10. VERLASSEN

25 6 1
                                    

Wir standen mit erhobenen Händen vor den Polizisten.
Wir waren umzingelt.
In diesem Moment war das Geld völlig egal.
Es zählten nur noch wir.
Mein Herz raste in meiner Brust.
Es gab nur eine Möglichkeit.
In Sekundenschnelle tippte ich mit meinem Zeigefinger gegen die Nase meiner Hasenmaske.
Dadurch öffnete sich der Kopf und ein kleiner Ventilator kam zum Vorschein, der sofort anfing Pfefferspray zu auf die Polizisten zu verteilen.
Diese fingen sofort an sich die Augen zu reiben und zu niesen.
,,Rennt!" schrie ich, ließ den Sack mit Geld fallen und rannte los.
Und wir rannten.
Wir rannten den geheimen Eingang entlang nach Draußen.
,,Stehen geblieben!" rief ein Polizist und hustete direkt danach.
Wir rannten weiter und erreichten schließlich den Ausgang.
,,Sofort los!" rief ich Chuck entgegen, während wir in den Pick-Up sprangen.
Chuck startete sofort den Motor, drehte und brauste los.
Im Auto konnten wir ein wenig aufatmen und ich nahm die Maske von meinem Kopf.
,,Silver, achte darauf, dass uns niemand folgt. Chuck, fahre Schleifen bevor du zur Villa fährst. Der Rest, Köpfe runter." gab Cody uns die Anweisungen.
Chuck und Silver nickten.
Ich lehnte mich vor, sodass ich von Außen nicht mehr zu sehen war.
Mein Herz schlug immer noch schnell in meiner Brust.
Es dauerte eine Weile, bis wir bei der alten Villa ankamen, hastig ausstiegen und uns im Gebäude zurückzogen.
Cody warf seinen Baseballschläger gegen die Wand.
,,Fuck! Fuck, Fuck, Fuck! Das kann doch nicht wahr sein!" fluchte er.
Michelle und June kamen sofort angerannt.
,,Was ist passiert?" fragte June.
,,Wie haben verkackt!" schrie Cody und warf als nächstes seinen Schuh.
Ich schnaubte.
,,Jetzt komm mal runter, Cody! Chill deine Eier!" schnauzte ich ihn an.
Der Mann sah mich wütend an.
,,Halte du dich da raus! Du hast den Sack mit Geld liegen gelassen!"
Ich stellte mich vor ihm und starrte ihn an.
,,Sei froh, dass wir überhaupt lebend da ausgekommen sind! Ich hatte die ganze Zeit gewusst, dass das eine scheiß Idee war!"
Chuck berührte sanft meinen Arm.
,,Hey, bitte beruhigt euch. Es war einfach Pech." sagte er.
Johnny kam näher.
,,Außerdem haben wir ja einen Sack." ergänzte er und zeigte den Sack mit Geld.
Cody blitzte mich noch einmal kurz an, dann drehte er sich weg und verschwand mit den anderen im Wohnzimmer.
Chuck blieb bei mir und nahm meine Hand in seine.
,,Prim, alles okay?" fragte er.
Ich schnaubte.
,,Der Kerl zeigt echt kein bisschen Dankbarkeit! Wäre ich nicht gewesen, würden wir jetzt im Knast sitzen!" grollte ich.
Chuck zog mich in seine Arme.
,,Hey, hey, ganz ruhig. Ich weiß, Cody kann manchmal echt keine Dankbarkeit zeigen. Aber die anderen sind dir ganz sicher dankbar, Prim." sagte er ruhig.
Ich atmete kurz durch.
So sauer ich auch auf Cody war, ich musste mich beruhigen.
Ich seufzte und schmiegte mich an meinen Partner.
Er strich durch meine hellblonden Haare.
,,Komm, gehen wir in unser Zimmer, hm? Ich fülle das Pfefferspray in deiner Hasenmaske nach." sagte er.
Ich nickte leicht und beruhigte mich.
Cody war meine schlechte Laune nicht wert.
Wir zogen uns zurück auf unser Zimmer.
Während Chuck das Pfefferspray nachfüllte, zog ich mir andere Sachen an.
,,Sag mal, Prim, kann ich dir etwas sagen?" fragte Chuck.
Ich zog mir schnell einen anderen schwarzen Pullover über.
,,Klar, was denn?" fragte ich.
Chuck schloss meinen Hasenkopf zu.
,,Weißt du, diese Mission. Es war schön mal der Fahrer zu sein und so. Aber irgendwie hat mir diese ganze Sache gezeigt, dass ich keine weitere Mission durchziehen möchte." sagte er.
Ich drehte den Kopf und sah ihn fragend an.
,,Was meinst du damit?" fragte ich.
Chuck stellte den Hasenkopf bei Seite und setzte sich neben mich auf unser Bett.
Seine Hand berührte meine.
,,Lass uns die Gang verlassen. Lass uns weggehen und ein neues Leben beginnen. Unser Anteil vom Raubzug heute reicht für einige Monate aus." sagte er.
Ich sah ihn überrascht an.
Er wollte weggehen?
Ja, es war unser Traum.
Aber jetzt?
War das wirklich der beste Zeitpunkt?
,,Glaubst du, dass das wirklich eine gute Idee ist?" fragte ich.
Chuck nickte.
,,Wir brauchen doch nur uns, Prim. Wir suchen uns eine hübsche kleine Wohnung irgendwo und fangen ganz von vorne an." sagte er.
Ich sah in seine braunen Augen.
Er wollte das so unbedingt.
Ein neues Leben, ohne Raub.
Zusammen, vereint für immer.
Auch ich sehte mich nach so einem Leben.
,,Lass uns darüber noch eine Nacht nachdenken, okay?" schlug ich schließlich vor.
Wir sollten nicht impulsiv handeln.
Es war eine große Entscheidung.
Chuck nickte und lächelte.
,,In Ordnung."

EMPTY // VILLAIN Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt