~42~

2.6K 106 70
                                    

Meine Hände - nein - mein gesamter Körper zitterte wie Espenlaub, als ich stets die Kälte des Metalls spürte, welches fest gegen meine Schläfe drückte.

Ich wusste überhaupt nicht, was in mich gefahren war, aber ich wusste, dass ich einfach nicht mehr konnte - nicht mehr wollte und ich mit meinen Nerven am Ende war. Alles, was ich mir je aufgebaut hatte, wurde mir genommen. Mein Leben wurde mir genommen. Mein Verstand wurde mir genommen. Meine Entscheidungskraft wurde mir genommen. Und ich konnte rein gar nichts tun, um dies zu verhindern. Stattdessen war ich hier bei diesen Monstern von Menschen, während ich zusehen musste, wie sie mich Stück für Stück an der Situation kaputtgehen ließen.

,,Mirabella liebes, bitte nimm die Waffe runter.", sprach Elijah mir vorsichtig zu und war somit der Erste, der die Stille unterbrach.

Sofort schüttelte ich ungläubig den Kopf, während ich das Gefühl hatte, dass mein Verstand jederzeit mit mir durchgehen würde.

,,Ich will das alles nicht mehr.", schluchzte ich, während auch meine Knie begannen, sich wie Pudding anzufühlen. ,,Ich dachte, ich hätte die nötige Stärke, euch das zu geben, was ihr verlangt, aber wie soll ich das tun, wenn ich nur belogen und wie ein Haufen Dreck behandelt werde?!"

Valerias wehmütiger Ausdruck flog in Richtung Elijahs und Santinos, zwischen welchen sie abwechselnd hin und her sah.

,,Lasst uns alleine."

Als ich dies hörte, fiel auch mein Blick auf Santino, welcher starr dastand und mich mit seinem ausdruckslosen Blick an sich fesselte.

,,Santino-", wollte Elijah ihn ansprechen, doch sofort hob Santino unterbrechend seine Hand und brachte seinen Vater somit zum Innehalten.

,,Raus. Alle."

Elijahs unsicherer Blick schweifte noch ein letztes Mal über seine Familienmitglieder. Als er nach kurzem Zögern jedoch nickte und mit Valeria, Enrico und Lorenzo - welcher von seinem Bruder gestützt wurde - den Raum verlassen wollte, stieg die Panik in mir bis ins Unermessliche, da ich jetzt keinesfalls mit Santino alleine sein wollte. Und genau aus dem Grund unterbrach ich die Bewegung der anderen.

,,Nein!", wurde ich lauter, sodass sich all diejenigen, welche gerade gehen wollten, noch einmal zu mir herumdrehten. Doch mein Blick kreuzte sich nur mit dem Enricos. ,,Bitte bleib hier."

Er sah mich nur einen Moment schweigend an, ehe er sich dann unsicher an Santino wandte, während dieser verdammt verletzt aussah. Ich sah, wie in seinen Augen ein Gefühl von Enttäuschung aufblitzte, doch nachdem ich meine Tränen weg geblinzelt hatte, war auch dies wieder verschwunden.

Es tat irgendwie weh, ihn so zu sehen, doch er konnte nicht erwarten, dass ich mich jetzt noch alleine mit ihm in einem Raum aufhalten würde - nicht nachdem, was er gerade getan hat.

Nach einem kurzen Moment des Innehaltens nickte Santino angespannt, jedoch, ohne seine dunklen Augen von meinem Gesicht abzuwenden.

Daraufhin übergab Enrico seinem Onkel Lorenzo, welcher dessen Arm auch gleich daraufhin um seine Schulter legte und auch von Valeria an der Hüfte gestützt und wahrscheinlich runter zu Bernardo gebracht wurde - der Arzt, bei welchem ich an meinem ersten Tag auch war.

Und als sie schließlich die Tür nach einem letzten wehmütigen Blick auf mich schlossen, stellte sich Enrico nah an die Seite seines Cousins.

Meine Augen schienen die beiden zu verfolgen und nicht loslassen zu wollen aus Angst, eine Bewegung oder Tat ihrerseits zu verpassen. Ich fühlte mich, als wäre ich ein Tier, welches seiner Beute hinterherschaute, um es anschließend auf quälende Weiße zu zerfetzen.

Sei mia, bellezza, per sempreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt