Wieder zurück

298 16 10
                                    

Jule
Der Schlusspfiff ertönte und plötzlich, innerhalb weniger Sekunden, war es geschafft: Wir hatten Bronze gewonnen. Meine erste Medaille bei Olympia. Die Euphorie der anderen um mich herum war spürbar - alle schrien, jubelten und fielen sich in die Arme. Aber in mir herrschte Stille. Ich stand auf dem Platz, nahm die Geräusche wahr, die Umarmungen meiner Teamkolleginnen, aber mein Kopf war woanders. Ich versuchte, mich auf diesen Moment zu konzentrieren, die Bedeutung zu spüren, aber es fühlte sich leer, aber auch surreal an. Obi hätte hier sein sollen. Sie hätte neben mir auf dem Platz stehen und mich küssen sollen. Ich schaute auf mein Handy und sah ganze viele Nachrichten von Freunden und meiner Familie, die mir alle gratuliert hatten. Das machte mich tatsächlich glücklich und ich fing an zu realisieren, dass ich eine Olympiamedaille hatte. Klara kam auf mich zugerannt und sprang hoch. Ich fing sie auf und wir freuten uns wie zwei kleine Kinder. Ich konnte lachen und fühlte mich von der einen auf die andere Sekunde richtig gut. ,,Ich bin stolz auf dich...", sagte Horst zu mir als ich Klara runtergelassen hatte und wir zu den andern gerannt sind. ,,Danke", sagte ich und nahm ihn in den Arm. ,,Danke für alles... dass du an mich geglaubt hast und mir immer vertraut hast. Ich werde dich sehr vermissen..." Horst musste lächeln und ich weiß, dass es ihm auch schwer fiel uns zuverlassen. Die anderen kamen dazu und es artete in eine riesen Gruppenumarmung aus.

Lena
Sie hatten es geschafft... sie hatten eine Medaille. Ich war stolz auf die Mannschaft, sie hatten es verdient. Aber ich freute mich noch mehr, dass ich jetzt endlich wieder trainieren konnte. Meine Sachen waren schon gepackt, weil meine Mum mich heute wieder zurück nach Wolfsburg fuhr. Die Freude überwog der Angst Jule in ein paar Tagen wiederzusehen. Meine Mum rief von unten ,,Wir müssen los!!!". Ich ging langsam nach unten und verabschiedete mich von meinem Dad und Rookie bevor ich zu meiner Mum ins Auto stieg. Im Auto war eine entspannte Stille bis meine Mum fragte ,,Und freust du dich endlich wieder trainieren zu können?" ,,Ja total, ich habe es echt vermisst mit den Mädels auf dem Platz zu stehen..." ,,Kann ich mir vorstellen.", antwortete meine Mum, aber sie merkte dass ich die Ruhe gerade genoss und drehte deshalb einfach nur das Radio ein bisschen auf. Ich nahm mein Handy und schrieb ein bisschen mit Lea und Giuli, schaute mir die ganzen Insta-Storys und Beiträge an und kommentiert die einen oder anderen. Dann stieß ich auf ein Bild von Klara und Jule bei der Medaillenübergabe und war sofort nur auf Jule fokussiert. Ihre Augen glänzten und ich liebte ihr Lächeln einfach. Ein paar Stunden später kamen wir dann endlich in Wolfsburg an. Es hatte sich nichts verändert, alles war wie immer. Meine Mum hielt vor der Wohnung und half mit beim Auspacken und Hochtragen. Ich schloss die Wohnungstür auf und trat in einen kalten dunklen Flur. Meine Mum schaltete hinter mir das Licht an und ich konnte nocheinmal besser, die verlassene Wohnung betrachten. Während ich mein Zeug ins Schlafzimmer brachte, bleib meine Mum im Flur an der Anrichte mit den Bildern von Jule und mir stehen. Urlaubilder, welche vom Weihnachtsmarkt... ,,Hübsche Bilder oder?", fragte ich lachend, aber auch etwas traurig. ,,Ja... sehr hübsch. Ihr beiden seht so glücklich aus umd vorallem... ich hab dich noch nie so glücklich gesehen. Auf jedem Bild, die Art wie du sie anschaust..." Ich blickte kurz auf dir Bilder, aber lange hielt ich es nicht aus. ,,Komm lass uns ins Wohnzimmer gehen!"

Jule
Ich wachte am nächsten Morgen auf. Heute war Tag der Abreise. Gestern hatten wir noch lange gefeiert und getrunken und es war echt toll und ich freute mich gar nicht heute wieder nach Wolfsburg zu fahren. Während ich, noch vor dem Frühstück, begann meine Sachen zu packen, rief ich Rio an und fragte ob ich wieder zu ihr gehen kann. Ich wusste nicht, ob Obi schon wieder da war oder noch bei ihren Eltern war, aber ich wollte nix riskieren. Rio stimmte natürlich zu und ich freute mich wenigstens auf sie. Als ich fertig war mir packen, klopfte es an meiner Tür. ,,Naa Julchen gehst du mit mir Frühstück", fragte Klara mit ihrem niedlichen Lächeln. ,,Es wäre mir eine Ehre",sagte ich lachend und wir gingen runter in den Speisesaal. Klara war in der Zeit zu einer sehr sehr engen Freundin geworden mit der ich über alles sprechen konnte und sie lenkte mich auch von der Obisache ab. Als wir im Speisesaal ankamen, nahmen wir uns Frühstück und setzten uns an einen Tisch. ,,Ich will nicht zurück nach Wolfsburg", sagte ich während ich lustlos in meinem Essen rumstocherte. ,,Ach Jule... ich kann das schon verstehen, aber vielleicht müsst ihr auch mal miteinander reden, weißt du?" ,,Ich hab ihr aber nix zu sagen!", antwortete ich. ,,Jule Brand, du und dein Dickkopf...man man".

Lena
Es war so gegen 10 Uhr als meine Mum, nach dem Frühstück beschloss, wieder nach Hause zu fahren. Ich brachte sie zur Tür und verabschiedete mich von ihr. ,,Pass auf dich auf Mama... ich hab dich lieb" ,,Ich hab dich auch lieb und heyy, rede mit Jule okay? Ihr könnt das wieder gerade biegen." Ich lächelte und nickte nur und winkte ihr dann, bis sie mit den Fahrstuhl nach unten fuhr. Und da war ich dann wieder alleine, alleine in dieser Wohnung. Ich hielt es gerade mal 10 Minuten aus bis ich mir meinen Autoschlüssel schnappte und erstmal eine Runde spazieren ging, um dann einkaufen zu gehen, nur um rauszukommen. Beim Einkaufen traf ich auf Rio und ihrem Blick nach zu urteilen, war sie sehr überrascht mich zu sehen. ,,Heyy Obi", sagte sie etwas zurückhaltend. ,,Heyy... na was gibt's Neues?" Rio zögerte und benahm sich irgendwie komisch. ,,Was ist los? Hmm?" Rio antwortete nicht. ,,Rio was ist los?? Ist etwas mit Jule?", begann ich panisch. ,,Nein... Ja... also eigentlich nicht. Sie kommt heute Abend noch an und sie kommt wieder zu mir." Auch wenn ich es wusste, traf es mich trotzdem wie ein Stich ins Herz. ,,Ah okay, dann schönen Abend... ich muss jetzt los", sagte ich kalt und verletzt. Ich bezahlte und rannte dann zu meinem Auto. Als ich drin saß, begann ich unkontrolliert zu atmen. Jule, Jule, Jule... da war nur noch Jule.

Jule
Zurück in Deutschland musste wir alle in unterschiedliche Richtungen. Die einen flogen noch weiter nach Bayern oder Frankfurt und ich und die anderen Wölfinnen wurden nach Wolfsburg gefahren. Ich verabschiedete mich von allen und vor allem Klara und ich umarmten und lange. ,,Ich werde dich vermissen Klara", schniefte ich in ihren Pulli. ,,Ich dich auch Jule... aber heyy es wird alles gut und wir schreiben ganz viel." Wir umarmten uns nochmal bevor ich dann ins Auto stieg. Ich nahm meine Airpods und hörte dann Musik. Es begann draußen zu regnen... typisches Wolfsburgwetter und nach knapp 1½ Stunden später, während draußen die Landschaft am Fenster vorbeigezogen war, waren wir angekommen. „Wolfsburg...", murmelte ich leise zu mir selbst. „Wieder zurück."

Einfach - Schön - VerliebtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt