Schattenhelden - Hogars Ausflug nach Berlin

Schnellstraße 9, nordöstliche Richtung - 19:01 Uhr

Oskar, Haldomar und Kassandra räumten das Diebesgut Stück für Stück aus dem Bodenversteck des Transportlasters und stapelten dabei Kiste für Kiste und Packung für Packung an den seitlichen Bordwänden auf.
„Warum hast du die Dinger ganz unten reingetan und auch noch nach hinten geschoben?", fragte Oskar.
„Damit du länger räumen musst!", gab Hogar zurück.
„Da sind sie!", sprach Haldomar und zog insgesamt 16 Schutzschilde aus dem hinteren Abteil des Doppelbodens die knapp zwei Meter hoch und etwa einen Meter breit waren.

„Damit kann man doch was anfangen, oder?", stellte Kassandra in den Raum. Je vier der Schilde wurden innen an das aufgestapelte Diebesgut gestellt und mit den Ladungsgurten verzurrt.
„Breites Klebetape wäre jetzt super", dachte Kassandra laut nach.
„Unterm Beifahrersitz, wahrscheinlich, dort deponiert mein Cousin solches Zeug meistens", mutmaßte Hogar.
„Kannst dich bei ihm bedanken, da ist eine Rolle", bestätigte Kassandra nachdem sie tief unter den Sitz gegriffen hatte.

Nur widerwillig stimmte Hogar zu, den Laster für kurze Zeit vollständig dem Nav System anzuvertrauen und seinen Platz zu verlassen, während Kassandra und der Zwerg eines der Schilde an der Innenseite der Fahrertür befestigen. Danach präparierten sie die Beifahrertür und brachten ein weiteres Schild innen an der Frontscheibe an.
„Das Sichtfenster in dem Schild ist sehr klein", beschwerte sich Hogar, „aber es wird schon gehen", ruderte er zurück, als er Kassandras Gesichtsausdruck bemerkte.

„Jetzt haben wir noch fünf Stück zur freien Verfügung. Die halten wir dann so, wie es nötig ist. Mehr geht nicht", konstatierte Kassandra und begann ihr Ares MP-LMG mit Ex-Ex-Munition zu laden, legte die dazugehörige Hüftpolsterstütze an und ließ die Waffe in der Halterung einrasten. Danach bereitete sie Hogars LMG ebenfalls vor und legte es für ihn neben den Fahrersitz.

„Für den Fall, dass wir dann doch raus müssen", begründete sie. „Wir werden uns teuer verkaufen, oder was meinst Du?", fragte sie eher rhetorisch.
„Werden wir", stimmte Hogar dennoch zu.
„Anschluss Brück-Linthe", erklang nun wieder die Ansage des NAV Systems.
„War schön mit euch Jungs", versuchte Kassandra aufmunternd zu sein.
„Mit dir auch", stimmten die Drei fast gleichzeitig zu.
Aufmerksam und mit einem gewissen Bedauern verfolgten Haldomar und Oskar danach Kassandras Handgriffe, als sie sich ihren Kampfanzug zurechtrückte, den Schal straffte und den Reißverschluss bis unter das Kinn nach oben zog.

Es dauerte schließlich eine gefühlte Ewigkeit, die der Truck noch mit Vollgas über die Schnellstraße brauste, bis Hogar in einer Entfernung von etwas mehr als zwei Kilometern zunächst eine, dann zwei und schließlich vier Wärmequellen am Himmel ausmachen konnte.
„Ich glaube, da sind sie, vier Stück", warnte er vom Fahrersitz aus.
„Dann los, unter die Schilde, und vergesst die Booster nicht!", rief Kassandra in den Laster, woraufhin die Vier ihre Reflexbooster aktivierten.

Haldomar, Oskar und Kassandra nahmen sich je eines der verbliebenen Schilde und hielten es schräg über sich. Alle waren nun so gut es unter diesen Umständen möglich war, vor den tödlichen Geschossen etwas besser geschützt, deren Einschläge sie jeden Augenblick erwarteten.