Fragen über Fragen

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Finn

Es wird ein bisschen gekämpft in diesem Kapitel, nur damit ihr Bescheid wisst. Aber ich gehe bei den Beschreibungen nicht ins Detail! 


Es ist ein absurder Anblick, ja er ist eigentlich noch so viel mehr, fast schon beängstigend und ich ducke mich mehrmals, weil ich beinahe schon panische Angst habe, dass ich der nächste bin. Derjenige, der daran glauben muss, wenn ein anderer gefallen ist. Dabei habe ich keine Ahnung von einem Kampf, geschweige denn Lust dazu. Vielleicht könnte ich mich mit den Fäusten wehren, aber selbst das scheint mir falsch. Wenn ich das tue, dann nur aus Spaß, aber doch nicht um jemanden zu verletzen-

Die gesamte Crew kämpft. Ja, sie gehen auf die Männer des anderen Schiffes los, benutzen dabei ihre Waffen, Dolche und Pistolen, die an ihren Uniformen hängen. Silbrig glänzende Klingen, klirren aufeinander. Chaotische Rufe durchbrechen das Morgengrauen und übertönen das sanfte Wiegen des Meeres. Es ist ein einziges Durcheinander an kämpfenden, fluchenden Menschen, aber die Crew von Black J hat definitiv die Überhand. Sie drängen die anderen Männer immer mehr in die Falle und ich meine ab und an, sogar ergebene Hilfeschreie von diesen, durch den Lärm, zu hören.

Nach ein paar weiteren, wohl...Minuten ist das Schauspiel vorüber. Ich traue mich gar nicht das Schlachtfeld anzusehen und so senke ich meinen Blick und betrachte das Holz, auf dem ich stehe. Mache mich somit so klein wie möglich. Nicht, dass doch noch jemand auf die Idee kommt, Merlin und mich zu attackieren. 

Die Dielen haben, wohl aufgrund der Witterung und des Lichteinflusses der Sonne, eine einzigartige Farbe angenommen, die einzelnen Holzstücke wirken beinahe schon dunkelgelb und etwas, wie Schlamm und Staub hat sich darauf gesammelt.

Bestimmt sehe ich gleich überall verwundete Männer, die von Black J eiskalt über die Planke geschmissen werden, so als wären sie einfach nur Fischfutter und keine noch womöglich... lebenden, Menschen. Aber ich höre keine Schmerzensschreie, noch weniger bittendes Flehen. Unsicher hebe ich meinen Kopf und vor Erstaunen, klappt mir der Mund auf. Wie durch ein Wunder, wurden Merlin und ich kein einziges Mal bedroht und auch die Männer des fremden Schiffes scheinen... unverwundet! Ich muss ein paar Mal hinsehen, um es ganz zu begreifen. Niemand hier auf diesem Schiff hat wirklichen Schaden genommen. Hie und da ein paar Kratzer an den Oberarmen und im Gesicht vielleicht, die aber kaum bemerkenswert scheinen. Dabei sah dieser Kampf so real aus. Und die Schüsse aus den Pistolen, hallen noch jetzt in meinen Ohrmuscheln, nach-

Jetzt schüttelt ein großer, ziemlich schlaksiger Mann, Black J's Hand. Er erinnert mich ein wenig an Captain Hook, wie er in „Once upon a Time", dargestellt wird. Lena hat einen ziemlichen Narren an diesem Typen gefressen und so musste ich mir so gut wie jede Folge mit ihr anschauen. Dunkelbraunes, fast schwarzes, ziemlich kurzes Haar, eine schwarze, edle Uniform, die ihm bis zum Knie reicht und darunter eine edle, rotfarbene Weste, die mit zahlreichen großen Knöpfen bestickt ist, die mehr als Deko dienen, denn zu ihrem Zweck.  Der schwarze Flaum auf seiner Brust, ist deutlich zu sehen und ich wette, dieser Kerl hat keine Probleme, an jedem Hafen, eine andere Lady, abzuschleppen. Fehlt nur noch der typische Haken, der hier jedoch nicht vorhanden ist. Dieser Mann, hat zwei gesunde Hände, die er während dem Reden wild bewegt. 

Was tut man nicht alles, für seine Freundin?

Aber das hier ist definitiv keine Serie und erst recht kein Märchen. Es ist unwiderruflich und glasklar, die Wahrheit. Und ich weiß ehrlich nicht, warum ich gerade jetzt, an so etwas denke. Die Mädchen sind noch in der Kajüte und ich hoffe so sehr, dass sie sich gegenseitig Halt geben können.

Und dann beginnen die Männer der anderen Crew, gemeinsam mit denen von Black J, dutzende Kisten von dem anderen Schiff, auf dieses Deck hier, umzulagern. Das ständige Ächzen und Schnaufen ist jetzt das, was ich bewusst wahrnehme, daneben noch das Schleifen der schweren Holzkisten, über das teils, von der spritzendes Gischt, feuchte, Holz.

Merlin und ich schauen noch immer nur zu. Unfähig, uns zu rühren, geschweige denn mitzuhelfen. Kaum einer beachtet uns. Es ist als wären wir zwar da, aber irgendwie auch nicht. Ein paar Männer grinsen uns ziemlich gruselig an und offenbaren so ein paar Zahnlücken, aber ansonsten sind wir wie die Luft. Unsichtbar und trotzdem da.

„Ich hätte mich beinahe ein gepinkelt", gibt Merlin nach einer Weile zu. Seither hatten wir nicht mehr miteinander gesprochen. Es ist irgendwie etwas beruhigend, dass ich nicht der Einzige bin, der ziemlich... Schiss hatte. „ Was genau geht hier vor sich, Finn?"

„Ich weiß es nicht", sage ich nüchtern und zucke kurz mit der Schulter, während ich Merlin direkt in die Augen schaue.

Dann wandert mein Blick weiter, er fokussiert sich schließlich auf Black J, der heute eine ähnliche Uniform trägt, wie ich sie anhabe. Sie ist etwas länger und nur mit kurzen Armen, aber von derselben schwarzen Farbe, bestickt mit den silberfarbenen Knöpfen, darunter trägt er eine weißes Baumwollhemd, das schlicht und trotzdem ziemlich edel wirkt. Gespannt öffnet er eine der Kisten, wozu er sich mit dem Rücken zu mir dreht, so dass ich natürlich, wie sollte es auch anders sein, nicht sehen kann, was sich darin befindet. Neben Black J steht noch immer „Captain Hook", und die beiden schütteln ein zweites Mal die Hände.

„Rückzug, Männer", befiehlt „Hook" schließlich und nach und nach verschwinden dessen Männer zurück auf ihr Schiff, das trotz der Befeuerung nur wenig Schaden genommen hat, zumindest kann ich nicht viel erkennen. Vielleicht täusche ich mich ja auch nur.

Ob die Kanonenschüsse nur eine Warnung waren und hauptsächlich ins Leere, bzw., ins Wasser trafen?

Was genau geht hier vor sich?

Fragen über Fragen und es scheint mir, mit jeder verstrichenen Minute, werden es mehr.

Und es macht es auch nicht besser, dass sich ein paar Schritte von uns entfernt, einer der Männer unten rum frei macht, um seine Notdurft, zu verrichten

Ja, es ist ziemlich grausig in der Vergangenheit, wenn man den Komfort, man könnte schon Luxus dazu sagen, kennt, eine Toilette und fließendes Wasser, zu besitzen.

Irgendwie ist es auch ziemlich befremdlich und beschämt wende ich meinen Blick ab.

Das kann durchaus noch heiter werden!

Hoffentlich können wir ganz bald wieder zurück nach Hause.

Ich fühle mich in der Vergangenheit alles andere, als wohl. 

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