4. HANDY

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Mein Blick war starr gegen die Wand gerichtet, als ich mich Zuhause auf die Couch im Wohnzimmer setzte.
Ich versuchte zu realisieren, was da vorhin passiert war.
Ich war noch nur mit Anna einkaufen gewesen.
Und jetzt?
Jetzt war sie tot!
Sie war einfach tot!
Weg.
Ermordet.
Getötet.
Sie war tot.
Mein Herz klopfte laut gegen meine Rippen und ich spürte meinen ganzen Körper zittern.
Ich konnte es nicht glauben.
Anna war tot.
Anna.
Anna Williams.
Tot.
Mit gerade einmal 21 Jahren.
Sie hatte einen kleinen Hund Zuhause, der immer im Kreis lief, wenn er sich freute.
Er würde Anna nie wieder sehen.
Annas Eltern würden sie nie wieder sehen.
Annas Date würde sie niemals im echten Leben sehen.
Und das alles wegen dem Schlachter.
Dem unbekannten Mörder.
Wer war er?
Wer versteckte sich hinter dieser Bronzemaske?
Ich zuckte zusammen, als die Haustür ins schloss fiel und ich Aaron erblickte.
Er sah mich verwirrt an.
,,Was ist los?" fragte er nur und zog seine schwarze Jacke aus.
Ich sah ihn an und ein wenig Erleichterung erfüllte meinen Körper.
Mit Aaron war etwas Sicherheit in dieses Haus gekommen.
,,Du bist nicht ans Handy gegangen." erwiderte ich mit brüchiger Stimme.
Aaron stellte seine Tasche ab.
,,Sorry, ich war beschäftigt. Ist was passiert?" fragte er.
Ich wischte schnell die Träne weg, die meine Wange heruntergerollt war.
,,A-Anna...ist tot." sagte ich mit leiser Stimme.
Aaron drehte überrascht den Kopf.
Seine Augen weiteten sich.
,,Was?!" fragte er schockiert.
Ich schluckte kurz, um meine Emotionen zurück zu halten.
,,Der Schlachter...Er hat sie umgebracht." erwiderte ich.
In den Augen meines Zwillingsbruders spielten sich Angst, Hass und Ekel.
,,Dieser Bastard!" grollte er.
Er kam zu mir und setzte sich neben mich auf die Couch.
Er schüttelte den Kopf.
Seine dunkelbraunen Locken waren nass vom Regen.
,,Jemand muss dieses Vieh endlich einfangen und einsperren. So viele unschuldige Leute sind schon getötet worden. Vater, die Frau aus dem Blumenladen, Anna..."
Meine Augen weiteten sich.
,,Ella ist auch tot?!" fragte ich entsetzt.
Aaron nickte.
,,Ihre Leiche wurde heute Früh gefunden. Laut Angaben lag sie wohl schon eine Weile im Hinterhof." erwiderte er und lehnte sich zurück gegen die Rückenlehne der Couch.
Ich seufzte und ließ meinen Kopf gegen seine Schulter.
,,Möge Gott ihre Seelen leiten." murmelte ich und berührte das Kreuz an meiner Halskette mit meinen Fingerspitzen.
,,Kann man nicht irgendwas gegen diese Mann tun?" fragte ich schnell.
Aaron zuckte die Schultern.
,,Ich glaube so jemand kann nur die Polizei bezwingen." meinte er.
Ich drehte den Kopf und sah ihn an.
,,Aber die Polizei macht nichts! Sie sind immer zu spät am Tatort. Sie versuchen nicht einmal dieses Monster zu beseitigen!" erwiderte ich frustriert.
Aaron seufzte.
,,Ich will mich damit nicht beschäftigen." murrte er.
Auch ihn frustrierte es, dass Menschen ohne einen erkennbaren Grund ermordet wurden.
Ich schwieg.
Nach einer kleinen Weile nahm ich mein Handy und schrieb jemanden.
Annas Schwester Laura.
Sie sollte wissen, dass Anna tot war und wer sie umgebracht hatte.
Laura war zwei Jahre älter als ich und studierte an einer Uni.
Sie und Anna hatten eine enge Verbindung gehabt.
Ihr Tod würde sie erschüttern
Anna ist tot...(23:11)
Ich sah zu, wie Laura online kam.
Die drei Punkte erschienen, als sie schrieb.
Ich wollte gar nicht wissen, was ihr gerade durch den Kopf gehen musste.
Was?!
Du lügst!
Das kann nicht sein! (23:12)
Ich atmete einmal kurz durch.
Laura war schon immer etwas harter gewesen, als Anna.
Der Schlachter hat sie ermordet.
Wir wollten nur nach Hause. (23:13)
Es kam keine weitere Nachricht.
Ich wusste, dass Laura es ebenso wenig fassen konnte, wie ich.
Anna war weg.
Sie war einfach weg.
Ich legte mein Handy zur Seite und starrte an die weiße Decke.
Anna war tot.
Der Schlachter hatte sie geholt.
Frust stieg in mir auf.
Konnte man nicht irgendetwas gegen diese Person unternehmen?!
Es konnte doch nicht sein, dass dieser Mann täglich unschuldige Menschen umbrachte!
Jemand wie er hatte das Geschenk des Lebens nicht verdient!
Man musste ihn irgendwie beseitigen.
Doch die Polizei konnte es nicht...
Oder wollte es nicht.
Jemand anderes musste es tun.

EMPTY // VILLAIN Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt