Lena
Das Spiel war vorbei und ich freute mich, aber nach Jules Tor wollte ich nur noch in mein Zimmer. Ich musste mich zusammenreißen nicht zu weinen, weil sie mir so fehlte. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und drückte mein Kissen gegen mein Gesicht. Kurze Zeit später klopfte es aber an meine Tür. ,,Ja!", rief ich, obwohl ich allein sein wollte. Jule zu sehen, auch wenn es nur im Fernsehen war... tat weh, ihr nicht schreiben zu können und ihr nicht sagen zu können, wie stolz ich auf sie war. Meine Mum kam rein, Rookie (Hund) hinter ihr her, und setzte sich neben mich auf mein Bett, während Rookie sich an meine Beine legte. ,,Gutes Spiel oder... hätte nicht besser laufen können?", fragte sie. Ich wusste, dass es ihr nicht um Fußball ging, sondern um etwas anderes. ,,Mum... worüber willst du wirklich reden? Ich kenne dich..", sagte ich lachend und sah wie meine Mum auch lächelte. Sie war der wichtigste Mensch in meinem Leben und ich kannte sie zu gut, um zu wissen, dass sie was anderes will. ,,Wir können über meine Verletzung reden, wenn du das willst... es ist okay.", sagte ich hinterher. Ich wusste, dass ich mich damit abfinden musste und es half zu wissen, dass ich nach Olympia wieder ins Training einsteigen konnte und endlich wieder spielen konnte. ,,Ich will nicht über dein Knie reden, Lena." Ich war verwundert... das war wahrscheinlich das erste Mal, dass ich nicht wusste, was meine Mum wollte. ,,Worüber dann?", hakte ich nach. ,,Ich wollte mit dir über Jule reden." Mein Herz sackte in dem Moment, als sie ihren Namen ausparach, zusammen. Damit hatte ich nicht gerechnet, dass sie geanu darüber reden wollte.Jule
Wir waren zurück im Hotel und stiegen alle aus dem Bus. Ich hatte Airpods im Ohr und spürte deshalb nur eine Hand auf meiner Schulter. Ich drehte mich um und Horst schaute mich an. Ich nahm meine Airpods aus dem Ohr und zwang mir ein Lächeln auf die Lippen. ,,So guckt keiner nach einem Sieg und vorallem nicht nach einem Tor... also was ist los?" Ich wollte gerade etwas sagen, als Lea und Giuli an uns vorbeigingen und Lea Giuli ihr Handy ins Gesicht streckte ,,Guck mal wie süß von Obi!" Ich wusste, dass Lea ihr die Insta Story zeigte und die Erinnerung daran, machte meine Laune nicht besser. Horst verstand die Sache sofort und zog mich etwas zur Seite, weg von den Anderen. Sein Blick war ernst, aber auch voller Verständnis, und das überraschte mich nicht. ,,Jule," begann er leise, ,,ich weiß, dass es schwer ist, hier zu sein, wenn ein Teil von dir woanders sein möchte. Du musst nicht so tun, als wäre alles in Ordnung, wenn es das nicht ist." Ich schluckte und versuchte, meine Emotionen unter Kontrolle zu halten, aber es fiel mir schwer. ,,Ich... ich weiß, dass ich mich auf Olympia konzentrieren sollte. Es ist mein Traum, hier zu sein, aber alles erinnert mich an sie.Lena
Ich hatte gehofft, dem Thema entkommen zu können, zumindest für heute, aber meine Mum ließ nicht locker. Sie legte eine Hand auf mein Knie und sah mich mit diesem durchdringenden Blick an, den nur Mütter haben, wenn sie wissen, dass etwas nicht stimmt. „Lena, ich sehe doch, wie es dich mitnimmt. Und ich verstehe, dass du nicht drüber reden willst, aber manchmal macht es das besser... ", sagte meine Mum leise. Ich blickte stumm zu ihr und dann auf die gegenüberliegende Wand. ,,Was ist denn passiert?",hakte meine Mum vorsichtig nach. Ich seufzte und erklärte ihr: „Ich musste mich von ihr trennen, ich konnte nicht anders, Mum. Es wäre nicht fair gewesen, sie an mich zu binden, während ich..." Ich zeigte auf mein Knie, als wäre das die Antwort auf alles. „Während du verletzt bist und nicht mit ihr nach Olympia konntest?", vervollständigte sie meinen Satz. „Ja, genau deshalb. Sie sollte sich auf ihre Karriere konzentrieren können, ohne sich Sorgen um mich machen zu müssen. Es ist das Beste für sie", sagte ich und versuchte, mich selbst davon zu überzeugen. Meine Mutter betrachtete mich eine Weile schweigend, während sie selbst Tränen im Auge hatte, dann seufzte sie leise. „Und was ist mit dir, Lena? Was ist das Beste für dich?" ,,Das ist egal...", erwiederte ich. ,,Nein ist es nicht!" ,,Doch, denn das Einzige, was mir jemals was bedeutet hat, ist Jule und solange es ihr gut geht, geht es mir auch gut.", sagte ich zurück. ,,Ach und du denkst wohl Jule geht es gut, Lena?" ,,Ja... Nein... ach keine Ahnung.", sagte ich verzweifelt. Ich wusste warum ich über dieses Thema nicht reden wollte. Meine Mum wollte mich in den Arm ziehen, aber ich wich zurück. ,,Heyy Süße... das wird schon alles wieder", sagte meine Mum und strich mir über den Rücken. „Ich wünschte nur, ich hätte es anders gemacht. Ich wünschte, ich hätte... sie nicht so sehr verletzt," flüsterte ich, die Worte nicht hörbar.Jule
„Ich weiß, dass es schwer ist, Jule", sagte Horst sanft, „aber du musst dir selbst die Chance geben, das hier zu genießen. Das ist dein Moment, auch wenn es nicht einfach ist." Ich nickte stumm, unfähig, etwas zu sagen. Die Wahrheit war, dass es fast unmöglich schien, diesen Moment zu genießen. Wir redeten noch kurz und dann wollte ich eigentlich in mein Zimmer gehen, aber Kathy zog mich in die Lobby, wo die Anderen saßen. ,,Juleee", schrie Laura, als sie mich sah und rückte ein Stück, damit ich mich neben sie setzen konnte. Laura zog mich in ihre Arme und sagte: ,,Lächelnnn wir haben gewonnen und du hast ein Tor geschossen!" Ich musste lächeln, auch wenn mir gar nicht danach war. ,,Genauu bisschen mehr Freude", sagte nun auch Poppi. Wir fingen an über belanglose Dinge zu reden und es fühlte sich unfassbar gut an. Das erste Mal seit langem, dass ich mich ein bisschen loslassen konnte. Die Gespräche drehten sich um alles Mögliche - von der Taktik des Spiels bis hin zu lustigen Geschichten aus der Vergangenheit. Es war fast, als wäre alles normal, als wäre ich einfach nur Jule, das Mädchen, das Fußball liebte und gerade ein Tor bei Olympia geschossen hatte. Dieses Gefühl hatte ich vermisst.Lena
Nachdem meine Mum wieder gegangen war, war ich wieder allein in meinem Zimmer. Also eigentlich nur fast... Rookie lag noch immer an meinen Beinen und ich begann ihn zu streicheln. „Weißt du, Rookie," flüsterte ich, während meine Hand über sein weiches Fell strich, „alles fühlt sich so leer an ohne sie." Ich spürte, wie sich die Tränen in meinen Augen sammelten, aber ich kämpfte dagegen an. Ich wollte nicht wieder weinen. Rookie hob den Kopf, als ob er mich verstehen könnte. Seine Augen blickten mich treu und verständnisvoll an, und ich fühlte mich ein wenig getröstet. „Warum musste alles so kompliziert werden?", murmelte ich, während ich weiter über sein Fell strich. „Ich wollte doch nur das Beste für sie, aber das war es wohl nicht." Und sie geht nicht mehr aus meinem Kopf.
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Einfach - Schön - Verliebt
RomanceDiese Geschichte handelt von den beiden Fußballerinnen Jule Brand und Lena Oberdorf, die sich ineinander verliebt haben und nun ihr Leben miteinander verbringen.