Berlin - 19:18 Uhr

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Kapitän Fuchsberger und sein Erster Offizier Hugo Eckener standen nebeneinander und schauten durch ihre Ferngläser zu den vorderen Brückenfenstern hinaus.
„Sie ist tatsächlich im äußersten Winkel versteckt", analysierte Eckener, als beide im selben Moment eine leichte Bewegung in der Kuppel bemerkten, die sich über ihnen aufspannte.
„Wir sind entdeckt worden!", erklang die Stimme des Zweiten Offiziers.

Fuchsberger und Eckener konnten nun immer deutlicher erkennen, wie das Kuppelgebilde förmlich zu fließen begann und die angepeilte Leuchtstoffröhre zu umschließen versuchte. An den Stellen, an denen das Material der Kuppel sich nun mehr und mehr verformte, änderte sich dessen Farberscheinung von glasartigem Weiß, in ein glänzendes Schwarz.

„Black-ICE-Alarm!", rief der Zweite Offizier in das Röhrenkommunikationssystem. Die Kuppeloberfläche gebar immer weiteres zusätzliches Material, welches begann, eine kleine, höhlenartige Form um die Röhre zu bilden, deren Durchmesser beständig enger wurde.
„Zielentfernung?", fragte Fuchsberger.
„2,08245737 Kilometer", antwortete der Zweite Offizier.
„Das schaffen wir noch!", konstatierte Fuchsberger.
„Statusmeldung Zweiter Offizier!", befahl nun Hugo Eckener, woraufhin er von Fuchsberger mit einem raschen Seitenblick angesehen wurde.
„Negativ! Nummer Zwei!", entgegnete der Zweite Offizier und blickte auf Eckener.

„Was, soll ...?", setzte Fuchsberger zur Frage an.
„Analyse!", kommandierte Eckener. „Keine der 140.737.488.355.328 Lösungen liegt mit einer von Null verschiedenen Wahrscheinlichkeit im erforderlichen Wertebereich, dass sie es schaffen, Herr Kapitän Fuchsberger!", lautete die Analyseauswertung des zweiten Offiziers.
Issandra!, ging es Fuchsberger einen Moment lang durch den Kopf.

Eckener wendete seinen Blick vom Zweiten Offizier ab und richtete ihn auf Fuchsberger.
„Es gibt jedoch exakt eine Lösung mit einer Wahrscheinlichkeit von 67,023593867954675%, dass WIR es schaffen, Herr Kapitän Fuchsberger!", gab Eckener bekannt. „Wir werden den letzten Datensatz in ihre Rettungskapsel übertragen", fuhr Eckener fort.

„Hugo ... ", wollte Fuchsberger zum Widerspruch ansetzen, wurde jedoch von seiner Nummer Zwei unterbrochen.
„Es existieren 3.591.682 Lösungen mit einer Wahrscheinlichkeit von über 98,8790345658%, dass sie ihre Mission zum Erfolg führen können, sobald sie auf alle Datensätze Zugriff haben", begründeter Eckener die nun notwendigen, wie folgereichen Maßnahmen.
„Die Graf Zeppelin? Sie?", erhob Fuchsberger nochmals Zweifel.

„Sie wissen, dass es notwendig ist Herr Kapitän und wir wissen es ebenfalls", schilderte Eckener die Situation. „Sie haben viel Arbeit in dieses Schiff investiert", stellte er fest. „Und in uns", fügte er hinzu. „Aber ihre Mission muss sehr wichtig sein, andernfalls wären wir nicht hier", schlussfolgerte Eckener. „Sie wissen genau, dass wir selbst mit ihren geheimsten Gedanken verbunden sind und wir kennen den Namen Issandra", argumentierte der Erste Offizier.

„Ja", gab Fuchsberger bestätigend zu, „ohne sie würde es mich längst nicht mehr geben."
„Und somit auch nicht die Graf Zeppelin!", stellte der Erste Offizier fest.
„Wann?", fragte Fuchsberger.
„Nach vorliegender Datenanalyse ist das jetzt, sofort, unverzüglich", antwortete Eckener.
„Danke Eckener, danke Data", nickte Fuchsberger seinen beiden Offizieren zu.
„Ach Herr Kapitän", rief Hugo Eckener ihm nach.
„Ja, Nummer Zwei", hielt er kurz inne.
„Unsere Nachfolgerin", setzte Eckener an. „Nennen sie sie nicht Hindenburg!"
Nun musste Fuchsberger tief und schwer durchatmen.
„Werde ich nicht, Eckener, werde ich nicht, versprochen!"

„Kapitän verlässt die Brücke!" hörte Fuchsberger seinen Ersten Offizier, als er von der Kommandobrücke weiter nach hinten durch die Führungsgondel schritt.
„Viel Erfolg, Herr Kapitän Fuchsberger!", salutierten die Mitglieder der Bordmannschaft, an denen Fuchsberger nun eilig vorbeischritt und sich in die Rettungskapsel begab, welche sich am Ende der Führungsgondel befand.
„Viel Erfolg uns allen!", rief Fuchsberger zur Antwort in die Kommunikationsröhre der Rettungskapsel, bevor diese auf Eckeners Kommando vom Luftschiff getrennt wurde.

Die Rettungskapsel war ein kugelähnliches Gebilde aus einem superleichten, textilartigen Material, welches über einen kleinen, batteriebetriebenen Elektroantrieb verfügte. Das begrenzte Volumen der Wasserstoffzelle erlaubte jedoch keinen langen Aufenthalt in der Höhe. Einmal abgesetzt ermöglichte das winzige Fahrzeug nur die allmähliche Rückkehr zum Boden und somit den Ausstieg aus der Matrix. Auch der Antrieb gestattete keine langwierigen und komplizierten Manöver, sondern eignete sich lediglich etwaigen Eisbrocken auszuweichen, die bei einer solchen Flucht vom Himmel stürzen konnten. Fuchsberger konnte kaum atmen.

Was, wenn sie die Röhre doch nicht mehr erreichen? Was, wenn die Datenübertragung nicht mehr möglich wäre? Was, wenn die Entfernung dann schon zu groß sein würde? ‚Es gibt jedoch exakt eine Lösung mit einer Wahrscheinlichkeit von 67,0235938679%, dass WIR es schaffen, Herr Kapitän Fuchsberger!'
, erinnerte er sich an die Worte seines Ersten Offiziers. 67 und ... das muss eben reichen, muss es einfach! ging es Fuchsberger durch den Kopf, als er zu seiner Schöpfung hinübersah, die sich nun rasch entfernte.

„Kurs auf Röhre 5a gesetzt", bestätigte der Zweite Offizier.
„Berechnung der Einschwenkkurve, Stützpunktanzahl 32.768, Interpolationsalgorithmus Ypsilon Binär 10011!", kommandierte Eckener. „Statusmeldung Röhre 5a?", verlangte er.
„Röhre 5a jetzt auf Wahrscheinlichkeit 99,9999923863%", antwortete der Zweite Offizier.
„Black-ICE-Status?", fragte Eckener weiter ab.
„Öffnung auf 0,83729 unseres Durchmessers, fallend", vernahm er die Meldung. Die höhlenartige Kaverne, mit der das Schwarze-ICE die Röhre mit dem letzten Datensatz des Passwortes nun vollständig umgab, zog sich immer weiter zu. Meter für Meter schob sich das ICE vorwärts und versperrte die noch verbliebene Öffnung.

„Die Andockklammer benötigt 0,03333334", stellte Eckener fest. Ein letztes Mal schwenkte die Graf Zeppelin auf die Mittelachse der Leuchtstoffröhre ein, um daran anzudocken und den darin verborgenen Datensatz auszulesen.
„Status Andockklammern?"
„Klammern bereit!"
„Status Datenspeicher?"
„Speicher bereit, Redundanz 16.384!"
„Datenübertragung?"
„Datenübertragung bereit, Verbindungsredundanz 16.384!"

„Kontaktalarm!", meldete das Kommunikationsröhrensystem in die Kommandobrücke.
„Enteisungsflüssigkeit auf Bug Düsen, Maximaldruck", befahl Eckener. „Black-ICE-Status?"
„Öffnung auf 0,20076534 Durchmesserfaktor, stark fallend", erwiderte der zweite Offizier.
„Schub unzureichend!", drang es an Eckeners Ohren, während ein Schaben und Kreischen und die stärker und stärker werdenden Geräusche sich biegender und berstender Aluminiumträger die fortschreitende Kollision des Schiffsrumpfes mit dem Schwarzen-ICE wiedergaben.

„Verlegung der Datenspeicherung und Übertragung direkt in die Andockklammern!", entschied Eckener. „Verbleibende Übertragungsredundanz?"
„Dann noch 8.192."
„Ausführung!"
„Durchmesserfaktor?", verlangte Eckener erneut.
„Durchmesserfaktor 0,060875345", gab der Zweite Offizier bekannt.
„Notprozedur Alpha Omega, Richtung negativ!", befahl Hugo Eckener.
„Jawohl, Alpha Omega, Richtung negativ, Herr Eckener!", bestätigte der Zweite Offizier und gab den letzten Befehl durch das Röhrensystem der Graf Zeppelin weiter.

 „Jawohl, Alpha Omega, Richtung negativ, Herr Eckener!", bestätigte der Zweite Offizier und gab den letzten Befehl durch das Röhrensystem der Graf Zeppelin weiter

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Schattenhelden - Hogars Ausflug nach BerlinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt