Am nächsten Tag holten beide ihre Stücke und packten sie etwas ein. Pasami traf sich mit seiner Herzdame nach dem Essen. Ryoma beobachtete aus der Ferne, wie dieser nervös zu sprechen begann, in der Hand ein kleines Stoffbündel.
Leviathan stellte sich zu ihm. „Spionierst du anderen nach?", fragte dieser leise.
Ryoma schüttelte den Kopf. „Nein. Pasami hat ein Geschenk für Eleira und ich möchte ihre Reaktion sehen, immerhin hat er es mit viel Herzblut geschnitzt."
So ist das also. Leviathan schaute stumm zu dem Sylph-Dämon und war Zeuge der freudigen Reaktion über den Kamm. Es schien ein Erfolg zu sein. Dann spürte er eine Hand, wie diese ihn mit sich zog. Sie liefen in sein Arbeitszimmer und Ryoma schloss die Türe. „Entführst du mich, Zhora?"
Ryoma stand vor ihm und holte etwas aus einem Beutel, den er bei sich getragen hatte. „Eleira ist nicht die Einzige, die heute ein Geschenk erhält", sagte dieser und reichte ihm den Beutel.
Leviathan nahm diesen und öffnete ihn. Die Neugier brannte in ihm und er holte vorsichtig den Inhalt heraus, da er nicht wusste, um was es sich handelte. Er schälte den Gegenstand aus dem weißen Tuch, das ihn umgab, und bestaunte ihn für einen Moment. Es war kleine Halterung für Stifte, Federn und Stempel. In den Fuß war ein filigranes Rosenmuster eingeschnitzt. Er fuhr dieses mit dem Daumen nach.
„Das ist wunderschön. Woher hast du das?", fragte er seinen Liebsten.
Rote Wangen waren die Antwort. „Ich habe es angefertigt. Es freut mich, dass es dir gefällt." Ryoma hatte bemerkt, dass die Federn und andere Schreibutensilien auf dem Tisch lagen und kein ordentliches System vorhanden war. Nun konnte er sie ordentlich einhängen und hineinstellen.
In Leviathans Augen stand eine tiefe Zuneigung, denn dieses Geschenk hatte eine tiefe Bedeutung. Ebenso wie das rote Lederarmband, das er um sein Handgelenk trug. Vorsichtig stellte er dieses auf seinen Tisch und trat wieder zu seinem Gefährten. „Ich danke dir", flüsterte er und küsste Ryoma sanft, zog ihn in eine Umarmung.
Als sich Leviathan von ihm löste, hatte Ryoma eine Entscheidung getroffen. „Ich möchte das Handwerk, das ich erlernt habe, fortführen. Dafür würde ich gerne die Schreinerwerkstatt wieder in Betrieb nehmen." Materialien und andere Werkzeuge würde er hinzukaufen müssen, was sicherlich kostspielig sein würde.
Leviathan war jedoch begeistert und sie würden mit Hayden alles Nötige in die Wege leiten.
Es dauerte keine drei Tage und Leviathan wusste, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. Ryoma ging förmlich in seinem Handwerk auf. Sein Talent war außergewöhnlich, wie auch seine Werke.
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Nachdenklich fuhr Ryoma über die glatte Oberfläche, spürte das Holz unter seinen Fingern. Mit präzisen Bewegungen schnitzte er das Muster, das sich in seinem Kopf befand, in den Rand der Platte. Jede Biegung, Senke ließ das Ergebnis Gestalt annehmen. Seit drei Tagen arbeitete er daran und er kam dem Ergebnis näher. Lieber ließ er sich Zeit, denn er wollte mit dem Ergebnis zufrieden sein. Es gab keine Abgabefrist, also würde er an diesem arbeiten, bis es perfekt war.
Als sein Magen knurrte, erhob er sich. Heute wird er noch fertig. Zumindest war das sein Ziel. Ob sich sein Gefährte darüber freuen würde? Er setzte sich auf einen Stuhl und trank einen Schluck Wasser. Diese Träume.
Er hatte es Leviathan noch nicht erzählt, doch seit er erwacht war, hatte er seltsame Träume. Er durchlebte diese und erinnerte sich an jedes Detail, doch es fühlte sich nicht wie ein Traum an – eher wie eine Erinnerung. Jede Nacht wählte er eine der Türen und erlebte unglaubliche Dinge – traurig, fröhlich, ... grausam. Heute Nacht hatte er die Tür geöffnet, auf der der Name seines Gefährten stand. Zunächst hatte Ryoma gezögert, doch die Neugier war zu groß gewesen.
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Ryoma - ein schicksalhafter Fluch (BAND 9) ✅️
Fantasia„Du verspürst keine Furcht vor mir, noch Abscheu", stellte Leviathan fest. Seine Hand lag immer noch an der warmen Wange. Ein trauriges Lächeln trat auf Ryomas Lippen und er legte seine Hand auf die des Dämons. „Nein, denn du hast nichts getan, um m...