Ryoma öffnete die Augen und ein lauter Schrei erklang. In diesem Augenblick wich er einer Hellebarde aus, die auf ihn zu sauste. Sein Körper bewegte sich von alleine. Er wehrte sie mit seiner eigenen Waffe ab und versenkte diese in dem Körper des Angreifers. Blut spritzte, als er sie zurückriss und den Sterbenden mit dem Fuß zur Seite trat.
Horror breitete sich in Ryoma aus, er hatte keine Kontrolle über seine Handlungen, er war nur ein Zuschauer. Nein, aufhören.
Beruhige dich, erklang eine Stimme in seinem Kopf. Das bist nicht du, sondern dein Vorfahre. Du erlebst lediglich das, was er erlebt hat.
Mein Vorfahre? Es war alles real, er bewegte sich, hörte die Schreie, roch das Blut, dennoch war er machtlos. Er sah, wie seine Hände zahlreiche Leben nahmen und anschließend, als die Stille der Toten eintrat, das Schwert an der Kleidung eines seiner Opfer abwischten.
„Lasst uns gehen und diesen Sieg feiern. Die Aufständischen sind niedergerungen, unsere Mauern sicher", sagte er mit stolzer Stimme und schwang sich auf ein Pferd, das einer seiner Stalljungen ihm gebracht hatte. Der junge Mann, nicht einmal fünfzehn Lebensjahre alt, wagte es nicht, ihm ins Gesicht zu schauen. Angst drückte seine Haltung aus, keine Ehrfurcht.
Wieso zittert er so? Ryoma hatte ein bedrückendes Gefühl. Er wollte all das nicht mehr.
Ich fürchte, wir müssen warten. Noch ist das entscheidende Ereignis nicht eingetreten, hörte er Luxes' Stimme.
Während die Sonne unterging, ritt er in sein Anwesen zurück, begleitet von seinen teilweise verletzten Kriegern. Große Mauern wuchsen aus dem Erdboden hervor und ein riesiges Anwesen mit gebogenen Dächern kam in Sicht. Wachen standen auf der Mauer und das Tor war geschlossen. Als er sich diesem jedoch näherte, öffnete es sich und eröffnete den Blick auf den großen Innenhof. Das Hauptgebäude stand prunkvoll in der Mittel, zahlreiche Statuen zierten es. Es gab mehrere Nebengebäude, in denen seine Krieger lebten und versorgt werden würden.
„Takeda-sama, willkommen zurück", begrüßten ihn seine Diener mit gesenktem Haupt, als er von seinem Pferd abstieg. Sie alle standen sauber in Reihe, keiner wagte es, ihn anzusehen.
„Ich werde nun ein Bad nehmen. Reinigt meine Rüstung und bereitet das Abendmahl vor", antwortete er mit emotionsloser Stimme. Dennoch lag sein glühender Blick auf dem jungen Diener, der hinter ihm das Pferd an sich nahm. „Du wirst mir den Rücken waschen", sagte er.
Der junge Mann versuchte seine Furcht zu verbergen, dennoch würde er niemals widersprechen – es hätte nur seinen grausamen Tod zur Folge. Der Herr des Hauses war einer der erfolgreichsten Kriegsherren des Landes, jeder fürchtete ihn, auch die obere Regierungsriege. Niemand konnte diesen Mann besiegen, er würde in der Geschichte seinen Platz finden.
Zitternd folgte er also dem Mann, der das Blut und die Leben zahlreicher Menschen am Körper trug und es abwaschen würde, als wäre es nichts.
Zügig füllte er das große Holzfass mit Wasser, das er mit Feuer erhitzt hatte, sodass der Baderaum mit einem Schleier aus Wasserdampf gefüllt wurde. Die Schiebetür wurde aufgerissen und der Junge zuckte zusammen. In der Tür stand sein Feldherr, vollkommen nackt. Die Narben zogen sich über seinen Körper, doch die tödlichen Muskeln waren das, was ihm Angst machten.
Langsam stieg der Kriegsherr in das Fass und genoss die Wärme, die in seine Glieder fuhr. Er betrachtete den jungen Diener, der ein weißes Baumwolloberteil trug, dessen Ärmel er bis zu den Ellenbogen zurückgeschoben hatte. Er hatte einen Baumwolllappen in der Hand und trat mit gesenktem Kopf zu ihm, wartete auf seine Anweisung.
„Wasche mir den Rücken", sagte er und ein kurzes Nicken war die Antwort. Die zarten Hände wanderten über seine Haut und er schloss genießerisch die Augen. „Deine Hände sind geschickt. Leiste mir heute Nacht Gesellschaft." Sie sollten ihm auf andere Weise Freude bereiten, ebenso wie dessen delikater Körper.
DU LIEST GERADE
Ryoma - ein schicksalhafter Fluch (BAND 9) ✅️
Fantasía„Du verspürst keine Furcht vor mir, noch Abscheu", stellte Leviathan fest. Seine Hand lag immer noch an der warmen Wange. Ein trauriges Lächeln trat auf Ryomas Lippen und er legte seine Hand auf die des Dämons. „Nein, denn du hast nichts getan, um m...