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Ich wackelte Santino wie ein Hund hinterher und ging einfach mal davon aus, dass er in sein Zimmer gegangen war. Denn alle Türen in dem breiten Flur waren zu, und diese Theorie würde nun mal am meisten Sinn ergeben.

Und tatsächlich hatte ich mit meiner Vermutung recht.

Sofort als ich die Tür seines Zimmers leicht öffnete, erkannte ich, dass er vor seinem Kleiderschrank stand und seine Anzugschuhe in das unterste Regal von diesem stellte. Ich wusste nicht, wie ich mich ankündigen sollte, deshalb klopfte ich schließlich dreimal leise an den Türrahmen an, ehe ich einfach mit einem kleinen Schritt eintrat und die Tür vorsichtig hinter mir in das Schloss fallen ließ.

,,Darf ich reinkommen?", fragte ich vorsichtig, während er nur weiterhin mit der rechten Seite zu mir gerichtet stand.

,,Bist du doch schon.", gab er mir mit einem kalten Unterton zurück, ohne mich auch nur einmal anzusehen.

Sofort spürte ich die leichte Hitze, welche sich in meine Wangen schlich, als mir selbst auffiel, dass ich bereits in seinem Revier stand.

,,Richtig.", murmelte ich. ,,Tut mir leid."

Ich blieb wie ein Stein auf der Stelle stehen in der Hoffnung, dass sich jemand von uns beiden überwinden würde, diese unangenehme Stimme zu unterbrechen. Und als könnte er Gedanken lesen, tat Santino dies auch.

,,Möchten wir uns weiter anschweigen wie verwirrte Teenager oder doch lieber darüber sprechen, was passiert ist?"

Mir fiel sofort auf, wie abwesend seine Präsenz und Stimme mir gegenüber war, was sich aus irgendeinem Grund anfühlte, wie ein Stich ins Herz. Doch nicht nur dies fiel mir auf. Als er das Wort Teenager aufbrachte, bemerkte ich auch, dass ich noch nicht einmal weiß, wie alt Santino ist - und mit diesem beschränkten Wissen, was ich von ihm hatte, sollte ich ihn heiraten?

Ich werde ihn irgendwann nach seinem Alter fragen, nur noch nicht jetzt. Denn es gab wichtigeres zu klären.

,,Du bereust es, oder?", fragte ich ihn geradeheraus, während meine Stimme zum Ende hin immer leiser und brüchiger wurde.

Ich wusste selbst nicht, warum mich dieser Gedanke so mitnahm, denn ich konnte und wollte so nicht für ihn fühlen. Jedoch hing irgendetwas in meinem Unterbewusstsein - es wollte mir irgendetwas sagen, doch ich wusste nicht, was.

,,Was genau?"

,,Unser...", stotterte ich, ohne die richtigen Worte für das, was passiert war zu finden. ,,Unsere Nacht."

Er hielt in seiner Bewegung inne und ich sah, wie sich sein Körper - insbesondere sein Kiefer - fest anspannte. Die Muskeln seines rechten Oberarms wurden deswegen nochmal ordentlich hervorgehoben und auch seine Gesichts- und Kieferpartie wurde maskulin in Szene gesetzt.

Was eigentlich Sekunden waren, fühlten sich wie Jahre an, ehe er die Stille unterbrach und sich nun endlich in meine Richtung drehte. Seine Augen waren dunkel - viel dunkler als normalerweise, während sich auch leicht lilafarbene Ringe unter diesen in seiner Haut abgesetzt hatten.

Er scheint eine nicht so friedliche Nacht gehabt zu haben. Dafür sieht er viel zu fertig und gedankenverloren aus.

,,Nein.", sprach er und ich versuchte etwas Unehrliches in seinem Ausdruck zu finden - wahrscheinlich weil mein Unterbewusstsein wollte, dass er es bereute, um meine aufkommenden Gefühle wegzutreiben - doch ich erkannte nichts. Nichts außer purer Aufrichtigkeit.

,,Nein?", fragte ich überrascht von seiner Antwort nach.

,,Ich bereue es nicht, dich berührt - dir den Verstand geraubt und dich für diesen einen Moment so stark geliebt zu haben wie nie zuvor.", sagte er und nahm mir mit dieser Aussage jegliche Luft zum Atmen.

Sei mia, bellezza, per sempreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt