„Exakt 3,9762342696 Kilometer hinter uns", meldete der Zweite Offizier. „Röhre 5 mit einer Wahrscheinlichkeit 99,99999567343497405%."
„Na also", bestätigte Fuchsberger. „Motoren volle Kraft zurück, wir docken hinten an!" „Kurs der Einschwenkkurve berechnen! Stützpunktanzahl 65.536, Interpolationsalgorithmus Ypsilon 2! Kurs setzen!", kommandierte Fuchsberger. „Status Andockklammern?"
„Klammern bereit!"
„Status Datenspeicher?"
„Speicher bereit, Redundanz 8.192!"
„Andockstrecke jetzt auf Minimum!", meldete Eckener.
„Motoren volle Kraft voraus!", bestimmte Kapitän Fuchsberger.
„Frequenzgenerator deaktivieren, Hüllensensoren deaktivieren! Andockklammern öffnen!", gab er die weiteren Anweisungen an seine Besatzung. „Andockcountdown!", verlangte der Kapitän.
„Andockstatus 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1, ...", zählte Hugo Eckener rückwärts.
„Angedockt!", meldete der Zweite Offizier den Abschluss des Manövers. Zum nun bereits fünften Mal schien die Anspannung dieses kurzen Momentes Fuchsberger innerlich zu zerreißen. Doch genau in diesem Moment ließ das leise „Bling" der Leuchtstoffröhre den Bruchteil einer Sekunde zu lange auf sich warten, gab es keinen Lichtblitz durch den Glaszylinder, wie bei den vier Röhren davor.
„ICE-ALARM!" schrie Fuchsberger durch die Kommandobrücke.
Die eben noch weiß glänzende Leuchtstoffröhre nahm augenblicklich ein tiefes, glänzendes Schwarz an und verformte sich mit extrem hoher Geschwindigkeit zu einem größer und größer werdenden Klumpen aus dessen Oberfläche tentakelartige Fortsätze erwuchsen, welche ihrerseits versuchten das Heck der Graf Zeppelin zu umfassen.
„Absprengen, Enteisungsflüssigkeit auf Heckdüsen, Maximaldruck!", schrie der Zweite Offizier durch die Kommunikationsröhren. Im selben Moment wurde das gesamte Luftschiff durch eine starke Explosion erschüttert und das Brummen der Motorengondeln brach ab.
„Bericht!", forderte Fuchsberger energisch.
„Hintere Andockklammer abgesprengt, Eiskörper entfernt, Enteiser wirksam, Höhen- und Seitenruder funktionieren innerhalb normaler Parameter", antwortete Eckener.
„Antriebe ausgefallen", meldete der zweite Offizier.
„Bewegungsstatus?"
„Schiff hatte noch nicht gestoppt, treiben leicht rückwärts, 0,048907252 Meter pro Sekunde."
„Kollisionsgefahr?"
„Keine, Herr Kapitän, der Eisbrocken entfernt sich auf einem Vektor, verschieden von unserem", berichtete der Zweite Offizier.
„Das war knapp, sehr knapp!", konstatierte Fuchsberger. „Frequenzgenerator und Hüllensensoren aktivieren und bringen sie die Antriebe in Ordnung!" befahl der Kapitän, dessen Befehl einmal mehr an die Bordbesatzung weitergegeben wurde.
Das bekannte ‚Flopp' der Antriebsmaschine stellte sich an keiner der fünf Gondeln ein, nachdem die elektrischen Anlassermotoren auf Höchstdrehzahl gebracht und die Magnetkupplungen aktiviert wurden. Auch Toralf Bockmeister, der erste Ingenieur und Bediener der vorderen, rechten Propellergondel, musste über die Kommunikationsröhren des Luftschiffes das sehr ungewöhnliche Verhalten seines Maybach VL 2 an die Brückenoffiziere melden und hatte danach zunächst keine weiteren Anweisungen erhalten. Stattdessen erreichte ihn durch den Zweiten Offizier die Information, dass die gleiche Fehlermeldung von allen fünf Motorgondeln auf der Brücke aufgelaufen war.
„Blaugaszufuhr Inspizieren!", erklang nun ein Befehl des Ersten Offiziers durch die Röhren.
Die Kraftstoffzufuhr, das könnte es sein, konstatierte Toralf für sich selbst und wies seine drei Techniker an, mit der Diagnose zu beginnen. Gleich darauf erreichte ihn die Meldung, dass die Blaugasleitungen von Schwarzem-ICE befallen sind und gab diese existenziell wichtige Information zur Kommandobrücke durch.
„Blaugasleitungen mit Enteisungsflüssigkeit spülen!", erreichte der Brückenbefehl die Besatzungen der Gondelmotoren.
„Wird ausgeführt", bestätigte Toralf Bockmeister.
Die Graf Zeppelin trieb nun bereits 7 Minuten und 34,3453087 Sekunden rückwärts unter der Kuppel aus Schwarzem-ICE und das Auffinden des letzten, noch fehlenden Datensatzes wurde von Moment zu Moment dringlicher. Die innere Anspannung von Kapitän Fuchsberger war für die gesamte Besatzung des Schiffes förmlich greifbar, als der Navigationsoffizier den Empfang eines Resonanzsignales aus großer Entfernung meldete, dessen Analyse eine Trefferwahrscheinlichkeit von 86,9623490879072% ergab.
„Alle anderen Signale liegen unter 53,4235987%", wurde durch die Navigation ergänzt.Es war nur sehr, sehr leise und kaum zu hören, ein infinitesimal kleiner Hauch von einem Geräusch, aber es war da, es war da, sie war da! Einer zarten, winzigen Melodie gleich, kaum von Null verschieden, kaum messbar und doch gegen die ganze Welt anschreiend, begannen die Hüllensensoren zu summen, langsam und kaum spürbar, doch unablässig richteten sich die feinen Härchen ein letztes Mal auf und begannen im Gleichtakt der richtigen Lösungsfrequenz zu schwingen, wiesen ein letztes Mal in die richtige Richtung.
Dort, dort hinten ist sie! Es ist der äußerste Rand, nahe am Ende der Welt, nahe am Ende von allem, nahe am Ende von Issandra, ging es Fuchsberger durch den Kopf.
„11 Grad, 52,825792858 Sekunden Höhe, 18 Grad, 23,89456395 Sekunden West! 27,9845692856 Kubikmeter zusätzlichen Wasserstoff in die Zellen 2 bis 5!"
„Jawohl Herr Kapitän Fuchsberger!", bestätigte der Zweite Offizier.
„Motorgondeln an"! Flopp, ..... flopp, .... flopp, ... flopp, flopp, flopp, sprangen die Maschinen nun willig an und entwickelten schnell Drehzahl, als Kapitän Fuchsberger Volllast befahl.
Die Trägerkonstruktion aus Duraluminium ächzte bedrohlich, als die Motorgondeln die Kraft von vierhundert Explosionen pro Sekunde in das Gerippe pressten und das mächtige Schiff in einem bogenförmigen Kurs schnell Fahrt aufnahm.
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Schattenhelden - Hogars Ausflug nach Berlin
AdventureErstens kommt es anders und zweitens, als man denkt! Kein Ausspruch würde wohl besser passen, um den ungeplanten Ausflug zu beschreiben, den der Troll Hogar nach Berlin unternimmt. Etwa vier Autostunden von seiner Heimat im Schwarzwald entfernt, ben...