,,Bitte tun Sie mir nichts.", flehe ich ihn leise hauchend an.

In dem Moment packt der Fremde mich am Arm und verdeutlicht noch einmal, wie ernst er es meint. ,,Wenn du nicht sterben willst, dann tust du das was dir gesagt wird!". Seine dunklen Augen wandern an mir hinab.

,,Enrico, wo bleibt nur deine Gastfreundlichkeit?", hörte ich eine andere, ebenfalls männliche Stimme, die anscheinend mit dem Mann zu sprechen schien, der mich an Ort und Stelle hielt.

Enrico hieß dieser also.

,,Onkel.", begrüßte dieser ihn und ließ anschließend meinen Hals los. Ich fiel sofort hustend auf die Knie und fasst mir an mein panisch schlagendes Herz um erstmal röchelnder Weise zu probieren, erneut Luft in meine Lungen fließen zu lassen.

,,So geht man doch nicht mit Gästen um.", sagte er und lief auf mich zu, um mir seine Hand zu reichen. Ich sah kurz zu ihm auf, um mich ihm gegenüber ignorant an der Wand neben mir hochzuziehen.

,,Ich will sofort wissen, wo ich bin.", hauchte ich eingeschüchtert und zuckte daraufhin zusammen, als dieser Enrico neben mir damit begann leise zu lachen.

,,Ich mag die kleine jetzt schon.", gab er amüsiert von sich, woraufhin ich große Augen machte und ihn ansah.

Wir kannten uns überhaupt nicht!

,,Mirabella ich habe nicht vor dir weh zu tun das ist nicht meine Absicht, aber ich habe eine Bitte.", gab der anscheinbare Onkel von Enrico von sich und ehe er hätte weiter reden können, stellte ich mich gerade auf, um ihn mit großen Augen zu mustern. ,,Woher kennen sie meinen Namen?", fauchte ich und erschrak beinahe als er weiter sprach.

,,Mirabella Romano, 19 Jahre alt, geboren in Palermo bis du mit deinen ,,Eltern" Francesca und Alberto Romano in die USA gezogen bist. Da die beiden Menschen, die du als deine Eltern betitelst, einen anderen Nachnamen tragen, gehe ich davon aus, dass du adoptiert wurdest. Korrigiere mich ruhig, wenn ich falsch liegen sollte.", stellte er klar, während ich kurz vor einem Herzstillstand stand.

Woher wusste er das bitte alles?!

,,Und nun kommen wir darauf zurück, was ich von dir will. Liege ich in der Annahme richtig, dass du nach Palermo gezogen bist, um nach Informationen über deine leiblichen Eltern zu recherchieren? Falls das so ist, möchte ich dir gerne ein Angebot machen."

Ich sah ihn mit offen stehendem Mund an.

,,Mund zu sonst kommt eine Fliege rein piccola.", gab Enrico neben mir mit einem dämlichen grinsen im Gesicht von sich.

Ich sah ihn fassungslos an, während mein Blut beinahe zu kochen begann.

Er hob unschuldig die Hände in die Luft, um in sich hineinzulachen. Mistkerl.

Meine Aufmerksamkeit wandte sich wieder auf seinen Onkel als sich dieser neben mir räusperte. ,,Doch bevor ich dir mein Angebot erkläre, will ich mich dir vorstellen.", sagte er und hielt mir seine Hand entgegen, um mich sanft anzulächeln. Ich jedoch schaute nur an dieser herab, um mich ein Stück von ihm wegzudrehen. ,,Ich bin Elijah, Elijah Benelli. Ich nehme an, du hast schon von mir gehört.", er brauchte gar nicht weiterreden, denn als ich seinen Nachnamen hörte, lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken, denn nun wusste ich wieso ich hier war. Um zu sterben. Benelli, die größte und mächtigste Mafiafamilie in ganz Palermo. Ich habe ja im Fernsehen gehört, dass es Mafia Auseinandersetzungen gibt, aber dass ich mal in eine von ihnen hineingezogen werde, hätte ich nie für möglich gehalten.

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Sei mia, bellezza, per sempreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt