Tales of Natheria Kapitel 19. In der Fremde

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Myra stand am Bug des Schiffes und starrte auf die endlosen Weiten des Meeres. Der Anblick war gleichermaßen beeindruckend wie beängstigend. Die unendliche Dunkelheit des Ozeans erstreckte sich bis zum Horizont, wo sich Himmel und Wasser in einem fernen, kaum sichtbaren Punkt zu berühren schienen.

Raon kam zu ihr und beobachtete ebenfalls den Ozean. "Der Ozean ist wirklich beeindruckend, oder?" fragte er und ließ seinen Blick über die glitzernde Wasseroberfläche schweifen.

Myra nickte, ohne den Blick von der Szenerie abzuwenden. "Ja, es ist wunderschön. Ich habe zuvor noch nie ein Ozean gesehen. In der Dämonenwelt gibt es nur Meere aus Feuer und Lava, und sie sind alles andere als einladend."

Raon hob eine Augenbraue. "Wirklich? Kein normales Meer?"

Myra schüttelte den Kopf. "Nein, in der Dämonenwelt gibt es kaum etwas, das diesem Anblick so ähnelt. Es ist eine raue und feindselige Umgebung, ganz anders als diese friedliche See."

Raon lächelte und genoss den Moment der Ruhe. "Es ist schön, dass du die Gelegenheit hast, diese Welt kennenzulernen. Sie hat so viel zu bieten, auch wenn sie ihre eigenen Herausforderungen mit sich bringt."

Myra stimmte ihm zu und blickte weiterhin auf den Ozean hinaus. "Ja, das habe ich bereits gemerkt. Es ist seltsam, wie sehr sich meine Welt und diese unterscheiden. Aber ich bin froh, dass ich hier sein kann und diese Erfahrungen machen darf."

Raon, der neben Myra stand, wagte es, eine persönliche Frage zu stellen. "Darf ich dich etwas fragen?", begann er vorsichtig.

Myra wandte ihren Blick von der endlosen Weite des Meeres ab und sah Raon an. "Natürlich, Raon. Frag nur."

Raon überlegte einen Moment, bevor er fragte: "Hast du eigentlich eine Familie in der Dämonenwelt?"

Myra seufzte leise und schien einen Augenblick in Erinnerungen zu schwelgen. "Meine Familie bestand nur aus meinem Vater. Meine Mutter starb, als ich noch sehr jung war. Mein Vater hat nie darüber gesprochen, wie sie gestorben ist."

Raon nickte verständnisvoll, erahnte jedoch, dass es für Myra ein schmerzliches Thema sein musste. Dennoch ging er weiter und fragte: "Und hattest du Freunde dort? Dämonen, mit denen du dich verbunden gefühlt hast?"

Myra zögerte einen Moment, bevor sie antwortete: "Nun ja, so wirkliche Freunde hatte ich nie. Es waren mehr Bekanntschaften, wenn überhaupt. Die Dämonenwelt ist ein sehr einsamer Ort. Jeder ist sich selbst der Nächste, und nach dem Tod meines Vaters wurde es umso schwieriger. Es gibt wenig Raum für Freundschaft und Vertrauen in einer Welt, in der jeder ums Überleben kämpft."

Raon nickte verständnisvoll und spürte, dass er einen sensiblen Punkt berührt hatte. Er wollte Myra nicht weiter bedrängen und beschloss, das Thema zu wechseln, um die Atmosphäre aufzulockern. "Nun, du hast jetzt Freunde bei uns, und wir stehen zusammen. Wir sind wie eine Familie, die füreinander da ist, Myra."

Myra lächelte Raon an, und in diesem Lächeln lag Dankbarkeit und Wärme. "Ja, das habe ich gemerkt, Raon.

Talrin und Saeran näherten sich Myra und Raon, während das Schiff sanft über die Wellen glitt. Talrin sprach mit einem Hauch von Aufregung in der Stimme: "Myra, Raon, wir sollten uns vorbereiten. Wir erreichen in Kürze den Hafen von Bomba. Es ist an der Zeit, das Schiff zu verlassen und das Land zu betreten."

Myra und Raon nickten und standen auf. Myra warf einen letzten Blick auf das Meer und sagte: "Es ist aufregend, endlich an Land zu gehen und unsere Suche fortzusetzen."

Raon stimmte zu: "Ja, und Zeit wird es".

Saeran fügte hinzu: "Ich habe bereits einige Informationen über Bomba gesammelt. Es ist eine geschäftige Hafenstadt, in der viele Kulturen aufeinandertreffen."

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