16. MÖRDER

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Leise kletterte ich durch das offene Fenster mit Chuck dicht auf den Fersen.
Es war stockdunkel, da es mitten in der Nacht war.
Chuck und ich hatten nun unseren ersten Raubzug, nachdem er sein Gedächtnis verloren hatte.
Und bisher schien alles gut zu verlaufen.
Chuck hatte mir zugehört und hielt sich nun überaus gut an den Plan.
Wir sollten in das Haus einer Person einbrechen und Wertsachen stehlen.
Es war eine einfache Tat, da der Trottel sein Fenster jede Nacht weit offen ließ.
Ich sah mich kurz in dem dunklen Raum um.
Es dauerte einen Moment, bis sich mein Auge an die Dunkelheit gewöhnt hatte.
Dann drehte ich mich zu Chuck.
,,Okay, also, hier der Plan. Ich durchsuche diesen Raum hier nach Wertsachen. Du gehst den Flur runter in das andere Schlafzimmer. In 5 Minuten treffen wir uns wieder hier." erklärte ich flüsternd.
Chuck nickte und setzte seine Maske mit Tarnmuster auf.
,,Verstanden."
Ich nickte ihm kurz zu.
,,Gut, dann los." erwiderte ich und setzte mein Hasengesicht auf.
Während Chuck aus dem Zimmer ging, fing ich an sämtliche Schubladen und Regale nach Wertsachen zu durchsuchen.
Schnell fand ich einige Armbänder und eine Uhr.
Unter einem Stapel Stofftücher fand ich eine blaue Samtbox mit einem silbernen Symbol drauf.
Neugierig öffnete ich die kleine Box und fand darin einen schönen silbernen Ring mit funkelnden Diamanten.
Jackpot.
Das Ding war sicher ein Vermögen wert.
Es war beinahe zu schön, um es zu stehlen und zu verkaufen.
Im Deckel befand sich ein beschrifteter Zettel.
Ich beugte mich vor und las die Schrift.
Anneliese, ich weiß nach deinem Unfall fühlst du dich nicht mehr wie du selbst.
Ein neues Gesicht, neue Haare.
Doch ich verspreche dir, du wirst für immer die selbe großartige Frau für mich sein.
-Tom
Wie süß.
Nur schade, dass Anneliese diesen Ring niemals bekommen würde.
Ich steckte den Ring in meine Hosentasche und öffnete eine weitere Schublade, in der ich nur ein paar Socken fand.
Gerade wollte ich mich strecken, um ein Regal zu öffnen, als ich plötzlich einen lauten Knall hörte.
Ich zuckte zusammen vor Schreck.
Das hatte sich wie ein Schuss angehört!
Schnell vergaß ich das Regal und stürmte aus dem Zimmer den Flur runter zum anderen Schlafzimmer.
Wurde Chuck beschossen?!
Ich öffnete die Tür.
,,Chuck, ist alles-"
Ich brach ab, als ich Chuck erblickte.
Das kalte Mondlicht fiel auf seinen großen, schlanken Körper, der über dem Körper eines Mannes stand.
In seiner Hand hielt Chuck eine schwarze Pistole.
Leichter Rauch qualmte aus der Öffnung.
Schockiert sah ich runter auf die leblose Person am Boden und das Blut, welches aus einer Schusswunde in seiner Brust lief.
,,Was hast du getan?!" fragte ich Chuck panisch.
Dieser zuckte nur mit den Schultern.
,,Er hat mich gesehen." meinte er nur. kalt.
Ich sah ihn fassungslos an und nahm meine Hasenmaske ab.
,,Dann läufst du weg! Wir töten keine Menschen, wenn es nicht sein muss! Woher hast du überhaupt diese Waffe?!" fragte ich ihn und sah auf die Pistole in seiner Hand.
Er sah mich verständnislos an.
,,Warum bist du jetzt so sauer?"
,,Weil wir keine Menschen töten, Chuck!"
Der dunkelhaarige stöhnte genervt.
,,Das war damals. Ich finde wir können hier schon auf den ein oder anderen Menschen verzichten." meinte er nur, steckte die Pistole weg und machte sich daran eine gefülltes Schmuckkästchen in seinen Beutel zu stopfen.
Ich sah ihn sprachlos an.
Vor seinem Unfall hätte Chuck niemals eine Waffe in die Hand genommen, geschweige denn jemanden einfach so getötet.
Jetzt, wo er vor mir stand, so groß und beleuchtet vom Mondlicht, bespritzt mit Blut, lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken.
Zum ersten Mal hatte ich Angst vor Chuck.

EMPTY // VILLAIN Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt