Zeitreise?!

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Finn

1716?!

Echt jetzt?! Die Ponte Reeves eine Zeitmaschine, so wie der DeLorean von Doc Brown aus „Zurück in die Zukunft"? Nur mit dem kleinen Unterschied, dass wir kein Plutonium benötigt haben, um diese Reise anzutreten. Noch weniger den Fluxkompensator, der diese ja erst möglich macht. Nur wie gelangen wir wieder zurück? Kommen wir überhaupt wieder zurück ins Jahr 2023?

Es ist auch nicht so eine Zeitmaschine, die Gwen und Gideon in der Rubinrot-Reihe, verwenden. Meine Freunde und ich mussten nicht erst jeweils einen Tropfen unseres Bluts opfern, um auf diesem Schiff hier gelandet zu sein. Noch weniger können wir dadurch unsere Zeitreisen kontrollieren. Ich glaube nicht, dass meine Freunde und ich dieses Gen in uns tragen. Nein, wir sind durch einen blöden Zufall hier und wenn ich ehrlich bin, dann zweifele ich gerade etwas an meinem Verstand.

Ich meine... Hallo? Eine Zeitreise?! Ist das überhaupt möglich? So etwas sieht man doch immer nur in Filmen und ja, manchmal liest man es auch in Büchern, wo ich eher für die erste Variante, bin. Mit Büchern habe ich es nicht so. Irgendwie total die Ironie, dass ich trotzdem jahrelang Tagebuch geführt habe.

Nein, unsere Zeitmaschine, ist ein altes Bootswrack, das ungefähr zeitgleich zu meiner Geburt, im Wattenmeer kenterte und bisher wohl nur darauf gewartet hat, dass ich es besuche, nur um dann in diesen bescheuerten Strudel zu fallen, der mich ausgerechnet ins 18.te Jahrhundert brachte. Also wenn das kein Grund ist, dass ich momentan ein wenig Panik schiebe, dann weiß ich auch nicht. Ich will doch einfach nur zurück. Ja, ich würde auch sofort zu meinen Eltern gehen und mich mit Naomi und ihnen, aussprechen.

Das schlimmste ist aber, dass ich den genauen Grund für diese „Reise ins Ungewisse", noch immer nicht kenne. Ich meine, wenn ich Joseph glauben soll, oder wohl viel mehr Captain Black J, dann bin ich derjenige, der ihn erlösen kann. Da bleibt allerdings noch die bescheuerte Frage, von was genau und noch viel wichtiger, warum gerade ich? Ich meine, ich bin doch ein stinknormaler sechszehnjähriger Junge, der nicht unbedingt... besonders ist.

Ja, laut meinen Eltern bin ich ziemlich frech, schon immer gewesen und auch sehr mutig, was mich schon des Öfteren in Schwierigkeiten gebracht hat. Aber irgendeine besondere Gabe habe ich nicht. Zumindest keine, die sich mir schon offenbart hat-

Gibt es irgendeinen Fluch, der auf Black J liegt? Womöglich wurde er verhext. Vielleicht eilt ihm ja auch einfach nur sein Ruf als chaosstiftender Pirat, voraus.

Das alles ist völlig absurd, so krass, dass ich anfange zu lachen. Ja, ich kann das Grinsen nicht mehr halten, pruste los und ernte nicht nur von meinen Freunden irritierte Blicke. Black J mustert mich ganz genau. Seine dunkelbraunen Augen scheinen sich dabei in meine Seele zu fressen, aber im Moment stört es mich nicht im geringsten und da ist keine... Angst. Ich kichere weiter, versuche angestrengt nach Luft zu holen, während ich lauthals lache, ja fast schon weine und mir die rechte Hand in den Bauch drücke, weil ich langsam Bauchschmerzen bekomme.

Irgendwann beruhige ich mich, schnappe tief nach Luft und huste ein paar Mal. Keiner in dieser Kajüte hat sich bewegt. Meine Freunde nicht, die sich gegenseitig anschauen und bestimmt gerade fragen, was verdammt nochmal in mich gefahren ist. Und genauso wenig Black J, dessen Blick noch immer auf mir liegt. Die Augenbrauen nach oben gezogen, blickt er mich skeptisch an, ehe er leise brummt:" Wenn ich es nicht genau wüsste, dann würde ich sagen, du hast schon ein paar Becher Rum geschluckt, mein Junge".

Ich muss unbedingt mit meinen Freunden alleine sprechen. Ob sie schon kapiert haben, was sich hier abspielt? Die Sanduhr ist noch immer nicht komplett durchgelaufen, so kann es durchaus noch dauern, bis Black J sich hinlegen wird. Ein Weilchen schaue ich dem feinen Sand zu, wie er sich langsam und gleichmäßig durch die Kolben drückt. Vielleicht versuche ich ja auch einfach nur Zeit zu schinden.

„Ihr solltet schlafen gehen", murrt Black J plötzlich und etwas an seinem Blick verändert sich. Plötzlich meine ich so etwas, wie Sorge, in seinen tiefbraunen Augen, zu lesen. Dieser Mann erinnert mich so sehr an Papa, wohl einer der Gründe, warum ich jede seiner Mimik sofort deuten kann. Ein ziemlich heftiger Stich fährt mir durchs Herz und ich schlucke schwer.

Plötzlich ergibt es so viel Sinn. Joseph muss die Wahrheit sagen. Er ist also tatsächlich einer meiner Vorfahren und Papa scheint so viel von ihm geerbt zu haben, dass es schon wieder unheimlich ist. Zumindest im Aussehen. Ich dagegen sehe Papa so gar nicht ähnlich, viel mehr komme ich da ganz nach irgendeiner Oma mütterlicherseits, die ich leider nie kennengelernt habe.

Obwohl ich so viele Fragen habe, nehme ich Black J's Angebot gerne an. Keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen ist, seit wir durch das Watt gestiefelt sind und anschließend hier auf diesem Schiff gelandet sind. Ehrlich gesagt, fallen mir die Augen schon seit einer geraumen Zeit, immer wieder zu und jetzt, wo ich es zulasse, fühle ich mich auch ziemlich schläfrig.

Black J sagt kein Wort mehr, als er uns still in eine Kajüte führt, die ich vorhin nicht sehen konnte. Sie grenzt an eine andere an und ist daher ziemlich versteckt. Hier drinnen stehen genau zwei Etagenbetten, also sind meine Freunde und ich, unter uns. Mit so einem Luxus hatte ich nicht gerechnet, bin aber ziemlich dankbar dafür.

Kaum, dass wir alleine sind, reden wir alle gleichzeitig los, so dass wir kein einziges Wort verstehen. Darauf folgt Gekicher, ehe Merlin rausplatzt:

„Sind wir tatsächlich in der Zeit gereist, Leute? Und ist dieser Black J tatsächlich Joseph Aalbert. Schon gruselig, wie ähnlich er Andreas, sieht".

„Ich glaub's nicht", murmelt Amelie immer und immer wieder. Auf ihren Wangen zeichnen sich noch die Spuren ihrer Tränen ab, die sie vor ein paar Minuten noch vergossen hat. „Ich glaube es echt nicht".

„Was mich viel mehr beschäftigt, ist die Frage, was genau das für ein Fluch ist, der auf Black J liegt". Ich reibe mir durch die erschöpften Augen. „ Meint ihr, dass es ein Fluch ist, der auch auf meiner Familie liegt und nicht nur auf Black J?"

Eine einzelne Träne entflieht meinem Auge und ich wische sie verstohlen weg.

„Ich denke, wir sollten erst einmal schlafen...", meint Lena fürsorglich. „ Wir kommen nicht weiter, wenn wir alle nicht mehr klar denken können."

„Zumindest hat Black J uns nicht zu Mithilfe auf Deck, verdonnert", murmelt Amelie leise. „ Er kann kein so schlimmer Pirat sein, wenn er sogar die Gesellschaft von zwei jungen Frauen auf seinem Schiff duldet, ohne uns gegenüber anstößig zu werden."

Daran hatte ich ja noch gar nicht gedacht.

Wo zur Hölle, habe ich meine Freunde da nur mit hineingezogen?

Reise ins UngewisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt