Kenji lud die Kisten ins Lager und wischte sich über die Stirn. Ryo. Er machte sich Sorgen. Sein Freund hatte ihm mitgeteilt, dass er für die kommende Zeit keinen Besuch wollte. Die nächste Öllieferung war erst in einer Woche. Sollte er einfach zu ihm schauen?
Unschlüssig stapelte er die letzte Kiste auf die vorherigen und trat zurück. Er vermisste seinen besten Freund. Nein, es ist mehr. Ein Seufzen entkam ihm. Seit Ryoma gegangen war, spürte er die Leere, die er hinterlassen hatte. Sein Leben lang hatte er jeden Tag sein Lächeln gesehen. Seine Art war beruhigend, beinahe heilsam. Mit ihm zu sprechen, hatte ihm die Last des Tages angenommen. Idiot. Es wurde Zeit, dass dieser Irrsinn endete.
Als er sich umdrehte, entfuhr ihm ein erschrockener Laut. Er starrte ungläubig zu den beiden Personen, die vor ihm standen. Was bei den Göttern? „Ryo?", presste er hervor. Kenji konnte seinen Augen kaum trauen. Sein bester Freund stand vor ihm.
Ryoma blickte zu Kenji, dann an sich hinunter. Er wirkt. Ryomas ursprüngliche Gestalt lag wie eine Hülle über der des Traumzaubers. „Hallo, Ken", begrüßte er seinen Freund und lief zu ihm, um ihn zu umarmen. Leviathan blieb stehen, betrachtete die Szene.
Das dunkle Gefühl, das ihn bereits damals beschlichen hatte, breitete sich erneut in dem Dämon aus. Er mochte es nicht, dass der Mensch Ryoma umarmte, doch noch weniger dessen Blick. In diesem standen tiefe Emotionen und eine Sehnsucht. Er gehört mir. Leviathans Blick wurde kühler.
„Was machst du hier?", fragte Kenji überrascht. Ryoma hatte das Dorf nicht mehr betreten, seit er damals gegangen war. Nun stand er in seinem Lager und nicht nur das, ein fremder Mann war bei ihm. Dieser hatte ein befremdliches Aussehen, eindeutig nicht-asiatischer Abstammung. Die bernsteinfarbigen Augen schienen sich in ihn zu bohren und seine Instinkte schlugen an.
Ein ernster Ausdruck trat auf Ryomas Gesicht. „Kenji, wir sind hier, weil wir nach etwas suchen. Etwas Wichtigem. Du bist der Einzige, der mir helfen kann."
Jedes Wort trug eine Schwere, die Kenji verspürte. Wenn Ryoma ins Dorf kam, musste es von einer großen Wichtigkeit sein. Er nickte nur. „Kommt in meine Wohnung, dort sprechen wir in Ruhe."
Dankbar folgte ihm sein Freund, während der Fremde ihnen nur stumm hinter Ryoma herlief. Sie betraten die kleine Wohnung, die Kenji gehörte. Das Haus hatte seiner Großmutter gehört, die im letzten Jahr von ihnen gegangen war. Sie liefen in das Wohnzimmer, welches heimelig eingerichtet war. Hier hatte Ryoma viele Stunden mit Kenji verbracht. Erinnerungen kamen auf, als er die Bilder an der Wand sah, auf denen auch er und Izumi zu sehen waren. Es tat weh.
Leviathan spürte die Veränderung. Der Blick, der in Ryomas Augen getreten war, sprach von Schmerz und er berührte ihn sanft an der Schulter.
Kenji war nach wie vor verschwitzt und wollte duschen, doch zuerst musste er wissen, weshalb sein bester Freund nach all der Zeit hier hergekommen war. Sein Blick fiel auf den Fremden mit den bernsteinfarbenen Augen, der noch kein Wort gesagt hatte. Dennoch sah er die tröstende Geste, was ihm einen Stich versetzte. „Setzt euch."
Ryoma nickte und nahm auf seinem Sofa Platz, der Fremde setzte sich neben ihn. Zu nah. Der Mann war Ryoma zu nah. Sein bester Freund blickte ihn an. „Ich benötige die Kisten, die ich vor... damals bei dir gelagert habe, Ken." In diesen waren Bilder und alte Dinge, Dokumente und weiteres. Vieles auch von seinem Bruder. Er hatte es nicht in die Hütte am Berg mitnehmen wollen, zu groß die Angst, dass es kaputtgehen würde.
Ein Nicken erfolgte. „Ich hole es, doch zuvor, wer ist der Fremde, der sich noch nicht vorgestellt hat?" Man hörte deutlich seinen bissigen Unterton. Der Mann schaute ihn nur an und ein Gefühl der Angst kam in Kenji auf, als würde vor ihm ein Raubtier sitzen. Unsinn.
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Ryoma - ein schicksalhafter Fluch (BAND 9) ✅️
Fantasía„Du verspürst keine Furcht vor mir, noch Abscheu", stellte Leviathan fest. Seine Hand lag immer noch an der warmen Wange. Ein trauriges Lächeln trat auf Ryomas Lippen und er legte seine Hand auf die des Dämons. „Nein, denn du hast nichts getan, um m...