18. Kapitel

820 72 11
                                    

Schaut bitte nochmal nach, ob ihr das vorherige Kapitel schon gelesen habt. Irgendwie wird das oft nicht angezeigt.

Und vergesst das kommentieren bitte nicht, das ist für meine Motivation enorm wichtig!

Lucia

Schreckhaft zucke ich zusammen, sehe dann aber den Übeltäter meines rasenden Herzens an.
Vascos eiskalte Hand packt fest meinen Arm und zieht mich von meiner Zimmertür weg, sodass ich einige kleine Schritte in seine Richtung stolpere.

Stumm mustert er meine zitternde Gestalt, wobei sich seine Augenbrauen nachdenklich zusammenziehen und ich die Narbe, die in seiner Haut verewigt ist, kurz ansehe und mich frage, woher er diese wohl hat.

Langsam wandern seine müden Augen zu Shotaro, der immernoch mit einem Grinsen im Gesicht an Ort und Stelle steht.
Vasco verdreht genervt die Augen und ich denke erst, dass er mich loslassen und anschließend wieder verschwinden wird, doch dann zieht er mich in ein kleines Arbeitszimmer, welches eine unfassbare Ruhe und Einsamkeit widerspiegelt.

Alles ist mit einem dunklen Holz eingerichtet, vereinzelt hängen einige Familienbilder an den Wänden und in einer Ecke steht eine kleine vertrocknete Pflanze, die scheinbar schon seit einer Weile nicht mehr zu retten ist.

Überfordert drehe ich mich zu Vasco, der mich bereits stumm ins Visier genommen und sich lässig an die Wand angelehnt hat.
"Was soll das? Du kannst mich doch nicht so erschrecken!"

Stille

Aufgebracht nehme ich einige Schritte Abstand zu ihm und sehe seiner massiven Gestalt trotzig entgegen.
"Wenn es keinen Grund hat, dass du mich hierhergebracht hast, dann lass mich gefälligst wieder raus!" fordere ich nun etwas lauter.

Stille

Unbeeindruckt beobachtet er, wie sich die absolute Verzweiflung in mir breit macht und ich mir überfordert die Haare raufe.
"Jetzt sag doch endlich etwas!" schreie ich ihn nun schrill an und spüre, wie sich meine Augen mit Tränen füllen.

"Wieso sagst du ihm nicht, was dich stört und was du fühlst?" fragt er nun vollkommen ruhig und sieht mich erwartungsvoll an.
"Sagte derjenige, der gar nicht redet!" fauche ich ihn an, wofür ich ein kleines Schmunzeln seinerseits ernte.

Seufzend streicht sich Vasco durch seine braunen Haare und blickt kurz an die Decke, eher er sich wieder auf mich konzentriert.
"Ihr seid wirklich kompliziert.." murmelt er wohl eher zu sich selbst, als zu mir.

"Entschuldigung?!"
Vollkommen durch den Wind starre ich ihn an und hoffe, dass er gleich irgendeine menschliche Reaktion zeigt, doch vollkommen unbeeindruckt zuckt Vasco mit den Schultern und antwortet:
"Entschuldigung angenommen."

Würden meine Augen kein fester Bestandteil meines Körpers sein, wären sie mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den Boden gefallen, so schockiert sehe ich vermutlich aus.
Mit offenem Mund sehe ich dabei zu, wie sich Vasco von der Wand abstößt, die Tür öffnet und einen verwirrt aussehenden Shotaro in den Raum zieht, bevor er mit den Worten:"Regelt gefälligst eure Beziehungsprobleme. Das ist ja nicht auszuhalten.." verschwindet.

Verdutzt blinzelt Shotaro mehrere Male hintereinander und starrt für weitere stille Minuten die Tür an.
"Wieso warst du vor der Tür? Gerade eben schienst du auf der oberen Etage sehr gut aufgehoben zu sein.." spreche ich mit einem genervten Unterton aus und kann mich nicht daran erinnern, je mit einem 'Höhergestellten' so gesprochen zu haben.

Instinktiv blicke ich auf den Boden und murmle ein "Entschuldigung", ehe ich angespannt auf seine Reaktion warte.
Mein Atem ist so zittrig und laut, dass es das einzige Geräusch ist, welches in der gespenstigen Stille des Raumes wahrzunehmen ist.

Shotaros Füße erscheinen vor mir und ganz vorsichtig, wie als wäre ich aus Glas, umfasst er mein Kinn und drückt es sanft, aber bestimmend, nach oben, sodass ich gezwungen bin in seine hellen blauen Augen zu sehen, die mich zu durchbohren scheinen.

Intensiv starrt er mich an und sucht nach einer Antwort, auf seine stumm gestellten Fragen, die wie ungebeten Gäste in der Luft schwirren.
Was ist los?
Wieso war Vasco gerade hier?

