14. VERGESSEN

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,,Was ist passiert?" fragte Chuck verwirrt und fasste sich an seinen Kopf.
Ich starrte ihn nur an.
Ich konnte nichts sagen.
Zu sehr war ich gelähmt von dieser Situation und der Realität.
Ich konnte es nicht glauben.
Wie war das möglich?
Das geschah doch nur in Filmen!
Warum war ihm das jetzt passiert?
Wie war das geschehen?
Würde er sich jemals wieder erinnern können?
Was sollte ich jetzt tun?
Liebte er mich jetzt überhaupt noch?
,,Hey, uhm, kannst du mir sagen, was passiert ist?" fragte Chuck erneut.
Ich versuchte meine Gefühle und meinen Schock bei Seite zu schieben.
,,Ja, ähm, du hattest einen Autounfall und hast dir den Kopf gestoßen. Ich bin...Prim." erwiderte ich und sagte den letzten Satz sehr zögerlich.
Es fühlte sich so komisch an mich wieder vorstellen zu müssen.
Das war doch nicht richtig.
Chuck nickte leicht.
,,Wo sind wir hier eigentlich?" fragte er.
Ich schluckte kurz, um meine aufsteigende, panische Gefühle zu verdrängen.
,,Wir sind Mitglieder einer Gang. Sie nennen sich Xanax und wir rauben. Eigentlich wollten wir beide heute die Gang verlassen, um ein neues Leben zu beginnen..." erklärte ich.
Chuck kniff etwas verwirrt und nachdenklich die Augen zusammen.
,,Mmh, nee. Ich glaube ich bleibe hier." meinte er.
Ich atmete kurz durch und nickte.
,,Okay, dann bleiben wir hier. Wie geht es deinem Kopf?" fragte ich und wollte seine Stirn berühren, doch sein Blick sagte mir, dass ich das lieber lassen sollte.
,,Gut." erwiderte er nur.
Ich spürte, wie mein Herz in meiner Brust schmerzte.
Er war überhaupt nicht mehr, wie vor dem Unfall.
Er war so anders.
So fremd.
Doch vielleicht konnte ich ihm helfen.
Vielleicht konnte er sich irgendwann erinnern.
,,Komm, ich bring dich in unser Zimmer." sagte ich und reichte ihm meine Hand.
Chuck erhob sich langsam und stand auf.
Ohne meine Hand zu nehmen folgte er mir langsam ohne etwas zu sagen.
,,Weißt du, du hast dein Gedächtnis verloren. Aber vielleicht helfen dir ja vertraute Dinge dabei dich zu erinnern." meinte ich und öffnete die Tür zu unserem Zimmer.
Ich hatte genug Filme und Bücher gesehen mit Gedächtnisverlust.
Die Charaktere erinnerten sich immer, wenn sie etwas vertrautes sahen.
Zwar zu fragwürdigen Zeitpunkten, aber egal.
Chuck sah sich in unserem Zimmer um.
Ich deutete auf ein Leinwandbild, welches an der Wand stand.
,,Das hast du vor einigen Tagen gemalt." erklärte ich.
Der dunkelhaarige sah sich das Bild an.
Es hatte einen gelblichen Hintergrund und zeigte eine große schwarze Schlange mit einigen blauen und violetten Schuppen.
Die Augen leuchteten grün.
Einen Augenblick lang sah Chuck auf das Bild, dann kratzte er sich nachdenklich am Hinterkopf.
,,Ich will ehrlich sein. Ich glaube kaum, dass ich so etwas malen könnte." meinte er.
Er erinnerte sich also nicht an das Bild.
Ich sah durch das Zimmer und erblickte meine Hasenmaske.
Schnell hob ich den Plüschkopf auf.
,,Schau hier. Du hast vor einigen Stunden ernst neues Pfefferspray in diese Maske gefüllt." sagte ich und zeigte ihm die große Hasenmaske.
Chuck wirkte etwas verstört, als er die Maske betrachtete.
Sie sollte ja schließlich auch zur Abschreckung dienen.
,,Oh Gott, trägst du dieses Ding wirklich?" fragte er ein wenig angewidert.
Ich nickte leicht.
,,Ja. Du hast die Maske so umgebaut, dass man Pfefferspray reinfüllen kann. Du hast mir immer gesagt, ich soll Waffen nicht so nahe kommen, wolltest aber, dass ich wenigstens ein Abwehrmechanismus habe." erklärte ich.
Chuck blinzelte verwirrt.
,,Du sollst Waffen nicht so nahe kommen? Warum?" fragte er.
Ich legte den Kopf schief.
,,Na, weil ich wohl meine Mutter getötet habe. Ich kann mich aber sogut wie gar nicht daran erinnern und du meintest, es wäre besser, wenn ich mit keiner Waffe in Berührung komme."
,,Mh, okay." meinte Chuck nur.
Ich seufzte innerlich.
Er schien sich gar nicht dafür zu interessieren, was ich ihm erklärt hatte.
Es würde noch ein langer Weg werden sein Gedächtnis anzukrubeln.

EMPTY // VILLAIN Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt