Gemeinsam liefen sie Hand in Hand durch die Straßen, sahen die geschockten Gesichter, hörten das Gemurmel. Keiner trat zu ihnen, denn die Aura, die Leviathan ausstrahlte, hielt sie ab. Sie hielten vor dem Geschäft, in dem Kenji arbeitete.
Die Tür öffnete sich klirrend und sein bester Freund kam heraus. „Ryo, was machst du hier?", fragte er überrascht.
Ryoma trat vor und zog ihn in eine Umarmung. Nach kurzem trat er zurück. „Ken, darf ich dir meinen Liebsten vorstellen? Das ist Levi, die Liebe meines Lebens. Der Mann, dem ich mein Leben verspreche."
Kenji versteifte sich, doch er sah die tiefe Liebe in den Augen seines besten Freundes. Seine Brust schmerzte, doch er ließ es sich nicht anmerken. Er hielt seine Hand diesem Mann entgegen und sagte: „Es freut mich, dich kennenzulernen. Pass gut auf meinen besten Freund auf."
Leviathan respektierte diesen Menschen, nahm sie an. „Das werde ich. Ich werde ihn niemals allein lassen."
Ryoma kramte in seiner Tasche und reichte Kenji einen Briefumschlag.
„Was ist das?", fragte Kenji.
„Das ist die Besitzurkunde für die Wohnung und das Gebiet, sowie das Haus am Berg. Alles, was meine Familie besitzt, gehört dir", sagte Ryoma.
Kenji blickte nach oben. Wie bitte? Was ging hier vor sich?
„Kenji, ich werde weggehen und nicht mehr zurückkehren. Ich möchte, dass du alles bekommst, denn dort ist es in guten Händen. Ich bedanke mich für all die Jahre, die du an meiner Seite warst. Ohne dich hätte ich das nicht geschafft", erklang die weiche Stimme und Kenji fühlte sich taub. Er geht. Das hier ist ein Abschied. Ein Abschied für immer.
„Ryo-"
„Entschwinde, Teufelskind", erklang eine zischende Stimme.
Die drei drehten sich und Ryoma erblickte die Frau, die ihn damals mit ihren Worten vertrieben hatte, die seinen Bruder in die Flammen hatte werfen lassen. So viel Leid und Schmerz. Er lief zu ihr, stellte sich vor sie. „So oft habe ich mir vorgestellt, dass ich zurückkehre und dir gegenübertrete. All die Worte, die ich mir überlegt habe, doch letztendlich habe ich dir nichts zu sagen." Mehr sagte er nicht, sondern ging zu seinem Dämon, den er liebte, und küsste ihn vor den Augen aller.
Ihre Hände verschränkten sich. „Leb wohl, Kenji." Dieses Mal war es ein Abschied für immer. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht ging er. Keiner der Dorfbewohner sagte etwas.
Als sie am Rand des Dorfes ankamen, umschlang Leviathan ihn und entfaltete seine Flügel. Er erhob sich mit Ryoma in die Luft und flog zurück zu dem Haus, in dem er so viele Wochen verbracht hatte. Ryoma genoss den Wind im Gesicht, das Gefühl der Freiheit.
Sie landeten und er betrat das Haus, verstaute alles ein letztes Mal. Als er fertig war, setzte bereits die Dämmerung ein. Gemeinsam liefen sie den Weg durch den Wald zu der Höhle, wo er damals Leviathan gefunden hatte. Die Felsbrocken lagen nach wie vor verstreut, der Eingang war dunkel.
Sowohl Ryoma als auch Leviathan spürten etwas Wehmut. Leviathan schwenkte mit der Hand und Flammen erschienen in der Luft und erhellten die Umgebung, während Leviathan Holz sammelte. Ryoma betrat währenddessen die Höhle, lief zu dem Steinaltar, auf dem Leviathan damals gelegen hatte. Mit den Fingern fuhr er über das Relief.
Du hast so lange geschlafen, auf mich gewartet. Er war sich sicher, dass er das Abschiedsgeschenk des Schicksals für ihn war. Mit beiden Händen breitete er eine dicke Wolldecke auf dem Altar aus und setzte sich auf diesen.
Sein Dämon legte in der Nähe das Holz zusammen und entzündete es. Das Lagerfeuer begann zu brennen, als er sich zu Ryoma setzte. Gemeinsam starrten sie in die Flammen.
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Ryoma - ein schicksalhafter Fluch (BAND 9) ✅️
Fantasi„Du verspürst keine Furcht vor mir, noch Abscheu", stellte Leviathan fest. Seine Hand lag immer noch an der warmen Wange. Ein trauriges Lächeln trat auf Ryomas Lippen und er legte seine Hand auf die des Dämons. „Nein, denn du hast nichts getan, um m...