20. Kapitel

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Shotaro

Energielos schlurfe ich durch die Gänge und überlege, ob ich nicht doch einfach zu der wunderschönen Frau in meinem Zimmer gehen sollte, die vermutlich schon auf mich wartet.
Genervt rufe ich:"Andrés! Wenn du dich nicht sofort zu mir bewegst, verschieben wir das auf morgen!"

Als ein dunkles Lachen von den Treppen ertönt, bleibe ich endlich stehen und schiele zu meinem Bruder, der mit großen Schritten zu mir joggt.
"Was ist denn mit dir los? Schlechte Laune?" fragt er mich spöttisch, doch der Sturm in seinen trüben Augen zeigt, dass er damit nur versucht, seine wahren Gefühle zu verbergen. So wie immer.

"Was ist los hermano?" erkundige ich mich misstrauisch und lasse ihn keinen Augenblick aus den Augen.
Wie als würde sich ein Schalter in ihm aktivieren, wird sein Ausdruck kalt und unberechenbar, sodass ich einen Schritt auf ihn zugehe und eine Hand auf seine Schulter lege, um ihm zu zeigen, dass ich bei ihm bin.

"Vaters Zustand verschlechtert sich, und ich habe keine Ahnung, ob es tatsächlich eine Chance für ihn gibt.." seufzt er und fährt sich gestresst durch sein wirres Haar.
Sofort füllt mich eine ungemeine Angst und ich habe das Gefühl, erneut in einem Albtraum zu versinken.

Sollte Vater es nicht schaffen, wird Andrés die Mafia übernehmen und uns führen müssen und das bedeutet wiederum, dass er die wohl schwierigsten Entscheidungen seines Lebens treffen muss.
Bisher hat er bereits viel Arbeit übernommen, allerdings ist es nochmal etwas anderes wenn man weiß, dass normalerweise sein älterer Bruder dafür zuständig wäre.

"Verstehe.." murmle ich, reiße mich dann aber zusammen und schließe Andrés in eine kräftige Umarmung, die er definitiv nötig hat, selbst wenn er es nicht zugeben würde.
"Weißt du, was er gesagt hat?" fängt er erneut an zu sprechen, nachdem wir wieder etwas Abstand zueinander genommen haben und sieht mich düster an.

"Er meinte, ich solle schonmal die Augen aufhalten und mir eine Frau suchen, damit ich jederzeit seinen Platz einnehmen kann.." lacht er fassungslos und sieht überall hin, außer zu mir.
"Vielleicht wäre es für dich wirklich nicht so schlecht, sich an jemanden zu binden.." überlege ich laut, dennoch vorsichtig und ernte dafür ein belustigtes "Natürlich".

Seufzend sieht Andrés wieder zu mir und zieht nachdenklich die Augenbrauen zusammen.
"Ich werde mir garantiert nicht einfach irgendeine dahergelaufene Schlampe ins Haus holen!" meint er entschieden und strotzt nur so vor Sicherheit.
"Ach, aber sonst ist es dir egal, wen du vögelst?" frage ich ihn, woraufhin er mich böse ansieht und in Richtung Ausgang läuft.

"Wen ich einmalig ficke und wer für den Rest meines Lebens an meiner Seite steht, ist ein riesiger Unterschied hermano."
Bevor er aus der Tür verschwindet und vermutlich zu einem seiner Clubs fährt, rufe ich:"Hast du etwa schon wieder blaue Eier?!"
Genervt zeigt er mir seinen Mittelfinger und schließt dann die Tür mit einem Ruck hinter sich.

Lachend schüttle ich meinen Kopf und laufe voller Vorfreude in Richtung meines Zimmers, indem die wohl schönste Frau, die ich jemals gesehen habe, auf mich wartet.
Sofort verschnellere ich meine Schritte, denn ich muss sie unbedingt wieder in meinen Armen halten. Sie berühren, schmecken und-..

Mit einem kräftigen Ruck öffne ich die Tür und das Bild, welches sich vor mir erstreckt, raubt mir nicht nur die Sprache sondern lässt mich wie Eis erstarren.

Lucia steht vor unserem Bett, in nichts weiter als ein bisschen Unterwäsche, die nur das nötigste verdeckt und wahnsinnig sexy aussieht. Es umschmeichelt ihre wundervolle Figur und bringt mich dazu, schwer schluckend die Tür hinter mir zu schließen und anschließen zu verriegeln.
Dieser Anblick ist allein für mich gedacht.

Shotaro Reyes - Mi oscura salvaciónWo Geschichten leben. Entdecke jetzt