18. ROSENKRANZ

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,,Was zum..."
Mit einem verwirrten Blick starrte ich auf das was vor mir auf dem Tisch stand.
Nach einem kurzen Frühstück hatte ich mich angezogen und war gerade dabei gewesen meine Zähne zu putzen, als es plötzlich an der Tür geklingelt hatte.
Als ich diese geöffnet hatte, war niemand zu sehen.
Nur ein kleines verschnürtes und verklebtes Paket, welches auf dem Treppenabsatz liegen gelassen wurde.
Es war ungefähr zwei Hände lang und breit, braun und mit dunkelbraunen Klebeband verklebt.
Ein rotes Band war um das Paket gewickelt.
Es stand kein Absender drauf.
Nur mein Name mit einer sehr unordentlichen Schrift.
Sarah Loren
Ich hatte eine Millionen Fragen zu diesem Paket.
Einige Leute würden es sofort öffen und nachsehen, was sich darin befand.
Doch irgendetwas in mir sagte mir, dass ich dieses Paket nicht allein öffnen sollte.
Also machte ich mich auf dem Weg zu der alten Villa, in der Prim wohnte.
,,Ein Paket ohne Absender?" fragte er verwundert und betrachtete das Paket.
Wir hatten uns seit meiner Begegnung mit dem Schlachter nicht mehr gesehen.
Auch was in dem Brief stand, wusste ich noch immer nicht.
Ich wusste nur, dass es ihn sehr frustriert hatte.
Und so wirkte er auch immer noch.
Frustriert.
Betrübt.
Erschöpft.
,,Ich wusste nicht, ob ich es allein öffnen sollte." erwiderte ich.
Prim betrachtete das rote Band am Paket.
,,Denkst du, dass es vom Schlachter kommt?" fragte er.
Ich zuckte leicht die Schultern.
,,Ich weiß es nicht. Es wäre doch sehr seltsam, wenn es so wäre oder? Aber gleichzeitig habe ich dabei auch ein komisches Gefühl." meinte ich.
Prim nickte leicht.
Dann öffnete er eine Schublade und holte eine kleine Klinge heraus.
Er reichte mir diese und das Paket.
,,Öffne es."
Ich sah ihn kurz überrascht an.
Wollte er es nicht öffnen?
Einen kleinen Moment zögerte ich, doch dann nahm ich das Paket und die Klinge.
Vorsichtig setzte ich den scharfen Gegenstand an und schnitt das Klebeband und das rote Band durch.
Prim beobachtete mich genau mit seinem grauen Auge.
Ein wenig Nervosität stieg in mir auf, als ich den braunen Karton aufklappte.
Ein rotes Seidentuch leuchtete mir entgegen.
Prim beugte sich etwas vor, um genauer sehen zu können.
Ich schob langsam das rote Seidentuch bei Seite und etwas silbernes funkelte.
Vorsichtig nahm ich den Gegenstand in meine Hand und betrachtete es.
Es war ein Rosenskranz.
Die weißen Perlen leuchteten im Licht der Lampe.
,,Ein Rosenkranz..." murmelte Prim nachdenklich.
Ich legte den Rosenkranz vorsichtig auf den alten Holztisch vor uns.
In dem Paket befand sich noch ein Zettel.
Ich zog ihn hervor und faltete ihn auf.
Der Anblick verirrte mich nur noch mehr.
Es war ein rauer, rissiger Zettel mit schwarzen Kreuzen darauf gekritzelt.
Die Symbole waren etwas verwischt, weshalb ich annahm, dass sie mit Kohle gemalt wurden.
Prim starrte auf den Zettel.
,,Symbole. Kreuze. Tod. Religion." murmelte er nachdenklich.
,,Das hier bestätigt es. Dieses Paket kommt vom Schlachter." meinte er schließlich.
Ich sah ihn nachdenklich an.
,,Wie können wir uns da sicher sein?" fragte ich.
Prim öffnete die Schublade des Schreibtisches und zog ein Stück Papier hervor.
Es war der Brief vom Schlachter, den ich ihm gegeben hatte.
Er reichte ihn mir.
,,Lies mal."
Der lebendige G̸̨̥̺̮͇̃̈́̒̋̓͘̚o̴̡̳̲͙̣̼͉̜̟̎́ͅţ̷̡̛̱͙̥͍̉̕͘t̴̢̯͕̻͖̥̺̦̩̭̉̇͊͌̏͠ unser Vater im Himmel, segne dich.
Er erfülle dein Herz mit Freude und nehme die Sorgen von dir.
G̸̨̥̺̮͇̃̈́̒̋̓͘̚o̴̡̳̲͙̣̼͉̜̟̎́ͅţ̷̡̛̱͙̥͍̉̕͘t̴̢̯͕̻͖̥̺̦̩̭̉̇͊͌̏͠ sei dir nahe auf all deinen Wegen.
Seine Liebe erfülle dein Leben mit F̵̨̦͙̓̃̓͊̅̓͐͋́̚ŗ̷͚̮̮̜̝̱͓̲̾̔́̄̑̋̎̀͘͝ͅi̴̧͊̃̅̿̾̈́è̴̪̜͖͚̂̒̾̚͘͝͝d̴̹̺̊̎́͒̃̕e̷͓͑̓̽͝ṉ̵̨͚̮̬̜̃̑̇̃̔̃̀̆̀ ̷̢͓͔͎̘̮̱̀̃͂̑͜u̶̡̜̯̳̟̠̝͖̩̙̿̀̓͊̉̀͒n̸̳̭͋̋d̴̻̬̬̎̈́͐ ̶̤̩̝͓̗͍̃́̈̇̚G̶̯͛l̶̦̥͔͈͙̥͚̏̋̋̔̋̐͊̓̉ü̸̢̗̣̠̲̤̬̚c̶̯̘̥̱̟͇̉̑̓̅̈́͘ķ̸̨̥̙͚̞̤̬̜̆͒́̊͝.

