Schreiend riss Ryoma die Augen auf. „Nein, nein. Hör auf." Tränen liefen über sein Gesicht und er umschlang sich selbst, drehte sich auf die Seite und zog die Beine an, um sich möglichst klein zu machen. Zitternd lag er auf dem Altar.
Luxes stand neben ihm, kehrte mit dem Geist langsam zur Realität zurück.
Leviathan war sofort bei seinem Menschen und legte die Hände auf dessen Schultern, zog ihn an sich. „Ryoma, es ist alles in Ordnung. Beruhige dich."
Ryoma zitterte, doch durch den Nebel drang die Stimme und er krallte sich an ihr fest. Wärme und ein angenehmer Geruch hüllten ihn ein und er wurde ruhig. Es war, als könne er dieser Wärme vertrauen, als würde alles in Ordnung sein.
Sanft strich Leviathan über Ryomas Haare und spürte, dass er ruhiger wurde.
„Ich habe es gesehen", sagte Ryoma mit leiser Stimme. Er hatte es gesehen - den Grund für den Fluch. Seine Finger krallten sich in das Oberteil des Dämons, der verhinderte, dass er zusammenbrach. „All diese Leben, diese grausamen Taten. Wie konnte er nur?", schluchzte er.
Leviathan schaute zu Luxes. „Ryomas Vorfahre hat unverzeihliche Verbrechen begangen, woraufhin eine Vanth-Dämonin ihn verflucht hat. Sie hat ihm das Einzige genommen, was von Bedeutung war - sein Erbe. Jeder männliche Erbe verstarb, während er es machtlos mitansehen musste", sagte er ruhig.
Dieser Fluch lag nun schon sehr lange auf dieser Familie, doch nun gab es kein weibliches Familienmitglied mehr, somit würde die Blutlinie mit Ryoma enden.
Ryoma sagte nichts, denn die Bilder hatten sich in sein Gedächtnis gebrannt. „Es ist richtig so. Es wird Zeit, dass sie ihr Ziel erreicht", sagte er leise und Leviathan versteifte sich.
„Wovon redest du, Zhora?"
Ryoma schaute auf, in seinem Blick eine Dunkelheit, die er zuvor nicht getragen hatte. „Diese Blutlinie wird mit mir enden und der Fluch seinen Zweck erfüllen, damit diesem Verbrechen genüge getan ist."
Luxes war sprachlos. Er trägt keinerlei Schuld, seine Seele ist rein, dennoch nimmt er eine Schuld auf sich, die er nicht zu tragen hat. „Das ist Unsinn. Die Vanth-Dämonin ist keinen Deut besser als das Monster, das sie verflucht hat. Sie hat zahlreiche unschuldige Leben beendet und all das, wegen einem Mann? Diese Dämonin hat in blinder Wut gehandelt, mehr nicht. Weder du noch deine Familie sollten für etwas leiden, das ein Vorfahre begangen hat, denn sonst hätte keiner von uns die Berechtigung zu leben. Jeder sollte an den Taten bemessen werden, die er selbst vollzieht, nicht die anderer. Niemand sucht sich seine Eltern aus."
Die Worte gingen tief. Es schwangen Gefühle in diesen mit, die der Meister der Flüche zuvor nie preisgegeben hatte. Für einen Moment hatte sich ein schwarzer Schimmer über dessen Augen gelegt. Ryoma schwieg, schaute zu Boden. Habe ich das Recht zu leben?
„Alles gut. Ich liebe dich, kleiner Bruder. Ich werde immer über dich wachen. Du wirst es schaffen, das weiß ich."
Izumis Worte kamen ihm in diesem Moment in den Sinn. Ich muss leben, für ihn. Entschlossenheit trat in sein Gesicht und er richtete sich auf. „Wie kann ich diesen Fluch brechen, Luxes?"
Er hat es geschafft. Der Dämon schaute den jungen Mann an, der ihn mit widerspenstigen Augen anschaute. „Ich werde ehrlich sein, auch wenn es nicht das ist, was ihr hören wollt."
Ryoma umschlang Leviathans Hand und drückte sie, dann nickte er.
„Dieser Fluch ist kein Fluch, der dir aufgebrannt wurde, sondern einem Vorfahr - ein sogenannter Crux-Fluch. Er ist in deinem Blut und das ist das Problem. Wärst du derjenige gewesen, der verflucht worden ist, könnte man ihn aus deinem Körper lösen, doch das ist nicht möglich. Du musst die Verursacherin finden, damit sie ihn beilegt." Jeder Fluch kann von dem, der ihn gesprochen wurde, neutralisiert werden, sofern dieser noch am Leben war. Und hier war das nächste Problem.
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Ryoma - ein schicksalhafter Fluch (BAND 9) ✅️
Fantasia„Du verspürst keine Furcht vor mir, noch Abscheu", stellte Leviathan fest. Seine Hand lag immer noch an der warmen Wange. Ein trauriges Lächeln trat auf Ryomas Lippen und er legte seine Hand auf die des Dämons. „Nein, denn du hast nichts getan, um m...