17. REDEN

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Meine Angst vor Chuck machte mich fertig.
Ich wollte keine Angst vor ihm haben.
Doch seine neue Art war mir einfach nicht geheuer.
Ich musste mit jemanden darüber reden.
,,Silver, können wir reden?"
Die Frau mit den grauen Haaren sah von ihrem Laptop auf.
,,Prim? Du willst nie reden. Was ist los?" fragte sie überrascht.
Ich sah mich kurz zum, dann setzte ich mich ebenfalls auf die Couch.
,,Es...geht um Chuck. Er ist so...anders." begann ich.
Silver sah mich fragend an.
,,Er hat sein Gedächtnis verloren, da ist das nicht sonderlich überraschend." meinte sie ungerührt und sah wieder auf den Bildschirm ihres Laptops.
Ich lehnte mich zurück.
,,Das meinte ich nicht."
,,Was dann?"
Ich zögerte einen Moment, dann holte ich tief Luft.
,,Chuck hat gestern jemanden getötet." platzte es schließlich aus mir heraus.
Silver sah wieder zu mir mit großen Augen.
,,Wirklich?" fragte sie.
Ich nickte schnell mit dem Kopf.
,,Wir sind gestern in ein Haus eingebrochen und der Besitzer hat Chuck gesehen. Er hat ihn einfach erschossen, Silver. Einfach so." erwiderte ich und merkte, wie ich panisch wurde.
Mein Körper fing an zu zittern und kalte Schauer liefen über meine Haut.
Silver berührte meinen Arm in einer beruhigenden Geste.
,,Hey, ganz ruhig. Cody hat auch schon den ein oder anderen Menschen getötet." erinnerte sie mich.
Ich sah wie mit geweiteten Augen an.
,,Ja aber Cody hat auch diverse Probleme. Aber Chuck nicht! Chuck würde niemals jemanden umbringen, Silver. Er hat mir immer gesagt, ich soll nicht zu nahe an Waffen kommen und jetzt benutzt er selber welche." erklärte ich und wedelte dabei ein wenig mit meinen Händen.
,,Prim Holly, komm runter. Chuck hatte einen Unfall. Ich bin sowieso der Meinung, dass wir mit Waffen noch mehr erreichen könnten." meinte sie.
Ich sah sie entgeistert an.
War das ihr ernst?!
Sie sah das Problem nicht!
,,Silver, bitte, ich hab Angst."
Sie sah mich ungläubig an.
,,Wirklich? Gerade jetzt, wo Chuck dich braucht, lässt du ihn allein? Du bist sein fester Partner und solltest ihn unterstützen." meinte sie.
Es verschlug mir die Sprache.
Verhielt ich mich wirklich falsch?
Ich schwieg eine ganze Weile, dann erhob ich mich von der Couch und verließ das Wohnzimmer.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte.
Sollte ich Chucks Aktion wirklich ignorieren?
War das richtig?
Ich traf auf meinen Partner in unserem Zimmer.
Er sah sich einige Schmuckstücke an, die wir gestohlen hatten.
Es war eine Szene, wie ich sie schon oft gesehen hatte.
Vertraut und ruhig.
Ich beschloss meine Zweifel und Ängste zu ignorieren.
,,Was machst du da?" fragte ich ihn.
Chuck hob den Kopf.
,,Mir die Schmuckstücke anschauen, nix weiter." meinte er.
Ich nickte kurz.
,,Okay." erwiderte ich nur und ging zu unserem Schrank.
Ich holte mir einen Pullover raus, den ich gegen mein Shirt tauschen wollte, da es doch ein wenig kühl geworden war.
Gerade zog ich mein Shirr aus, als ich Chucks braunen Blick auf mir spürte.
,,Was trägst du da?" fragte er, womit der den Binder unter meinem Shirt meinte.
,,Einen Binder." erwiderte ich.
Chuck sah mich verwundert an.
,,Warum?" fragte er weiter.
,,Um meine Brust zu kaschieren." erklärte ich kurz.
Warum war mir dieses Gespräch so unangenehm?
Es war doch Chuck gewesen, der mir diesen Binder überhaupt gegeben hatte, vor seinem Unfall.
Trotzdem fühlte ich mich nicht wohl damit mit ihm und seiner neuen Persönlichkeit darüber zu reden.
Ich konnte seinen Blick genau auf meiner Brustpartie spüren und zu meiner Taille und schließlich zu meiner Hüfte wandern.
Es war ein unangenehmer Blick.
Schnell zog ich meinen Pullover über.
,,Schau nicht so." fuhr ich ihn, ungewollt gereizt, an.
Chuck wandte den Blick ab.
,,Sorry." murmelte er.
Trotzdem bemerkte ich, wie seine Augen ab und an wieder zu mir wanderten.
In seinem Blick lag etwas unheimliches, etwas gruseliges.
Es ließ ein beklämmendes Gefühl in mir aufsteigen.
,,Du bist hübsch." sprach Chuck plötzlich.
Ich drehte meinen Kopf zu ihm.
,,Danke." erwiderte ich.
Doch ich fühlte mich nicht gut bei diesem Kompliment.
Vielmehr wurde mir ganz unwohl.
Ich wollte Chuck nicht mehr um mich haben.
Ich wollte, dass er ging.
Ich wollte, dass der die Gang verließ.

EMPTY // VILLAIN Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt