6. DIE VILLA

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Ein Auftragskiller.
Eine Person, die man bezahlte, um jemanden zu töten.
Ich lag am Abend noch lange wach und spielte mit diesem Gedanken.
Ich hatte der Person aus dem Artikel geschrieben und gefragt, wer dieser Auftragskiller war und wo ich ihn finden könnte.
Es hatte mich 150€ gekostet, doch jetzt hatte ich einen Namen und eine Adresse.
Ob diese Informationen richtig waren, wusste ich nicht.
Ich musste es ausprobieren.
Nachdenklich sah ich auf den kleinen Zettel in meiner Hand, während ich durch die Straßen lief.
Ich hatte meine Kapuze aufgesetzt und meine andere Hand in meiner Handtasche vergraben und einen spitzen Schlüssel fest umklammert, sollte jemand auf die Idee kommen mich anzugreifen.
Die Adresse auf dem Zettel führte zum abgelegenen Teil der Stadt.
Kaum einer wohnte mehr in den dreckigen, versifften und eingebrochenen Häusern.
Die Menschen, die mir entgegen kamen, sahen alle grimmig und gebrochen aus.
An Lampen und alten Steinwänden erblickte ich Poster und Schriften.
Ich sah auf ein Poster, welches besonders meine Aufmerksamkeit erregte.
Fangt ihn ein, den Schlachter.
Und direkt daneben ein weiteres Poster.
Folgt dem Schlachter.
Dachten diese Meschen hier, der Schlachter wäre eine gute Person?!
Ich spürte einen kalten Schauer über meinen Rücken laufen.
Diese Leute waren doch verrückt.
Ich schüttelte leicht den Kopf und lief weiter.
Vorsichtig lief ich in eine Straße und sah mich nach einem bestimmten Gebäude um.
Eine alte Villa.
Es dauerte nicht sonderlich lange, bis ich die alte Villa fand.
Trotz des fleckigen Daches, den beschmierten Wänden und den verwachsenen Fenstern hatte sie doch noch ihren alten Charm.
Zu ihrer Zeit war sie sicher wunderschön gewesen.
Ich atmete kurz durch, als ich an der Tür ankam und nach der Klinke griff.
Kurz fragte ich mich, ob das hier wirklich eine gute Idee war.
Wer auch immer mich hier erwartete könnte gefährlich sein.
Doch dann dachte ich an meinen Bruder, Aaron.
Ich konnte uns beschützen, in dem ich den Mörder aufspüren ließ, bevor er uns schnappen konnte.
Also betrat ich das alte, dunkle Gebäude.
Die Tür knarrte, als ich sie öffnete.
Meine Augen mussten sich einen Moment lang an die neue Dunkelheit gewöhnen.
Doch schon bald erkannte ich das Innere der Villa.
Hohe Wände.
Mit Teppich ausgekleideter Boden.
Eine alte Treppe, die elegant nach Oben führte.
Die Lichtstrahlen, die in den Raum stachen zeigten Staub, der durch die Luft schwirrte und Spinnenweben an den Wänden und der alten Lampe an der Decke.
Leise trat ich einige Schritte ein und sah mich um.
An den Wänden hingen alte Bilder von fremden Leuten.
,,Hallo?" fragte ich laut in die Stille, bekam jedoch keine Antwort.
Ich sah auf den Zettel in meiner Hand.
Waldstraße 27.
Alte Villa auf der rechten Seite.
War ich veralbert worden?
Vielleicht war hier niemand und ich hatte die 150€ ganz umsonst aufgegeben.
Ich beschloss mir die Villa weiter anzusehen und ging vorsichtig einige Schritte.
Auf dem Boden konnte ich Flecken sehen.
Sie waren dunkel und eingesunken.
Ich hatte solche Flecken schon oft in den Kriminal-Serien gesehen, die ich mir gerne ansah.
Blut.
Altes, vergossenes Blut.
Kurz schluckte ich und mein Herz klopfte laut.
Was war hier geschehen?
Langsam nahm ich die Treppe hoch.
Die Wände waren hier schmierig und zerfetzt.
Bilderrahmen waren zerschlagen worden.
Auf dem Boden langen kleine, runde und weiße Pillen mit einem X darauf.
Drogen?
Oder normale Medikamente?
Ich lief weiter und betrat das erste Stockwerk.
Es roch staubig und faulig.
Nicht gerade angenehm.
Die Bretter unter meinen Schuhen knarrten, als ich den Flur entlang lief.
Türen zu verschiedenen Räumen standen offen oder fehlten ganz.
Ich blickte in einen der Räume.
Ein altes Schlafzimmer.
Staubig und verwüstet hinterlassen.
Die Bettdecke war aufgewühlt und an der Wand und am Fenster konnte ich Schüsse erblicken.
Jemand wurde hier angegriffen.
Ein kalter Schauer lief über meinen Rücken und ich zwang mich weiterzugehen.
Der verdorbene Geruch nahm zu und ließ Übelkeit in mir aufsteigen, bis ich vor einer Tür stand.
Sie war fest verschlossen mit Ketten und Schlössern.
Was auch immer da drinnen war, sollte nicht gesehen werden.
Als ich an dem Raum vorbei ging wurde die Luft wieder etwas klarer und ich erblickte ein offenes Fenster.
Zum Glück.
Es war nötig hier mal zu lüften.
Ich sah einen vorletzten Raum an dem ein Name stand.
Der Name, den ich gesucht hatte!
Ich wurde nicht hintergangen.
Der Auftragskiller lebte wirklich hier!
Ich atmete kurz durch und klopfte an die dunkle Tür.
Keine Antwort.
Kurz stieg Panik in mir auf, doch ich konnte jetzt nicht gehen.
Also öffnete ich langsam die schwere, staubige Tür und blickte ins Innere.
Der Raum war abgedunkelt durch alte, zerrissene Vorhänge.
Ich erblickte einen alten Holztisch und einen Schreibtischstuhl, der mit dem Rücken zu mir gedreht war.
Auf dem Tisch langen vereinzelt Geldscheine, Geldstücke und kleine runde Tabletten.
Mein Blick glitt weiter durch den Raum und fing die mit Blut befleckten Zettel an den Wänden ein, sowie eine Urne, die auf einem kleinen Regal stand.
Langsam trat ich einige Schritte ein.
Mein Herz klopfte laut gegen meine Rippen.
Die Nachricht der Person hallte in meinem Kopf wieder.
Ich weiß, wer dir helfen kann.
Kurz schluckte ich und versuchte meine ansteigende Angst zu unterdrücken, bevor ich meinen ganzen Mut zusammen nahm und sprach.
,,Prim Holly?"
Der Stuhl drehte sich in meine Richtung und ein blaugraues Auge blitzte mich hinter einem Vorhang aus hellblondem Ponyhaar an.
,,Das ist mein Name."

EMPTY // VILLAIN Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt