Ein Kribbeln wanderte durch Ryomas Körper und der Ring begann heiß zu werden, dann begann er zu leuchten. Es war, als ziehe sich eine Membran an Magie über seine Haut. Mit großen Augen sah er im Spiegel, wie er sich zu verändern begann. Seine Ohren wuchsen, wurden spitz. Über seine Augen zog sich eine tiefe Schwärze und die Iris und Pupille wurden weiß. Seine Lippen färbten sich wie seine Fingernägel schwarz, während seine Haut schneeweiß wurde. Ein umgedrehte schwarze Mondsichel erschien auf seiner Stirn, die sich von dieser abhob.
Was passiert hier? Seine Hand legte sich an seine Ohren und er konnte es spüren, sie waren spitz. Das ist nicht möglich. Als er zu Leviathan schaute, erstarrte er.
Warum? Wieso hatte Ryoma diese Gestalt angenommen? Seine Fäuste ballten sich. Der Mensch hatte die dämonische Gestalt eines Sìthe-Dämons angenommen – die schönsten Dämonen, die jemals existiert hatten. Eine Rasse, die Leviathan ausgelöscht hatte. War das ein Zeichen der Götter? Eine Erinnerung an seine Verfehlungen?
„Levi, ist alles in Ordnung?"
Nein. Nicht nur Ryomas Aussehen hatte sich geändert, auch seine Aura. Er strahlte die Aura eines Dämons aus. Es war die perfekte Tarnung. Seine Hand legte sich an die weiche Wange des Menschen, der nun eine dämonische Hülle trug. „Du bist wunderschön."
Eine leichte Röte überzog Ryomas Wangen, als er die Worte hörte. Nicht erneut.
Widerwillig löste sich Leviathan und lief zurück zu dem Regal. Für sich selbst nahm er einen kleinen Armreif, den er sich um das Handgelenk legte. Es war ebenfalls ein Artefakt, in den ein Tarnzauber gewoben worden war, auch wenn dieser nicht ansatzweise so mächtig war wie der Traumzauber. „Ich werde ebenfalls eine Tarnung annehmen", sagte er und aktivierte diesen.
Ryoma sah, wie sich über Leviathans Aussehen eine neue Person legte. Ein neues Gesicht, andere Haare, andere Augen. Als der Dämon jedoch an seine Stirn tippte, nahm er seine ursprüngliche Gestalt an. „Diese Illusion wirkt nur für Außenstehende", erklärte er. Anders als die deine.
„Vielleicht sollte ich den Ring abnehmen", sagte Ryoma und legte die Hand an den Halsring. Er wollte ihn abziehen, doch es ging nicht. Was? Er suchte nach der Öffnung, doch fand keine. „Es geht nicht."
Also stimmt es. „Er löst sich erst, wenn du es möchtest. Niemand kann ihn dir abnehmen, nur du selbst", sagte Leviathan.
„Aber ich möchte ihn ablegen", sagte Ryoma energischer als beabsichtigt. Er wollte diese Hülle ablegen, sie war seltsam. Es fühlte sich alles intensiver an, als würde er besser sehen, besser hören. Als wäre er anders.
Leviathan schaute zu dem Menschen. Seltsam. Er verstand nicht, weshalb er ihn nicht ablegen konnte. Es gab dafür nur eine Erklärung. „Du scheinst ihn zwar vom Kopf her ablegen zu wollen, aber es ist nicht dein Wunsch." Wenn das der Fall war, würde er warten müssen, bis er es wirklich wollte.
Ryoma verstand nicht, doch eines begriff er, er konnte dieses Schmuckstück nicht abnehmen, zumindest vorerst nicht. Dann später.
„Gut, folge mir, Zhora."
Als Ryoma den Kosenamen hörte, den der Dämon ihm gegeben hatte, spürte er ein Pochen in der Brust. „Was bedeutet es eigentlich?"
Fragend schaute Leviathan ihn an. „Wovon sprichst du?"
„Zhora." Er hoffte, dass er es richtig aussprach. Bei Leviathan hörte es sich weicher und zugleich härter an.
Die Mundwinkel des Dämons zuckten. Er legte eine Hand an seine Wange und fuhr zu seinen Lippen. „Es bedeutet Blume. Alles an dir erinnert mich an eine zarte Blume. Die weichen Lippen, die sich wie zwei Blütenblätter für mich teilen, die weiche Haut und Haare, und die Schönheit, die du besitzt. Zugleich bist du so zerbrechlich wie eine und erblühst nur im Sonnenlicht."
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Ryoma - ein schicksalhafter Fluch (BAND 9) ✅️
Fantasía„Du verspürst keine Furcht vor mir, noch Abscheu", stellte Leviathan fest. Seine Hand lag immer noch an der warmen Wange. Ein trauriges Lächeln trat auf Ryomas Lippen und er legte seine Hand auf die des Dämons. „Nein, denn du hast nichts getan, um m...