Hogar, und der Zwerg fuhren mit dem Laster vorneweg, Kassandra, der Mensch und der Rigger folgten im Camper und hielten dabei einigen Abstand. Die Route der nächsten Etappe hatten sie zuvor abgesprochen. Trotz ihrer Funkverschlüsselung wollten sie nur im Notfall über ihre Micro Transceiver miteinander in Kontakt treten.
Als der Ork Rigger vorschlug, er könne doch mit seiner Flugdrohne kleine Zettel zwischen beiden Fahrzeugen hin und her fliegen, wünschte sich Kassandra zum ersten Mal einen Schleudersitz für ihre Rücksitze. Zumindest könnte ich mir die nötige Dachluke und die Führung für solche Teile einbauen lassen. Die Sprengladung kann ich selbst, grinste sie in sich hinein.Hogar fuhr den Transportlaster wieder manuell, anstatt das Nav zu benutzen und lies sich vom Zwerg ab und zu einen seiner Koffeindrinks reichen, die immer noch nicht kühler geworden waren.
„Machst du öfter so ne Scheiße, wie mit den Punks", fragte der Zwerg nach einer Weile in das Schweigen der Fahrerkabine hinein.
„Jeden gottverdammten Tag", erwiderte Hogar und grinste den Zwerg von der Seite an. „Die Scheiße hat dir vermutlich das Leben gerettet, mein kleiner Freund!", fügte er noch hinzu.
„Ok, Kumpel", empörte sich der Zwerg nun gegenüber Hogar. „Darauf, dass ich klein bin, brauchst du mich nicht hinzuweisen! Verstanden?!"
„Sorry", ruderte Hogar zurück. „Ich wollte dich nicht beleidigen. Ich dachte nicht, dass du das gleich so schwer nimmst ...", wollte sich der Troll entschuldigen.
„Ach ja", wurde er vom Zwerg unterbrochen. „Nur weil du auch ein Metamensch bist, glaubst du wohl, dass du mich nicht beleidigen kannst? Warum soll ich über solche Bemerkungen nicht sauer sein? Nur weil sie nicht von einem Menschen oder gar von einem Elfen kommen? Von Trolls und Orks fühle ich mich genauso beleidigt! Von wegen wir Metas müssen zusammenhalten und so! Sieh dir doch nur mal die Elfen an, die denken sowieso, dass sie etwas Besseres sind und sehen auf alle anderen von oben herab, egal ob Meta oder Mensch. Zusammenhalt am Arsch, mein großer Axtschwinger", schloss der Zwerg seinen energischen Vortrag und konnte sich danach ein leichtes Grinsen hinsichtlich seines zuletzt geäußerten Seitenhiebes nicht verkneifen.
„Ok, da hast du es mir ja so richtig gegeben", lachte der Troll zurück und bot dem Zwerg einen seiner Koffeingetränke an. Gleich darauf gaben die Getränkedosen das charakteristische Zischen ab, das beim Öffnen entstand und beide nickten sich gegenseitig zufrieden zu.
„Ich heiße übrigens Haldomar", stellte sich der Zwerg namentlich vor.
„Angenehm, Hogar", antwortete der Troll.
„Das hatte ich mitbekommen und danke nochmal fürs Lebenretten", fügte Haldomar an.
„Naja, das war nicht uneigennützig", gab Hogar zu.
„Was, von unserem Tun ist schon uneigennützig", entgegnete der Zwerg.
„Auch wieder wahr", bestätigte Hogar.
„Was ist eigentlich dein Job und der dieses Menschentypen hier bei dieser Sache? Also der offenen Bluse aufdringliche Leute vom Hals zu halten wohl eher nicht, oder?", fragte nun Hogar den Zwerg.
„Unsere Berufung ist es Sachen zu klauen", erklärte Haldomar. „Wir arbeiten schon eine kleine Ewigkeit zusammen, mögen unsere Arbeit und sind gut darin", berichtete er fröhlich.
„Hm, hm, hm", brummelte Hogar. „In der Schule bin ich beim Klauen immer erwischt worden."
Eben als Hogar diese Worte sprach, vernahm er ein prustendes Geräusch neben sich und sah, wie der Zwerg einen vollen Schluck des Koffeintranks gegen die Windschutzscheibe und das obere Armaturenbrett sprühte, kurz hustete und dann in lautes Gelächter ausbrach. Hogar, der sich zunächst erschrocken hatte, musste beim Anblick der Szene unweigerlich einstimmen und schaltete dabei vorsichtshalber das Nav ein.
„Gut, dass Jannogar immer irgendwo Putzlappen in den Kundenwagen herumliegen lässt", meinte Hogar, während er ein mittelgroßes, saugfähiges Stück Textil unter seinem Sitz hervorzog und es Haldomar reichte. „Und was tut man dann so genau, wenn man Sachen klaut", wollte Hogar daraufhin wissen.
„Naja", antwortete der Zwerg. „Zuerst muss man mal wissen, wo sich die Beute befindet und wie sie gesichert ist."
„Und woher weiß man das?", interessierte sich der Troll weiter.
„Dafür benötigt man gute Kontakte, die einem mit diesen Informationen versorgen", klärte ihn Haldomar auf.
„Aber woher wisst ihr, wer sowas weiß?"
„Du musst einen Decker beauftragen, der sich in die Systeme reinhackt, in die Datenmatrix, um alles herauszubekommen, was man ebenso wissen muss. Und dann nimmst du die nötigen Sachen mit, um die Schlosssysteme zu knacken oder Kameras mit falschen Bildern zu füttern und manchmal baust du auch Zeug auf, dass dir den Arsch freihält, wenn du zum Schluss mit der Beute eilig entkommen musst", erklärte der Zwerg ausführlich.
„Hm, hm, hm, solche Decker habe ich mal gekannt", sagte Hogar nachdenklich. „Da war ich noch im Militärdienst und wir trafen uns mit einigen anderen ab und an zum Mittagessen. Drei von denen wurden immer die Kampfdecker genannt. Eines Tages sollte ich etwas von unserer Überwachungseinheit abholen. Als ich da zu denen ins Büro kam, hingen die drei mit verzerrten Gesichtern in ihren Stühlen, und es quoll Rauch aus ihren Ohren und aus diesen Steckbuchsen, mit denen sie wohl ihr Gehirn über ein Kabel direkt mit diesen Computerdingern und dadurch mit dem Datennetz verbunden hatten", erzählte Hogar.
„Ja", stimmte Haldomar zu. „So ein Matrixjob ist wohl auch nicht einfach. Da soll es programmierte, virtuelle Sicherheitsbarrieren geben, die es in sich haben. Angeblich könne man noch von Glück reden, wenn man nur mal eben für einige Zeit das Bewusstsein verliert. Mir hat mal ein Decker erklärt", berichtete der Zwerg weiter, „dass die härteste und am schwersten zu überwindende Bewachungssoftware Schwarzes-ICE genannt wird."
„Stimmt!", fiel der Troll ein, „jetzt wo du das erzählst, fällt es mir wieder ein, dass damals von Black-ICE die Rede war."
„Ja", fuhr Haldomar fort, „und wenn so ein Decker sich mit diesem Black-ICE Schutzprogrammen anlegt und den virtuellen Kampf verliert wird ihm das Gehirn gegrillt."
„Dann schon lieber einen gescheiten Schlag abbekommen", stellte Hogar fest.
„Und diesmal seid ihr in diesen Stützpunkt da in Amstetten eingebrochen", fragte Hogar nun.
„Naja, nicht so ganz", erwiderte der Zwerg. „Wir haben einen Transport abgegriffen, der dort herausgefahren ist, also direkt vor deren Nase. Das war ihre schwächste Stelle. Einen reichlichen halben Kilometer vor dem Eingangstor, führt die Straße über einen Bahnübergang. Das besonders schwere Zeug bekommen die nämlich per Schiene geliefert. Aber an die Züge kommst du nicht ran. Die haben die Waggons mit einem Haufen von automatischem Extraspielzeug gesichert", fasste Haldomar zusammen.
„Und wie habt ihr die dann geknackt?", wollte Hogar weiterwissen.
„Naja, wir haben einen Straßentransporter angehalten der aus der Basis herausfuhr, indem unser Rigger den Bahnübergang manipuliert hatte. Die dachten, es käme ein unangemeldeter Zug. Das ist da nicht ungewöhnlich, wie unser Decker anhand der Transportprotokolle herausgefunden hatte", führte Haldomar aus.
„Hm, hm, hm, wenn man sowas weiß wird es ja schon viel einfacher", wollte Hogar schlussfolgern.
„Langsam, langsam", entgegnete der Zwerg. „Dadurch wird es möglich, aber einfach ist dabei gar nix. Du musst den Funk stören und im selben Moment dann die Fahrer und die Begleiter rechtzeitig lahmlegen. Dann muss einer binnen einiger Sekunden in den Laster und das Steuer übernehmen", berichtigte der Zwerg.
„Und wie bekommt man die Türe auf? Die wird doch zu sein ... oder?"
„Und wie die zu ist! Das blieb diesmal wieder an mir hängen. Ich musste während der Fahrt aufentern und die Tür knacken. Als die Karre vor dem Bahnübergang dann stehen blieb, schlüpfte Kassandra blitzschnell hinein und überredete die beiden Typen nix zu machen und der Fahrer sollte auch schön seine Hände an den Sicherungspads des Lenkrades lassen", schilderte Haldomar.
„Ok, da hat sie wohl wieder ihre Titten raushängen lassen und die Typen waren zu baff, um etwas zu tun", versuchte Hogar witzig zu sein.
„Nee, so einfach war das nicht", erwiderte Haldomar. „Aber du hast ja gesehen, wie die austeilen kann! Kaum war sie in der Kabine, hatte der eine ihr Messer am Hals und der andere ihre Unterarmklinge vor dem Auge. Ihre Titten haben sie dabei gar nicht zu sehen bekommen", grinste Haldomar.
„Krass", gab Hogar zu, „die scheint es wirklich in sich zu haben."
„Klar, und die passt auch auf, dass möglichst nix schief geht, da ist die manchmal voll anstrengend", fügte der Zwerg hinzu.
„Wie meinst Du das?"
„Naja, vorhin, als der Spako deine Knarre im Laster gefunden hatte zum Beispiel", begann Haldomar.
„Was war da los? Ich hatte meine Ares danach wieder im Führerhaus gefunden", berichtete der Troll erstaunt.
„Also nachdem du den Typen zum Schießen provoziert hattest, wurde er doch durch den Rückstoß nach hinten weggedroschen", antwortete Haldomar.
„Ja, dieser Pisser, das war geil, dass das so geklappt hat", lobte sich Hogar.
„Ja, das war es", bestätigte der Zwerg. „Jedenfalls kam sie dann plötzlich, wie aus dem Nichts, schnappte sich deine Kanone und warf sie ins Führerhaus. Danach schmiss sie mit der einen Hand die Tür zu und drosch mit der Axt in der anderen bereits nach den ersten beiden Drogenpennern", erklärte Haldomar.
„Wow, dann hat sie mir ja schon zweimal geholfen", stellte Hoger fest. „Scheiße, was wird sie dafür wohl verlangen", fragte er nicht ohne ein gewisses Grinsen.
„Vergiss es", entgegnete Haldomar, „da scheint sie eigen zu sein. Jedenfalls wüsste ich nicht, dass sie je mit einem herumgemacht hätte, mit dem sie ab und an Jobs erledigte. Der tiefe Einblick hinunter bis zu ihren Titten ist alles, was du bekommen wirst", unterrichtete er Hogar. „Wenn ich es recht bedenke", fügte der Zwerg hinzu", so ist das der einzige Grund der mir einfallen würde, um mich über meine Körpergröße zu ärgern."
In diesem Moment platzte ein schallendes Gelächter aus Hogar heraus und er musste sich wieder auf das Nav verlassen. Prustend über seinen eigenen Humor fiel Haldomar in das herzhafte Lachen ein.
„Du bist in Ordnung, mein Kleiner", sprach Hogar.
„Du auch mein Großer", stimmte der Zwerg zu.
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Schattenhelden - Hogars Ausflug nach Berlin
AdventureErstens kommt es anders und zweitens, als man denkt! Kein Ausspruch würde wohl besser passen, um den ungeplanten Ausflug zu beschreiben, den der Troll Hogar nach Berlin unternimmt. Etwa vier Autostunden von seiner Heimat im Schwarzwald entfernt, ben...