"Bist du eifersüchtig?" sind die ersten Worte, die ich von ihm vernehme und sofort schüttle ich verteidigend den Kopf:
"Eifersüchtig? Ich? Niemals!"
Ich will nach hinten weichen, doch seine Hand übt etwas mehr Druck aus und wirkt nicht so, als würde sie mich loslassen wollen.

Wütend funkle ich ihn an und hab keine Ahnung, was mit mir los ist.
Vermutlich gefällt mir die Vorstellung nicht, dass man ihn mir wegnehmen könnte und ich wieder allein dastehen muss.

Meine Familie, mein Anker, die wichtigsten Menschen meines Lebens wurden mir in jungen Jahren genommen und seitdem weiß ich nicht, wo sie sind und wie es ihnen geht.
Ich musste durch die Hölle laufen und das nur, damit ich lediglich als Angestellte gesehen werde, die den Dreck von reichen Arschlöchern entfernt.

Romero hat, nachdem er mich von meinen Eltern entführt und anschließend ausgebildet und 'erzogen' hat, eine Art Bessesenheit entwickelt.
Sobald jemand ausfiel, musste ich die Schicht übernehmen.
Unbezahlte Überstunden waren Alltag und sobald mich Männer als ihre private Hure 'buchen' wollte, hat er nur dreckig gelächelt und gesagt, dass ich noch viel zu lernen habe, aber schon bald für ihre Wünsche zuständig bin.

Sam war der einzige Lichtblick, in meinem tristen Alltag.
Er hat mich stets verteidigt und sogar Bestrafungen auf sich genommen, damit ich auch mal eine Pause bekomme.
Ich verstehe bis heute nicht, wieso er all das getan hat.
Doch auch er wurde mir genommen, nachdem mich die Familie Reyes gekauft und in ihr Anwesen geschleppt hat.

Shotaro ist der erste Mensch, der erste Mann, für den ich Gefühle auf einer anderen Ebene entwickelt habe. Seine Aufmerksamkeit bedeutet mir die Welt und die Angst, nun auch ihn zu verlieren, erfüllt mich mit einer tiefgreifenden Verzweiflung, denn ich weiß:
Ich könnte nichts dagegen tun..

Ehe ich mich versehe, sprudelt eine Frage aus mir, die ich mich insgeheim seit Adoras Ankunft gefragt habe:"Ist sie dir wichtig?"
Schwer schluckend warte ich auf eine Antwort und bereite mich innerlich darauf vor, Worte zu hören die mir nicht gefallen.

"Sie ist die zukünftige Frau meines Bruders, nicht mehr und nicht weniger. Taio war noch nie in so einem Zustand, wie er es durch sie ist und ich habe dir schonmal gesagt, dass meine Brüder mir die Welt bedeutet. Vor allem er." fängt er an zu sprechen und bittere Tränen sammeln sich in meinen Augen, denn er hat seine Rede noch nicht beendet.

Voller Sanftheit umfasst er meine Wangen und tritt einen Schritt näher an mich, sodass sein Geruch und seine Wärme mich vollkommen umhüllen. Leise haucht er:
"Es tut mir Leid, dass ich dir das Gefühl gegeben habe, dass sie mir wichtiger ist, als du es bist.."
Vorsichtig streicht er mit seinen Daumen meine Tränen weg, die die Last aus meinem Inneren langsam fortspülen.

"Ich...wie kannst du das zu jemandem wie mir sagen? Ich bin ein absolutes Wrack.. Ein Chaos!" schluchze ich und fühle mich in die Zeit zurückversetzt, in der ich mich tagtäglich in den Schlaf geweint und meine Gefühle in ein Kissen geschrien habe.
Ich erinnere mich an den Tag, indem ich im Regen getanzt habe und Romero, das Monster, mir erneut meinen Moment voller Ruhe zerstört hat.

Shotaro lächelt mich warm an und die Worte, die er mir als nächstes schenkt, erfüllen mein Herz mit so einem Glück, dass ich endlich das Gefühl habe, nicht mehr allein zu sein.

"Dann bist du eben mein Chaos.. Und weißt du was? Ich liebe mein Chaos mehr als jede Ordnung der Welt."










Wem es nicht aufgefallen ist: Ich habe den wirren Prolog erwähnt, ihr könnt ihn also an dieser Stelle nochmal lesen, falls ihr ihn vergessen habt!

Ach ich liebe Vasco, er ist so ruhig und teilweise auch so stumpf, ich hoffe ihr liebt ihn so sehr wie ich es tue!

Könnt ihr Lucia verstehen?












Voten und kommentieren nicht vergessen!

Shotaro Reyes - Mi oscura salvaciónWo Geschichten leben. Entdecke jetzt