Na wenn du das meinst

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Jule
Ich zog meine Eltern in das Gästezimmer und erklärte ihnen, dass es dieses Mal etwas Anderes war und dass ich aufpassen würde. Meine Eltern blickten mich nur an und sagten: ,,Julchen wir habe selbst gesehen, wie sehr du damals gelitten hast und es ist unsere Aufgabe als Eltern auf dich aufzupassen... verstehst du das. Wir wollen dir nichts verbieten, aber ich weiß nicht, ob sie die Richtige für dich ist. Ich meine du hast ihr bestimmt nicht erzählt, was damals passiert ist und wenn du ihr nicht vertraust, dann kann sie ja wohl kaum die Eine sein oder?",sagte meine Mutter. ,,Oder andersrum. Sie weiß doch garnicht, was mit dir los ist und dann vertraut ihre Freundin ihr nochnichtmal sowas an. Wie soll sie sich denn da wohl fühlen ...", entgegnete mein Dad. Ich stand einfach nur sprachlos da und hatte jedemenge Wut in mir auf meine Eltern. ,,Ich weiß, dass ihr immer nur das beste für mich wollt und damals viel für mich gemacht habt. Aber ich lasse euch nicht sagen, dass Obi eine schlechte Freundin ist. Sie ist perfekt, macht mich glücklich und ist immer für mich da. Wenn dann bin ich die schlechte Freundin. Aber ich hatte mich einfach noch...noch nicht bereit gefühlt." Meine Eltern und ich standen uns still und sprachlos gegenüber, als ich plötzlich Obi im Türrahmen entdeckte.

Lena
Man konnte das Geschreie von Jule und ihren Eltern durch das ganze Haus hören. Ich ging also zum Gästezimmer und stand im Türrahmen. Ich wollte sie eigentlich garnicht belauschen, aber da war dieses Gefühl im Inneren von mir, was wissen wollte, was hier los war. Als Jule mich entdeckte, kam ich zu ihr und fragte ihre Eltern, ob es ihnen was ausmachen würde, wenn ich mit Jule Kurz rausgehe. Sie nickten nur und ich ging mit Jule in den Flur. Wir zogen uns an und gingen in den Part und setzten uns auf eine Bank. Es war niemand anderes da... nur wir beide. Jule hatte schon die ganze Zeit ein betröppeltes Gesicht und ich traute mich garnicht etwas zu sagen. Aber nach ganzen 3 Minuten purer Stille hielt ich es nicht mehr aus. ,,Jule bitte rede mit mir... ich verstehe langsam garnichs mehr. Bitte rede mit mir... " Jule seufzte und blickte mich mit ihren glänzenden braunen Augen an. Sie atmete einmal tief ein und drehte sich zu mir. Ihr Bein begann noch stärker zu zittern. Ich nahm ihre Hand und sie begann zu reden.

Jule
,,Also", sagte ich und schnappte schonwieder nach Luft. ... Es... es hat alles mit meiner vorherigen Beziehung zu tun, als ich mit dem Freund... meines Bruders zusammen war. In dieser Beziehung hat er mich betrogen... und... emotional misshandelt. Es war eine Zeit voller Verwirrung, Schmerz und Selbstzweifel. Ich fühlte mich ... wertlos und ungeliebt und hatte keine Ahnung mehr was ich tun sollte. Ich wurde damals von soo vielen Leuten verarscht. In dieser Beziehung begann alles mit Lügen und Betrug. Ich konnte meinem damaligen Freund einfach nicht mehr vertrauen. Diese ständige Unsicherheit und... und das Misstrauen haben mich förmlich aufgefressen. Ich fühlte mich so hilflos und alleine, dass ich begann, mich selbst zu verletzen, um mit dem Schmerz umzugehen. Ich konnte niemandem davon erzählen, weil ich mich geschämt habe und Angst hatte, verurteilt zu werden. " Ich erinnere mich noch an den Tag, an dem ich meine Narbe am Knie zum ersten Mal gemacht habe. Es war eine verzweifelte Art, die Kontrolle zurückzugewinnen, wenn alles andere außer Kontrolle geraten war. Ich zog meine Hose ein Stück runter und zeigte Obi diesen riesen Riss. Ihren Augen wurden groß und füllten sich mit Tränen... ,,Ich weiß, dass es nicht die richtige Art war, mit meinen Gefühlen umzugehen, aber in dem Moment fühlte es sich wie der einzige Ausweg an." Ich wischte mir kurz meine Tränen aus dem Gesicht. ,,Irgendwann, als der Schmerz nicht mehr auszuhalten war, habe ich mich an meine Eltern gewandt. Sie haben sich die ganze Zeit für mich eingesetzt und hatten unglaublich Angst um mich. Deshalb hatte ich Angst ihnen von unserer Beziehung zu erzählen oder sie öffentlich zu machen, denn es versetzte mich in Angst und Schrecken, weil ich fürchtete, dass diese dunklen Erinnerungen und Ängste wieder hochkommen könnten. Ich hatte solche Angst davor, verletzlich zu sein und mich wieder in einer Situation zu befinden, in der ich mich hilflos fühle." Meine Beine zitterten und konnten nicht mehr aufhören. Obi legte ihre Hand vorsichtig auf meine Narbe und ich musste mich zusammenreißen nicht noch mehr zu weinen. ,, Aber Obi, ich möchte, dass du weißt, dass ich dich liebe und dass du für mich das Beste in meinem Leben bist. Du hast mir gezeigt, was es bedeutet, wirklich geliebt zu werden, und du bist immer für mich da." Ich merkte wie millionen Tränen an meiner Wange herunterflossen und auch Obis Gesicht war mit Tränen bedeckt. ,,Es tut mir leid".

Lena
Ich konnte es nicht glauben... ich war total geschockt. Es kamen keine vernünftigen Worte aus meinem Mund. Erst nach ein paar Minuten schaffte ich es, einen ganzen Satz zu sagen. ,,Es tut mir so leid Prinzessin", sagte ich mit Tränen in den Augen. Jule lehnte sich an meine Schulter aber ich schlug meine Arme so fest ich konnte um sie. ,,Ich liebe dich und ich verspreche dir bei allem was ich habe, dass du dich niewieder so fühlen musst". Sie blickte mich an und sagte mit leicht zittriger Stimme: ,,Danke Obi... ich weiß nicht was ich ohne dich machen würde." Wir küssten uns und ich konnte garnicht mehr aufhören. ,,Das ... das mit der Narbe.. warum hast du mir das nicht gesagt oder gezeigt? " ,,Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst und dann hätte ich alles erzählen müssen.", sagte sie darauf. Wir blieben noch kurz zusammen auf der Bank sitzen. Sie in meinen Armen. Ich liebte Jule und konnte es immernoch nicht ganz glauben, was damals wohl passiert sein muss. Nach einigen Minuten ging wir dann wieder zurück in unsere Wohnung. Als wir vor der Tür standen, wollte ich gerade die Tür aufschließen, als Jule sich zu mir drehte.

Jule
Ich wusste, dass es erstmal ein Schock für Obi war, deshalb konnte ich sie jetzt nicht einfach so reingehen lassen. ,,Ich weiß, dass das jetzt ziemlich viel war. Aber ich habe damit abgeschlossen und ich liebe dich ... wirklich. Du bist anders und bei dir fühle ich mich sicher und ich will, dass du weißt, dass hier nichts deine Schuld ist. Wir beide sind ein Team und werden es auch immer sein. Wir wissen was es heißt zu kämpfen." Ich wollte noch weiterreden als Obi mich mit einem Ruck zu ihr Zog und wir uns nocheinmal total leidenschaftlich küssten. ,,Wir zwei für immer... versprochen". Wir grinsten uns an und gingen Hand in Hand rein.

Lena
Als wir die Wohnung wieder betraten, saßen meine und Jules Eltern auf der Couch und unterhielten sich. Als sie uns sahen, kamen Jules Eltern sofort auf sie zu und nahmen sie in den Arm. ,,Es tut uns leid Kleine... es ist dein Leben und wir hätten nicht so reagieren dürfen", sagten sie sofort und Jule hatte schon fast wieder Tränen in den Augen. ,,Nein mir tut es leid, dass ich damals erst so spät etwas gesagt habe und euch das mit der Beziehung nicht gleich gesagt habe." Sie umarmten sich nochmal, als Jules Eltern dann zu mir kamen. ,,Wir hätten dir nicht unterstellen dürfen, dass du eine schlechte Freundin wärst. Ich glaube du bist genau das Richtige für Jule..." ,,Danke", sagte ich etwas verlegen. ,,Herzlich willkommen in der Familie", sagte Jules Dad dann nochmal zu mir und sie nahmen mich sogar auch in den Arm. ,,Jetzt habe ich aber Hunger", sagte meine Mum und alle lachten. Wir gingen alle in die Küche und ich ergriff Jules Hand und küsste sie nochmal vor unseren Eltern. Danach machten wir alle zusammen das Essen fertig und ließen es uns dann schmecken. ,,So ich wäre ja jetzt mal bereit für den Weihnachtsmann", sagte ich und alle lachten. ,,Na wenn du das meinst", sagte Jule.

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