EMPTY // VILLAIN

12. MASKE

Der Mann vor uns war ungefähr in seinen Zwanzigern.
Er hatte dunkles Haar, Tattoos und Piercings und wirkte wie ein typischer Draufgänger.
Gerade stieß er mit seinen Freunden mit einer Runde Bier an und blubberte laut vor sich hin, als Primrose und ich uns ihm näherten.
Primrose, wie auch sonst sehr selbstbewusst und offen, ging zielstrebig auf ihn zu und spach die Runde auch direkt an.
,,Hi, ihr Hübschen. Habt ihr etwas dagegen, wenn meine Freundin Becci und ich uns zu euch gesellen?" fragte sie zuckersüß.
Sie Männer starrten uns an und bei Primroses Anblick bekamen sie alle einen leichten Rotschimmer auf den Wangen.
Ein Blonder grinste und nickte.
,,Na klar. Schöne Frauen sind hier immer willkommen." meinte er.
Ich war beeindruckt.
Sie hatte es schon wieder geschafft.
Ich wollte Primrose zu dem dunkelhaarigen Mann folgen, doch zwei Männer der Gruppe ließen mich nicht zu ihr durch.
,,Bleib doch bei uns, Süße. Wir können ein bisschen Quatschen." sagte er eine grinsend.
Ein unangenehmes Gefühl schlich sich auf meine Haut und Angst stieg in mir auf.
Wer wusste, was diese Männer gerade dachten.
Kurz sah ich wieder zu Primrose.
Sie warf mir einen schnellen Blick mit ihren blaugrauen Augen zu und einen kurzen Moment sah ich, wie ihr eines Auge zuckte.
Stress?
War sie auch von dieser Aufteilung gestresst?
Aber nicht nur das.
Ich sah, wie sie wieder an ihren Sachen zupfte, als würde sie diese nicht länger ertragen können.
,,Also, Mäuschen, gönnst du?" fragte mich einer der Männer.
Ich sah ihn verwirrt an.
,,W-Wie bitte?" fragte ich.
Die Männer lachten nur.
Was auch immer sie mich gefragt hatten, sie fanden meine Antwort belustigend.
,,Niedlich." meinte ein anderer.
Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder Primrose zu, die gerade mit dem dunkelhaarigen Mann flirtete und dabei alles zeigte, was sie zu bieten hatte.
,,Wow, so geformte Muskeln. Gehst du oft trainieren?" fragte sie gestellt schmachtend, während sie die Armmuskeln des Mannes berührte.
Dieser grinste stolz.
,,Klar. Man muss ja schließlich in Form bleiben. Meine Bauchmuskeln sind hart wie Stahl." gab er an und zog sein Shirt hoch, um sie Primrose zu zeigen.
Die Blonde weitete ihre Augen.
,,Ooh, so sexy." schwärmte sie und ließ ihre Finger verführerisch über die Bauchmuskeln streichen.
Der dunkelhaarige Mann grinste.
Er hatte definitiv gefallen an ihr gefunden.
Primrose blickte ihn mit ihren schönen blaugrauen Augen an.
,,Ich habe das Gerücht gehört, dass du wohl ein besonderes Hobby hast. Eine geheime Identität." sagte sie, um endlich auf das eigentliche Thema zu lenken.
Mein Herz fing an höher zu schlagen, während ich sie beiden beobachtet.
Sie war so kurz davor.
,,Mmh, du hast also davon gehört, ja? Ich habe tatsächlich eine geheime Identität." meinte er.
Primrose lehnte sich vor, sodass man in ihren Ausschnitt sehen konnte und klimperte mit ihren langen Wimpern.
,,Verrätst du sie mir? Ich bin auch ein braves Mädchen." fragte sie verführerisch.
Der Mann grinste wieder, warf kurz einen Blick auf ihre Brüste, dann lehnte er sich vor.
,,Ich bin der Schlachter." flüsterte er so laut, dass man es trotzdem hören konnte.
Primrose zog übertrieben überrascht die Luft ein.
,,Wirklich?! Oh mein Gott, ich bin ein riesiger Fan von ihm. Er ist so heiß mit seiner Maske." sagte sie.
Dann schmunzelte sie und sah an dem Mann hoch und runter.
,,Und ohne Maske noch viel mehr." ergänzte sie.
Der Fremde fühlte sich wie ein König, das war eindeutig.
Trotzdem fragte ich mich:
War er wirklich der Schlachter?
Oder tat er nur so, um die Anhänger des Schlachters für sich zu gewinnen?
,,Komm doch mit mir nach Hause und finde heraus, wie ein Mörder dich noch zum Schreien bringen kann." hörte ich ihn zu Primrose sagen.
Die Blonde kicherte niedlich, doch mit einem Mal kippte ihre Stimme.
,,Ich gehe mir kurz das Näschen pudern." meinte sie plötzlich.
Sie klang gar nicht mehr wie sie.
Ihr Ton war plötzlich so anders.
Verwirrt sah ich zu, wie sie sich aus der Gruppe entfernte.
Ich wollte ihr hinterherlaufen, doch sie verschwand schon in der Menschenmenge.
Kurz stieg Panik in mir auf.
Sie hatte mich allein gelassen!