...
Eine Segnung?
Ich kannte diese Sätze.
Ich hatte sie meiner Tante zum Geburtstag geschickt.
Religion.
Prim hatte recht.
Der Brief und der Paket waren beide vom Schlachter.
Ich sah zu dem Blonden.
,,Aber warum sollte er mir ein Paket schickten?" fragte ich verwirrt.
Prim lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
,,Ich denke dieser Brief und das Paket haben neben der religiösen Komponente noch eine andere Bedeutung. Er will uns etwas sagen." meinte er und sah mich mit seinem grauen Auge an.
,,Ich sehe euch. Und ich spiele mit."
Ich sah ihn einen Moment lang an.
Dann nickte ich leicht.
Der Schlachter wusste, dass wir ihn suchten.
Dann schüttelte ich den Kopf.
,,Aber warum der Rosenkranz?" fragte ich.
Prim ließ die Perlenkette von zwei seiner Finger baumeln und sah es nachdenklich an, während er seinen. Kopf in seine andere Hand stützte.
"Tja...gute Frage." murmelte er.
Ich betrachtete seinen Gesichtsausdruck genau.
Die helle Haut.
Die hellblonden Ponyhaare.
Das graue Auge.
Der verwischte Eyeliner.
Seine Lippen.
Sie waren ein wenig rot und matt.
,,Du starrst mich an." hörte ich ihn sagen.
Ich blinzelte überrascht und meine Wangen wurden heiß.
,,I-Ich äh..." stammelte ich.
Prims graues Auge funkelte wissend und ein wenig belustigt und er neigte den Kopf ein wenig zur Seite.
,,Du bist rot." stellte er fest.
Beschämt sah ich weg.
Mein Herz klopfte laut in meiner Brust.
Das war so peinlich.
Ich zuckte ein wenig zusammen, als ich plötzlich spürte, wie seine Finger eine meiner Locken hinter mein Ohr wischte, dann über meinen Unterkiefer strich und er dann mein Gesicht wieder zu sich drehte, sodass ich ihn ansehen musste.
,,Ich dachte wir sollen uns auf deinen Fall konzentrieren?" sprach er ruhig.
Ich konnte kaum atmen.
Mein Herz schlug so schnell und laut.
Ich konnte nichts sagen.
Prim grinste leicht mit einem lustvollen Blick.
,,Böses Mädchen." hauchte er.
Ich konnte nicht anders, als meine Augen zu schließen und mich reinzulehnen, als er sich vorbeugte und seine Lippen auf-
,,Hey! Sarah!"
Ich schrack zusammen.
,,Wie? Was? Wo?" fragte ich panisch und sah mich ruckartig um.
Prim saß auf seinem Stuhl vor mir und sah mich mit gerunzelter Stirn an.
,,Du hast die Augen zugemacht. Hast du mir überhaupt zugehört?" fragte er.
Er schien sehr angespannt und ernst.
Ich schluckte kurz.
,,Ich ähm...Tut mir leid..."
Prim seufzte und lehnte sich zurück.
,,Kleine, Sarah, ich kann diese ganze Suche jederzeit beenden. Ich muss den Schlachter nicht finden. Das alles hier mache ich nur, weil du es willst. Ich erwarte mindestens 50 Prozent Einsatz von dir, sonst kommen wir nicht weiter." erwiderte er.
Ich hatte Mist gebaut.
Langsam nickte ich.
,,Ich weiß. Tut mir leid, Prim. Was hattest du gesagt?" fragte ich schließlich nach.
Prim legte den Rosenkranz weg.
,,Ich finde wir sollten abwarten und sehen, ob wir nochmehr Dinge vom Schlachter bekommen. Er spielt ein Spiel mit uns. Er muss die Spielkarten legen." erklärte er.
Ich nickte wieder.
,,Verstehe. Also abwarten und Tee trinken?" fragte ich.
Prim schüttelte den Kopf.
,,Abwarten und beobachten trifft es eher." sagte er und schmunzelte.
,,Zeigen wir ihm, wie Aufmerksamkeit wir sind."

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