Kapitel 39

802 117 26
                                    

Nix tippte mit den Fingern auf der Lehne seines Thrones. Diese Verstrickungen gefallen mir nicht. Niyati schien nicht genau zu wissen, was vor sich ging, doch Nix spürte es. Die Unruhe des Gottes übertrug sich auch auf seine Visionen. Dass sein Gefährte nun ein Kind erwartete, kratzte ihn zusätzlich auf. Am liebsten würde er keinen Moment von Lyrics Seite weichen.

Seit Lyrics Sturz hatte er keine Visionen mehr über sie und ihr Schicksal empfangen. Hatte Niyati ihn gewarnt, weil Lyric in Gefahr gewesen war? Wenn also keine Vision kam, war Lyric sicher? Wenn seinem Herz etwas passieren würde, würde er ihm folgen. Das wusste Niyati. Pass auf ihn auf, oder du kannst dir einen neuen Nix suchen.

Die Tür öffnete sich und sein bester Freund geleitete den Bittsteller herein, auf den er gewartet hatte. Luxes hatte zu ihm kommen müssen, das war die Bedingung gewesen. Zudem musste er es erst gesehen haben. Nun hatte er die Erlaubnis, das auszusprechen, was Niyati ihm vor Wochen geschickt hat. „Hallo, Elluxes", begrüßte er ihn. Nix wusste, dass es Luxes ärgerte, mit seinem Geburtsnamen angesprochen zu werden, und er wollte auch die kleinen Freuden im Leben nicht vorbeiziehen lassen.

„Nix, ich bin hier, weil ich eine Frage habe."

„Das haben sie alle. Ist nichts Neues. Dennoch, ich muss dich loben. Du hast deine Aufgabe hervorragend erfüllt, dafür will ich dich belohnen", sagte Nix. Es klang überheblich, doch das war nun mal seine Rolle.

Der Meister der Flüche starrte den Dämon mit den roten Augen an. „Ich habe eine Vision empfangen. Ich glaube, sie ist... von meinem Herzen." Er war sich nicht sicher, doch er spürte etwas. Diese Bilder ließen ihn nicht los. Spitze Ohren, silbernes Haar. Nicht viele Rassen besaßen diese Merkmale. „Weißt du etwas über mein Herz?"

Nix richtete sich auf. Seine Stimme begann zu schwingen, als er die nachfolgenden Worte sprach.

„Ich kann vortrefflich malen und lasse fort kein Haar. Das Bild ist fertig schon im Augenblick, wer außer mir hat solch Geschick? Doch einen Fehler mach ich stets: Verwechsle links und rechts. Die Wahrheit offenbare ich und doch auch nicht. Vertraue auf die Worte, die meine Augen sprechen, nicht mein Mund."

Luxes wusste in diesem Moment, dass Nix eine Prophezeiung gesprochen hatte. Seine Prophezeiung. Wird sie mir den Weg zu meinem Herzen weisen?

„Luxes, erfasse die Bedeutung dieser Worte und du wirst das finden, was du suchst. Mehr kann ich dir nicht sagen", sprach Nix ruhig.

Der Dämon wusste, dass das Orakel ihm nicht weiterhelfen würde. Er hatte nur noch eine Frage: „Ist mein Herz auf dieser Welt?" Lebte er? Konnte er ihn finden?

Nix' Gesicht wurde für einen Moment ausdruckslos. „Das Herz schlägt." Er selbst wusste nicht, was er damit sagte. Er konnte Luxes nicht helfen, denn er hatte nur diese Worte für ihn. Leere. Er kannte Luxes' Zukunft nicht, sie war unklar.

Es schlägt, also lebt er. Eine Hoffnung breitete sich in seiner Brust. Ich muss dich nur finden, Phen. Diese Buchstaben waren die ersten des Namens, der ein Licht in seiner Dunkelheit entzündete. Die lieblichen Gesichtszüge standen ihm vor den Augen. An diesen hielt er sich fest. Er verabschiedete sich von dem Orakel und ging.

༻✧༺

Lyric lief zu dem Saal, in dem sich sein Herz aufhielt. Er war unruhig, das Kleine in seinem Bauch ebenfalls. Der Hunger hatte ihn herkommen lassen und er konnte sehen, dass sein Herz ihn mit einem Lächeln auf den Lippen begrüßte.

Nix stand auf und trat zu ihm. Instinktiv legte er seine Hand auf Lyrics Bauch und zog seinen Dämon an seine Lippen. Der sinnliche Duft nach Rosenwasser hatte einen süßen Ton angenommen, der ihn reizte. Die Schatten auf seinen Armen wirbelten umher.

Ryoma - ein schicksalhafter Fluch (BAND 9) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt