7. MISSION

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Die Mission.
Die Mission, die unser Leben auf Dauer verbessern sollte.
Natürlich war die ganze Gang von dem Plan begeistert, den Cody ausgefeilt hatte.
Auch ich sollte mich eigentlich freuen.
Würden wir es schaffen die Bank auszurauben, brauchten wir uns eine ganze Weile lang keine Gedanken mehr um unser Überleben zu machen.
Trotzdem bereitete mir dieser Plan aus irgendeinem Grund Bauchschmerzen.
Während wir in dem Wohnzimmer der alten Villa saßen und den Plan durchgingen, spürte ich ein ungutes Gefühl in mir aufsteigen.
Cody hingegen schien sich des Planes so sicher, als hätten wir die Mission bereits erfolgreich hinter uns gebracht.
,,Der Safe befindet sich in diesem Raum. Der geheime Eingang führt direkt dort hin. Über diesen Eingang können wir einfach rein und raus schlüpfen. Unser Fahrer, Chuck, wartet hier." erklärte er und deutete auf eine selbstgemalte Karte.
Ich sah kritisch runter auf das zerknitterte Papier mit den Vierecken und Strichmännchen.
,,Was ist, wenn die Polizei uns erwischt und den geheimen Ausgang findet? Wie kommen wir dann raus?" fragte ich.
Cody zuckte die Schultern.
,,Na durch die Tür dann oder wir springen vom Dach." meinte er.
Aha, also kein Fluchtweg, falls etwas schief gehen konnte.
Ich nickte leicht, dann schüttelte ich ungläubig den Kopf.
,,Wenn wir also erwischt werden, haben wir keinen Fluchtweg. Na super, Cody." erwiderte ich.
Cody stöhnte.
,,Komm schon Goldblondie, sei doch nicht so negativ. Hast du deine Tage, oder was?" fragte er schelmisch.
Silver verpasste ihm eine.
,,So etwas fragt man nicht!" zischte sie.
Michelle kicherte verknügt, als Cody Silver mit seinen glühenden Augen anfunkelte.
Ich verdrehte die Augen.
,,Prim. Und nein, ich will nur nicht von der Polizei erwischt und wieder in eine Psychatrie gesteckt werden, Cody Murray." erwiderte ich genervt.
,,Das trauen die sich nicht. Die stecken uns gleich in den Knast." meinte June, Codys Tochter.
Cody schüttelte den Kopf.
,,Wir werden schon nicht erwischt werden, glaube mir. Ich habe mir den Plan gut überlegt." sagte er und deutete auf seine Kritzellei.
,,Chuck steht mit dem Auto hier und Adler spielt Späher. Wir kommen von hier, betreten dort das Gebäude, suchen den Safe, knacken ihn, stehlen das Geld und sind wieder weg. Das wird easy." meinte er.
Ich war immer noch nicht überzeugt.
Das dumpfe Bauchgefühl blieb.
Chuck berührte leicht meinen Handrücken mit seinem Zeigefinger.
,,Prim, ist alles in Ordnung?" fragte er leise und sah mich mit seinen braunen Augen fragend an.
Ich schüttelte leicht den Kopf.
,,Mir ist einfach nicht wohl bei dieser Sache. Willst du da wirklich mitmachen?" fragte ich ihn.
Chuck brach einen Augenblick den Blickkontakt und schien, als würde er kurz nachdenken müssen.
Ich wusste, dass diese Entscheidung ihn zerriss.
Einerseits glaube er meinen Zweifeln.
Doch anderseits wollte er unbedingt der Fahrer dieser Mission sein.
,,Wir müssen es tun, Prim, bitte. Ich weiß, du machst dir Sorgen, aber von dieser Mission hängt unser Leben ab." meinte er.
Er kam ein wenig näher und legte einen Arm um mich.
,,Schau, nur noch diese eine Mission und dann können wir aufhören. Dann können wir ein friedlicheres Leben leben." flüsterte er in mein Ohr.
Ja, das war Chuck und mein Traum.
Ein ruhigeres Leben.
Ein Leben zu zweit ohne Stehlen.
Die Aussicht nach einem schönen, ruhigen Leben gemeinsam verschleierte meine Sicht auf alles.
Ich wollte das so sehr.
Also nickte ich leicht.
,,Also schön, ich bin dabei." gab ich schließlich nach.
Chuck lächelte und Cody nickte.
,,Perfekt. Also wirst du den Safe knacken?" fragte er.
Ich zuckte die Schultern.
,,Ich kanns probieren." erwiderte ich.
Adler, ein großgebauter Mann, lachte heiser.
,,Komm Prim, du bist unser Goldblondie, unser Glückskäfer. Wenn du es nicht schaffst, schafft es keiner." meinte er.
Ich glotzte ihn motzig an.
,,Danke für den Druck." erwiderte ich scharf.
Silver seufzte laut.
,,Ruhe jetzt. Wir müssen uns konzentrieren." meinte sie und wischte sich etwas verschmierten Lippenstift vom Mundwinkel weg.
Cody nickte und so besprachen wir noch den Tag und die Uhrzeit für den Raubzug.
Ich hörte nur mit halber Aufmerksamkeit hin.
Diese Mission konnte unser Leben verbessern oder es uns kosten, das stand fest.
Ich nahm Chucks Hand in meine und drückte sie leicht, während ich Löcher in die Luft starrte.
Ich wollte ihn nicht verlieren.
Nicht bei dieser Mission und auch nicht in der Zukunft.
Niemals.
Ohne ihn war ich nichts.
Er war der Einzige, der mich davon abhielt eine Waffe in die Hand zu nehmen.
Cody und die anderen würden es begrüßen, würde ich Waffen benutzen.
Doch Chuck wusste, was ich mit diesen Waffen anstellen konnte.
Ich konnte mich noch immer nicht daran erinnern, wie und warum ich meine Mutter umgebracht hatte.
Als wäre ich in jenem Moment nicht bei Bewusstsein gewesen.
Das durfte nicht noch einmal passieren.
Und deshalb achtete Chuck darauf, dass ich den Waffen so weit wie möglich fern blieb.
Wäre er nicht mehr bei mir, wäre ich verloren.
Und deshalb durfte diese Mission auf keinen Fall schief gehen.

EMPTY // VILLAIN Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt