11. Kapitel

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Lucia

Es ist ein ganzer Monat vergangen, seit ich im Anwesen der Familie Reyes angekommen bin.
Mittlerweile habe ich mich ziemlich gut eingelebt und auch mit den Bewohnern verstehe ich mich ziemlich gut.
Es hat seine Zeit gebraucht, bis ich die Angewohnheit, meinen Kopf zu senken und nicht zu sprechen, abgelegt habe, aber inzwischen ist es nur noch eine Ausnahme, dass ich in die alten Verhaltensweisen abrutsche.

Heute war ein nasser und stürmischer Herbsttag, wobei es auch schon bald Winter wird.
Die Männer sind am Vortag in ihre Autos gestiegen, um in die Innenstadt von Valencia zu fahren und einige Clubs zu prüfen, beziehungsweise auch mal ein klein wenig Spaß zu haben.

Das mulmige Gefühl, welches seit ihrer Verabschiedung in meinem Magen herrscht, wird mit jeder Minute die verstreicht, immer schlimmer und lässt mich ungeduldig in der Küche auf und ab gehen.

Yago hat mir zwar versichert, dass Shotaro der letzte in der Familie ist, der mit vielen fremden Frauen schläft, aber dass heißt auch nicht, dass er ganz darauf verzichten würde.
Kopfschüttelnd halte ich inne und frage mich, wieso ich überhaupt daran denke.
Ich habe kein Recht, ihm etwas vorzuschreiben oder auch nur irgendetwas an ihm zu bemängeln.

Seit unserer Umarmung, sind wir uns nicht mehr sonderlich nah gekommen.
Zwar hat er viel mit mir gesprochen, wenn er überhaupt mal da war und nicht außerhalb am Arbeiten, aber mehr auch nicht.

Die Enttäuschung, die ich noch am Anfang ganz deutlich verspürt habe, ist abgeflacht zu einem Verständnis, denn er arbeitet verdammt hart und soweit ich das mitbekommen habe, steht er kurz vor einem großen Durchbruch, endlich eine neue Droge auf den Markt bringen zu können.

Wobei ich da sowieso keine Ahnung habe.

Das Geräusch des sich öffnenden Tores lässt mich aufsehen und erfreut stelle ich fest, dass die zwei Autos, mit denen die vier Brüder gefahren sind, endlich wieder zurückkommen.

Lächelnd stelle ich mich in den Flur und starre auf die große Eingangstür, bis sie sich endlich öffnet.
Schlagartig verblasst mein Lächeln und fassungslos sehe ich zu Taio, der eine braunhaarige Frau auf seinen Armen in Richtung Kellertür trägt.

Vollkommen sprachlos sehe ich ihm hinterher, wie er im Keller verschwindet.
Einige Sekunden verstreichen, in denen absolute Stille herrscht und ich meine weit aufgerissenen Augen einfach nicht bewegen kann.

Kopfschüttelnd sehe ich dann allerdings doch zu den anderen drei Brüdern, die mich ebenfalls ruhig ins Visier nehmen.
"Was zur Hölle war das gerade?
Sagt mir bitte, ich träume!" meine Stimme ist von purer Fassungslosigkeit und Verzweiflung eingenommen, denn diese arme Frau, lag vollkommen wehrlos, fast schon tot, in den Armen des Mafiosis.

"Beruhige dich, mi hermosa.." versucht Shotaro mich zu besänftigen, was mich allerdings nur noch mehr in Rage versetzt.
"Beruhigen?! Seid ihr vollkommen wahnsinnig? Was habt ihr mit dieser unschuldigen Frau getan!" schreie ich sie panisch an, was sie alle nur schwer Seufzen lässt.

Vasco ist der erste, der sich in Richtung oberer Etage bewegt, aber kein Wort von sich gibt.
Allgemein ist er der ruhigste der Familie, was mir im Moment aber kein bisschen hilft.

Auch Andrés setzt sich in Bewegung, begibt sich aber in die Küche, sodass ich am Ende ganz allein mit Shotaro in den riesigen Fluren des Anwesens stehe und mich frage, was zur Hölle das alles zu bedeuten hat.

"Komm bitte mit mir mit, ich erkläre dir alles, mi hermosa." fleht Shotaro schon beinahe, was mich ergeben die Schultern heben lässt.
Stumm laufe ich ihm nach, bis wir in meinem Zimmer ankommen und wir uns gemeinsam auf dem weichen Bett nieder lassen.

"Los. Erklär es mir!" schießt es schamlos aus mir raus, doch sofort füge ich ein gemurmeltes "Bitte" hinzu.
Seufzend lässt sich Shotaro mit dem Rücken nach hinten fallen und verschrenkt die Arme auf dem Bauch.
Ergeben tue ich es ihm gleich und starre mit einem riesigen Gedankenchaos an die Decke, bis sich der blonde Mann neben mir räuspert und endlich anfängt, zu erzählen.

"Wir waren bei einer Neueröffnung, um zu sehen, ob dieser Club sich an unsere Vorlagen hält.
Natürlich haben wir uns gleich ein paar Getränke gegönnt, um wenigstens ein wenig abschalten zu können.
Aber.. " Eine kurze Pause tritt ein, als er innehält und es scheint so, als ob er sich nochmal sammeln müsste.

"Taio hat eine Frau gesehen. Eine für ihn wunderschöne noch dazu.
Sie stand die ganze Zeit dort, hat den Alkohol nicht mal angesehen und hat ausschließlich ihre zwei Freundinnen beobachtet, die sich wie dumme Teenager volllaufen lassen haben..
Irgendwann wollte sie jemand einladen, dem sie dann aber Wein auf das weiße Hemd gekippt hat und da war uns klar:
Sie wird uns nie wieder los.
Naja, wohl eher Taio wird sie nicht mehr los.." redet er weiter und ohne ihn zu unterbrechen, höre ich gespannt zu und verfolge die Geschehnisse, wie bei einem Film.

"Irgendwann kamen wieder drei Typen, die ihre Freundinnen flachlegen wollten, da hat sich die Frau eingemischt.
Leider haben sie sich nicht abwimmeln lassen und dann haben sie sie gepackt.
Sofort ist Taio aufgestanden, wir sind ihm gefolgt, doch kurz bevor wir eingreifen konnten, hat die Frau
ihm einen ordentlichen Tritt in dir Eier verpasst und ist mit ihren Freundinnen im Schlepptau aus dem Club gestürmt.
Taio meinte, so wie wir es uns schon gedacht haben, dass wir diese Typen nicht aus den Augen lassen sollen und ist ihr gefolgt.
Leider ist sie schon in ein Auto gestiegen und war dann weg.." er stoppt und zögert deutlich, im Augenwinkel kann ich erkennen, wie er leicht zu mir schielt, weswegen ich seufzend sage:
"Weiter..bitte"

Nickend beendet er seinen Vortrag:
"Ich will ehrlich zu dir sein.. Denn das hast du verdient..
Wir haben die Typen getötet, wobei eigentlich eher Taio ihnen das Leben ausgehaucht hat, dafür gesorgt, dass ein relativ falscher Zeitungsartikel auftaucht und am nächsten Morgen, hat sich Taio die Frau geschnappt.
Leider konnte sie in ihre Wohnung fliehen und beim aufbrechen der Tür, stand sie zu dicht, sodass sie eine ordentliche Beule davontragen wird..
Im übrigen heißt sie Adora und ich würde dich bitten, ihr regelmäßig etwas einfaches zum essen in den Keller zu bringen, denn wir werden uns so schnell nicht um sie kümmern können..
Es gibt ein paar Probleme mit einer unserer Lagerhallen."

Sprachlos setze ich mich auf und sehe zu ihm nach unten.
Unsere Blicke treffen sich und hoffnungsvoll sieht er mich leicht lächelnd an.
"Was wird Taio mit ihr machen?" traue ich mich dann doch zu fragen, woraufhin er sich ebenfalls aufsetzt und durch seine verwuschelten Haare streicht.

"Er wird ihr die Welt zu Füßen legen, sie aber niemals wieder gehen lassen."







Guess whos back?
Back again?
Adora is back!



Ich hoffe ihr freut euch, einige Szenen aus Band 1 aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen!




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Shotaro Reyes - Mi oscura salvaciónWo Geschichten leben. Entdecke jetzt