Leviathan schloss die Erzählung ab. Er hatte Details wie zuvor den Halsring und Traumzauber ausgelassen. Hayden ging davon aus, dass Ryoma menschliche Wurzeln hatte und in der Menschenwelt aufgewachsen war. Es machte an sich auch keinen Unterschied, denn solange Ryoma den Halsring nicht ablegen konnte, würde er die dämonische Gestalt behalten. Sein Leben hatte einen Zeitstempel und die Uhr tickte.
Hayden schaute zu dem Sìthe-Dämon, der neben seinem Herrn saß. Das ist nicht gut. Zwar hatten sie eine Spur und Elionora suchte nach der Vanth-Dämonin, doch ob sie eine Dämonin ohne einen Namen finden konnte und das in der kurzen Zeit, war fraglich.
„Lasst uns die Bibliothek durchsuchen", sagte er schließlich. Leviathan nickte und erhob sich. „Doch zuvor werde ich dem inneren Kreis Bescheid geben, dass du zurückgekehrt bist. Keine Sorge, ihre Verschwiegenheit ist dir sicher." Da er davon ausging, dass die beiden länger bleiben würden, ließ er das Zimmer vorbereiten, das so lange auf seinen Besitzer gewartet hatte.
Ryoma folgte den beiden Dämonen und bestaunte das Anwesen. Leviathan legte seine Hand an seinen Rücken und er schaute auf. „Ich werde dir das Anwesen zeigen", sagte dieser mit einer weichen Stimme und er nickte nur. Es ist riesig. Leviathan musste eine wichtige Stellung gehabt haben oder er war einfach reich. Zweiteres war bei der Schatzkammer, die Ryoma gesehen hatte, eindeutig der Fall.
Sie betraten die große Bibliothek, die Ryoma in Erstaunen versetzte. Zahlreiche Regal aus massivem Holz reihten sich auf, die Bücher sauber einsortiert und geordnet, keine Spur von Staub.
„Ich werde mit Margo reden, sie ist für die Instandhaltung verantwortlich, doch du solltest am besten wissen, wo welches Buch steht, Kuro", sagte der Pazuzudämon zu Leviathan.
Leviathan nickte nur. Dieses Anwesen war sein Rückzugsort gewesen. Hier hatte er nicht als Herrscher gelebt. Das, das er in seiner Amtszeit als Herrscherresidenz genutzt hatte, war mit Sicherheit nicht mehr in seinen Händen, wenn überhaupt noch existent. Nein, von diesem Ort wussten nicht viele, denn es war das Haus, das seine Eltern ihm vermacht hatten. Hayden war einer seiner engsten Vertrauten und er hatte ihn mit der Aufgabe betraut, dieses zu pflegen. Nun war er zurückgekehrt und zahlreiche Erinnerungen drangen an die Oberfläche.
„Wir werden mit der Recherche beginnen, sobald wir das Zimmer bezogen haben."
Sein Diener nickte nur und sie liefen zu dem Schlafgemach, das seit langer Zeit leer gestanden hatte. Es hatte sich nichts verändert – der Boden hatte nach wie vor eine dunkle Holzmaserung, die Wände waren mit Mustern aus verschiedenen Grüntönen verziert und die Leuchtsteine schimmerten in einem satten Grasgrün.
Das Bett, das er vor langer Zeit von einem Freund geschenkt bekommen hatte, stand noch an Ort und Stelle. Es war dunkles, fast schwarzes Holz verwendet worden, das ihn an Kohle erinnerte, und Drachenmuster eingelassen worden. Dunkelgrüne Bettwäsche bedeckte dieses und glänzte leicht im Sonnenlicht, das durch zwei große Flügeltüren hereinfiel. Neben diesem gab es nur einen weiteren Schrank im Zimmer, den er für Kleidung genutzt hatte, mehr nicht. Keine Gemälde oder andere Kunstgegenstände.
Ryoma schaute sich um. „Ist das dein oder mein Zimmer?" Der Blick, den der Dämon ihm zuwarf, lieferte ihm mehr Fragen als Antworten.
Leviathan räusperte sich. „Vorerst ist es das unsere. Ich werde Hayden beauftragen, ein weiteres Zimmer für dich herzurichten." Dass Ryoma in einem eigenen schlafen wollte, hatte er nicht bedacht. Du willst ihn an deiner Seite haben, doch er empfindet nicht so.
Was der Dämon nicht mitbekam, waren die roten Wangen. Wenn ich erneut in demselben Bett wie er schlafe, dann... würde er vielleicht Dinge tun, schmutzige Dinge. Die Erinnerung an ihre Liebesnacht ließ seinen Herzschlag für einen Moment schneller werden. Die sanften Berührungen und Liebkosungen, allein die Erinnerung ließen seine Haut prickeln. Du weißt nicht, was er empfindet. Hatte es überhaupt eine Bedeutung für diesen Mann? Er war ein Dämon, deutlich älter, wie er erfahren hatte. Er musste unzählige Liebhaber gehabt haben, während Ryoma nicht einen einzigen vorzuweisen hatte. Leviathan war sein Erster gewesen.
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Ryoma - ein schicksalhafter Fluch (BAND 9) ✅️
Fantasia„Du verspürst keine Furcht vor mir, noch Abscheu", stellte Leviathan fest. Seine Hand lag immer noch an der warmen Wange. Ein trauriges Lächeln trat auf Ryomas Lippen und er legte seine Hand auf die des Dämons. „Nein, denn du hast nichts getan, um m...