Lena
Ich wurde von dem schrillen Klingeln meines Weckers geweckt. Normalerweise blieb ich ja wegen Jule noch liegen, aber jetzt doch aus Angst sie wiederzusehen. Die letzten Tage war es mir noch egal gewesen, weil ich einfach nur wieder trainieren wollte, aber heute wo es endlich soweit ist, will ich nicht. Manchmal denke ich, es wäre besser gewesen, doch zu wechseln, einfach nur um von Jule wegzukommen. Doch mein Herz war schlau genug, um zu wissen, wie unglücklich mich das machen würde. Es glaubt immernoch daran, dass Jule und ich uns wieder vertragen und ich wieder glücklich sein kann. Doch mein Kopf ist anderer Meinung, denn es war das beste für sie. Sie hätte diese Bronze Medallie nicht, wenn ich sie gebeten hätte, bei mir zu bleiben oder wenn ich mich nicht getrennt hätte und sie von sich aus hier bei mir geblieben wäre. Also eigentlich alles richtig gemacht, aber warum fühlt es sich dann trotzdem so beschissen an? Während ich mir weiter darüber den Kopf zerbrach, stand ich auf, ging ins Bad und in die Küche. Hunger hatte ich nicht, aber ich musste trotzdem etwas essen. In dem Moment hatte ich ein Déjà-vu: Jeden Morgen, wenn Jule und ich frühstückten, hatte sie auch nie Hunger und ich war immer diejenige, die ihr sagen musste, wie wichtig das ist. Und Jule war ein Sturkopf... ein totaler Sturkopf, aber in so manchen Momenten, hörte sie auf mich... warum auch immer.Jule
,,Aufstehen Schlafmütze!",kam ganz langsam in meinem Kopf an. Ich drehte mich um und zog die Decke nochmal über meinen Kopf, doch Rio hatte andere Pläne. Sie zog mir die Decke weg und sprang neben mich auf das Bett. Ich schlug sofort die Augen auf und setzte mich gerade und sah nur Rios schadenfrohes Lächeln. ,,Geht doch Frau Brand..." ,,Hmmm", grummelte ich nur zurück. ,,Komm Frühstück ist fertig... du musst ja fit für dein erstes Training sein", sagte sie und ging schonmal vor. Ich ließ mich nochmal zurück ins Bett fallen, in der Hoffnung einfach in einer anderen Welt aufzuwachen, wo es zwischen Obi und mir nicht so kompliziert war. Ich wurde wieder aus meinen Gedanken gerissen da Rio total laut, ,,Julleee jetzt komm!!!", durch die Wohnung brüllte. ,,Ich komme ja schon!", schrie ich zurück und schleppte mich langsam in die Küche. Es roch ziemlich gut nach Ei und Pancakes, aber ich hatte keinen Hunger... wie immer eigentlich. ,,Das sieht echt gut aus, aber ich hab noch keinen so großen Hunger. Ich esse nach dem Training okay?" ,,Jule, du brauchst Energie. Auch weil du gestern schon kein Abendbrot gegessen hast!" ,,Ich weiß, aber versprochen nach dem Training esse ich was.", versuchte ich Rio zu überzeugen. Nach kurzem Überlegen stimmte sie zu. In meinem Kopf kam der Gedanke daran, dass Obi mich überredet und nicht ohne etwas zu essen aus dem Haus gehen lassen hätte, aber sie war nunmal nicht da.Lena
Ich fuhr los zum Training und verspürte ein ungutes Gefühl im Magen... Angst. Ich hörte Musik und versuchte mich dadurch etwas abzulenken, aber es war schwieriger als gedacht. Als ich am Trainingsplatz ankam, sah ich noch nicht viele Autos. Doch anstatt auszusteigen, blieb ich noch kurz sitzen und atmete mehrmals tief durch. 3...2...1 und los. Ich stieg aus dem Auto und spürte sofort die kalte Windluft. Ich ging in die Umkleide und dort fielen mir sofort Nuria und Lynn um den Hals. ,,Obiii endlich bist du wieder da", sagten beide gleichzeitig. ,,Schön dich wiederzusehen", rief auch Poppi aus der Ecke, die sich gerade die Schuhe zuband. Es war ein so schönes Gefühl und es bedeutete mir viel, dass sich alle freuten mich zu sehen, denn sie waren auch meine Famile. Ich setzte mich neben Nuria und begann mich auch umzuziehen, während immer mehr und mehr Spielerinnen kamen. Jedesmal, wenn diese Tür aufging, hatte ich Angst sie würde es sein. Um mich abzulenken, unterhielt ich mich mit Nuria über diese Sache mit meinem Knie und die Zeit zu Hause und alles möglich. Dann ging die Tür ein weiteres Mal auf und da war sie... Jule. Es wurde aufeinmal ziemlich ruhig und alle Gespräche verstummten. Ich sah Jule an, aber sie vermied den Blick. Sie und Rio hatten beide schon Trainingsklamotten an und so plötzlich sie auch reinkommen waren, sagte Rio auch schon zu Jule: ,,Komm lass uns rausgehen". In meinem Kopf ging alles viel zu schnell. Meine Augen klebten an Jule und mein Herz pochte wie verrückt. Sie war genauso wunderschön, wie immer. Ihre blonden Haare die sie zu einem Zopf gebunden hatte, diese wunderschönen braunen Augen und diese rosa Lippen, die ich besser kannte, als alles andere. Poppi stupste mich an um mit mir rauszugehen, aber es war unfassbar. In meinem Kopf war nur noch Jule. Ich liebte sie schon immer zu sehr und selbst jetzt noch war sie meine größte Schwäche.Jule
Auf dem Weg zur Umkleide war ich total nervös. Ich hatte Obis Auto bereits auf dem Parkplatz stehen sehen und es machte mir einfach nur Angst. Rio legte ihren Arm um mich und flüsterte: ,,Heyy alles wird gut. Wir gehen dort rein, legen unser Zeug ab und gehen direkt raus. Du guckst sie einfach nicht an und dann wird das schon. Ich bin die ganze Zeit bei dir!" ,,Danke... für alles!", antwortete ich ihr leise. ,,Kein Ding, dafür sind Freunde doch da." Wir gingen rein und vor der Tür schaute Rio mich nochmal an. Ich nickte ihr zu und wir gingen in die Umkleide. Die ganzen Gespräche verstummten alle ab dem Moment, als ich rein kam. Es fühlte sich total unangenehm an und ich wollte jetzt einfach schon wieder nach Hause. Ich ging ein Stück weiter und da sah ich sie. Obi... neben Nuria. Sie sah glücklich aus, mit ihrem typischen positiven Lächeln, ihr zerzauster aber trotzdem perfekter Dutt und dieser Körper, den ich mittlerweile inn und auswendig kannte... alles war wie es einmal zu sein schien. Rio sagte, dass wir schonmal rausgehen und ich war nicht in der Lage etwas dagegen zu sagen, geschweige denn überhaupt etwas zu sagen. Draußen war es kalt durch den Wind, aber ich spürte nur diese innerliche Kälte, die in mir wuchs. ,,Soviel zu du guckst sie nicht an", sagte Rio lachend. Ich musste auch lächeln aber die Wunde war einfach zu groß ,,Wie soll ich sie auch nicht angucken...".Lena
Wir gingen alle nach draußen und wärmten uns auf. Der Wind wurde immer kälter und der Himmel sah so aus, wie ich... als würde er gleich weinen. Jule lachte mit Rio und es sah so aus, als würde sie einfach nur trainieren. Aber ich kannte sie zu gut. Ich erkannte die Trauer in ihren Augen, die Schwäche die sie versteckte, die Angst und Unsicherheit wegen dem was passiert war und die Gefühle, die wir immer noch für einander hatten. Es war so komisch... wir redeten nicht oder schrien uns an, aber das wusste ich auch vorher, weil wir beide nicht solche Menschen waren. Aber wir kommunizierten unbewusst durch Blicke und Bewegung und wir konnten das nur, weil ich wusste dass wir uns immernoch lieben. Jetzt und für immer.
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Einfach - Schön - Verliebt
RomanceDiese Geschichte handelt von den beiden Fußballerinnen Jule Brand und Lena Oberdorf, die sich ineinander verliebt haben und nun ihr Leben miteinander verbringen.