Von Feigheit und Mut

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Aufregung strömte durch Yonas Adern, während sie versuchte, nicht getötet zu werden.

Es war ein Tanz, den sie mit ihrem Gegner austrug. Und sie konnte tanzen. Wie keine andere, hatte Einauge einmal gesagt.

Die Bewegungen des Verox waren vorhersehbar und unkoordiniert, aber dennoch schaffte Yona es nicht, zu Kilias durchzudringen. Immerhin hatte ihr ein leises Stöhnen verraten, dass er noch am Leben war.

In einem Wirbel fuhr sie herum und ihre Ruhka stieß gegen das Bein des Verox, prallte aber an den Schuppen ab. Yona duckte sich. Er darf dich nicht berühren. Bleib in Bewegung und lass dich unter keinen Umständen berühren.

In diesem Moment schoss ein glühendes Lichtbündel heran. Yona hechtete zur Seite und landete unsanft auf allen Vieren. Die Energie bohrte sich in die Schulter des Verox', ließ die Kreatur schrill aufheulen. Acarion tauchte aus den Nebelschwaden auf, die Luft um ihn herum flimmerte wie an einem besonders heißen Tag. Sein Humpeln war ihm kaum noch anzumerken.

Als Yona hinsah, bildete sich ein neues glühendes Bündel in Acarions Hand und schoss kurz darauf auf den Verox zu. Die Kreatur stieß ein erneutes Kreischen aus und stürzte sich auf Acarion.

Für den Moment war Yona vergessen. Halb noch auf allen Vieren stolperte sie zu Kilias. Der junge Mann hatte die Augen geöffnet, pure Panik lag darin, als er Yona erkannte. Blutige Risse zogen sich über sein Gesicht, wo er gegen den Felsen geprallt war, und sein Bein stand in einem unnatürlichen Winkel ab. Kälte stieg in Yona auf.

„Ich hab's verbockt", wisperte Kilias.

„Alles gut, mach dir keine Sorgen", flüsterte Yona zurück. „Wir bringen dich hier weg."

Ein ohrenbetäubender Knall ertönte. Mit einem Aufschrei duckte Yona sich. Es regnete Steine.

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Acarion fluchte. Seine Reaktionen waren nicht mehr die, die sie während des Großen Krieges gewesen waren. Als er erkannt hatte, was geschehen würde, war er kaum noch in der Lage gewesen, vor sich einen Schutzschild aus Veralenergie zu schaffen. Es war die Lebensenergie von Rons Begleitern gewesen, die der Verox verwendet hatte, um einen nahegelegenen Felsbrocken in seine Einzelteile zerspringen zu lassen. Mehrere davon hatten ihn Acarions Schutzschild durchdrungen. Er spürte Blut aus einem Riss an seiner Schläfe über sein Gesicht rinnen.

Zu seinem Glück war die Kluft üppig mit den knorrigen Pflanzen bewachsen, sodass er nicht von einem Nachschub an Veralenergie abgeschnitten war. Doch auch der Verox hatte seine Energie noch nicht erschöpft.

Krachend fuhr eine erneute Energiewelle in die Wand neben Acarion, Steinbrocken, so groß wie eine Faust, schossen ihm entgegen. Keine Zeit mehr, einen Schild zu erschaffen. Notgedrungen warf Acarion sich zu Boden, die Arme über dem Kopf. Wie eine kleine Lawine gingen die Steine auf den Boden nieder und prügelten gegen seine Beine und seinen Rücken. Dann war es still. Acarion rappelte sich auf, Husten kratzte in seinem Hals.

Der Verox war verschwunden.

Acarion warf einen Blick über die Schulter, sah im Nebel gerade noch die zwei Schemen, die Yona und Kilias waren. Die Steine hatten sie nicht erreicht.

„Über dir!", gellte da Yonas Schrei.

Acarion reagierte gerade noch schnell genug, um einen Schritt zurückzuspringen. Wie ein Monster aus seinen Albträumen stürzte sich ein dunkler Schatten von oben auf ihn. Offenbar hatte der Verox sich an der Felswand festgeklammert und auf seine Gelegenheit gewartet.

Der unerwartete Sprung war zu viel für Acarions verletztes Bein, es gab unter ihm nach und er stürzte zu Boden. Der Verox türmte sich über ihm auf.

Die Seele des MagiersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt