Ich kann nicht mehr

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Jule
Es war fürchterlich... ich war wie in einem Albtraum gefangen. Ich schlief ziemlich unruhig und spürte wie ich begann zu schwitzen. Plötzlich rüttelte mich jemand und ich wachte aus meinem Albtraum auf. Ich erschrak mich so sehr, dass ich anfing zu weinen und Obi zog mich sofort in ihren Arm und begann mich zu trösten. ,,Alles ist gut Prinzessin... ich bin hier... ich bin da", sagte Obi leise und drückte mich noch doller an sich ran. Ich weinte immernoch und vergrub mich in ihren Armen. Wir lagen geschlagene 20 Minuten einfach nur so da und ich konnte mich nur langsam beruhigen. Ich setzte mich auf und sagte leise ,,Danke..."
Obi blickte mich mit ihrem Blick an, der mich traurig machte und beugte sich langsam vor und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Ich lächelte leicht und dann fragte ich sie leise, ob wir ins Bett gehen können. Obi nickte mir zu und zog mich hoch. Wir gingen gemeinsam ins Schlafzimmer und legten uns eng umschlungen ins Bett.

Lena
,,Ich weiß, dass du nicht reden willst Madame, aber ich weiß nicht mehr weiter. Ich kann dir nicht helfen, wenn du mir nicht sagst was los ist, und ich würde dir aber sehr gern helfen", sagte ich zu Jule während sie sich in meinen Arm kuschelte. Jule guckte mich mit glasigen Augen an, bevor sie anfing zu reden. ,,Weißt du beim Training heute war ich schon nicht gut drauf. Ich weiß, dass ich mir die Hatekommentare nicht so zu Herzen nehmen soll, aber es ist so schwer für mich. Und die ganzen Sprüche und Nachichten machen mich einfach fertig und als du mich dann heute noch nichtmal verteidigt hast, hat mich das verdammt sehr verletzt. Und ich weiß nicht, ob du die Kritik von Kellermann an mich schon gesehen hast... ich glaube nicht, aber es fühlt sich gerade einfach alles so an, als würde mir Stück für Stück der Boden unter den Füßen weggezogen werden". Jule musste sich bemühen nicht wieder zu weinen. Ich schnappte mir kurz mein Handy und las mir die Kritik von Kellermann durch... ich wusste nicht was ich sagen sollte... „Ach Madame... ich hoffe du weißt, dass ich immer für dich da bin. Ich weiß es ist gerade alles ziemlich schwer und ich kann das verstehen, aber ich bin da für dich und du musst nicht perfekt sein, Jule. Niemand erwartet das von dir, außer vielleicht du selbst."

Jule
Ich weiß, dass niemand von mir erwartet, dass ich perfekt bin. Aber Obi hat auch recht, denn ich erwarte es von mir selbst. Ich weiß nicht einmal warum, aber ich habe einen Drang danach alles richtig machen zu wollen und ich will einfach nicht gesagt bekommen, dass ich schlecht bin... was ja bei der Kritik von Kellermann schonmal super geklappt hat. ,,Ich will doch einfach nur, dass diese ganzen Hatekommentare aufhören", sagte ich mit brüchiger, weinender Stimme. ,,Ich weiß... ich weiß Madame und ich verspreche dir das wird es, aber die Situation braucht einfach noch etwas Zeit..." ,,Aber ich habe keine Zeit... ich kann nicht mehr warten. Ich warte schon mein ganzes Leben, jahrelang warte ich schon auf irgendwelche Dinge, die sowieso nicht passieren. Bitte... ich möchte, dass das aufhört.", sagte ich und griff mit meinen Händen an meinen Kopf und merkte, wie Obi langsam verzweifelte. ,,Können wir jetzt einfach schlafen?", fragte ich um dieser Trauer auszuweichen. Obi nickte mir stumm zu.
,,Gute Nacht",sagte ich während ich auf meiner Seite lag und mich von Obi wegdrehte. ,,Gute Nacht", antwortete Obi neben mir. Es war komisch. Wir beide wussten gerade nicht mehr so richtig weiter. Deshalb gab es weder einen Gute Nacht Kuss noch Kuscheln, aber daran konnte ich auch nicht denken. Ich war einfach nur traurig und müde.

Lena
Jule hatte sich von mir weggedreht und ich drehte mich auch auf die andere Seite. Wir lagen eine halbe Stunde nebeneinander... beide wach, aber wir sagten kein Wort. Irgendwann schliefen wir dann beide ein, aber ich wachte immer wieder auf. Jule schreckte die ganze Zeit hoch oder atmete schwer und sie drehte sich die ganze Zeit hin und her was mich wach hielt. Ich ahnte, dass Jule wieder Albträume bekam, aber ich drehte mich nicht einmal um, um sie in den Arm zu nehmen und ehrlich gesagt, wusste ich nichtmal warum. Ich spürte wie meine Augen immer schwerer wurden und begannen zuzufallen. Ich hörte aber noch wie sich etwas im Bett bewegte und wie Jule sich aufsetzte und aufstand. Aber ich war zu müde und schläfrig, um hinterherzugehen. Ich dachte mir, dass Jule wahrscheinlich nur mal auf die Toilette muss und gleich wiederkommt. Ich schlief ein. Als ich aber 1 Stunde später kurz wach wurde, lag Jule immernoch nicht wieder im Bett.

Jule
Ich musste einfach aufstehen. Ich konnte meine Tränen nicht mehr halten und genauso konnte ich nicht im Bett anfangen zu weinen. Ich ging ins Badezimmer, schloss die Tür zu und stützte mich mit meinen Händen auf dem Waschbecken ab und guckte mich im Spiegel an. Sonst sah ich immer ein selbstbewusstes, fröhliches Mädchen... aber dieses mal fand ich nur eine zerbrechliche leere Hülle. Ich blickte mich an und Tränen begannen unaufhörlich über meine Wange zu rollen. Es war ein Moment, in dem ich das Gefühl hatte, mich selbst nicht mehr richtig zu kennen. Ich wusste nicht mehr, wer diese Person ist, die vor mir in dem Spiegel steht. Meine Knie knickten ein und ich sank langsam zu Boden und lehnte mich mit meinem Rücken an die Wand. Ich konnte nicht mehr zurück ins Bett gehen. Ich wollte Obi mit meinem Geheule nicht wecken und selbst wenn würde sie es nicht verstehen, wie schwer es gerade für mich ist. Also blieb ich einfach an der Wand sitzen und vergrub meinen Kopf in meinen Armen und versuchte mich in den Schlaf zu weinen...

Lena
Es war so etwa gegen 6 als ich aufwachte und auf die Uhr guckte. Ich versuchte mit meiner Hand Jules Hand auf der anderen Seite des Bettes zu finden, aber da war nichts. Ich schlug meine Augen auf und verfiel in Unruhe, als ich sah, dass die Seite neben mir schon seit einiger Zeit leer war. Ich ging aus dem Bett und suchte zuerst im Wohnzimmer nach Jule, aber ich fand sie nirgendwo. Als ich wieder auf dem Weg ins Schlafzimmer war, hörte ich ein leises Schluchtzen. Ich öffnete vorsichtig die Badezimmertür und dort sah ich sie. Jule saß zusammengekauert an der Wand... ihre Augen waren schwer gerötet, als hätte sie die ganze Nacht geweint und sie zitterte leicht. Jule hob leicht ihren Kopf als ich mich vor sie kniete und mit meiner Hand vorsichtig über ihr Knie strich. Jule blickte mich mit galsigen, verquwollen Augen an und sagte leise mit brüchiger Stimme: ,,Ich kann nicht mehr ! "

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