Kapitän Fuchsberger befand sich in seiner sehr engen Rettungskapsel eingezwängt und beobachtete die bogenförmige Flugbahn der Graf Zeppelin. Vor Anspannung standen ihm winzige Schweißperlen auf der Stirn. Kapsel und Luftschiff hatten sich bereits so weit voneinander entfernt, dass Fuchsberger sein Fernglas zu Hilfe nehmen musste.
Durch das Okular konnte er deutlich die Bewegungen des ICE erkennen, das schneller und schneller versuchte dem Schiff den Weg abzuschneiden. Als Fuchsberger erkennen musste, dass die Öffnung der Schutzkaverne, die das Eis um den Datensatz gebildet hatte, bereits kleiner war, als die Graf Zeppelin selbst, durchlief es ihn kalt und heiß. Issandra!Kurze Filmsequenzen wurden vor seinem geistigen Auge abgespielt, die ihm jedoch wie eine ganze detailreiche Handlung vorkamen. Er sah sich selbst, wie er damals in der Abenddämmerung am Rande des Schrottplatzes gestanden hatte und von fünf Mitgliedern der Punk Gang des Nachbarviertels umringt war. Alle waren sie mindestens drei Jahre älter als er und wollten nichts weniger, als ihn dafür umzubringen, dass er am Vortag eine halbe Stunde vor ihnen beim Schrotthändler war und eine fast neuwertige Motorhaube und einen nur leicht eingedellten Kühlergrill abgegriffen hatte, die dort jemand zu entsorgen gedachte. Klein war er nicht, dafür jedoch schmächtig und eine Möglichkeit zur Flucht hatte nicht mehr. Im gleichen Moment, da sie auf ihn eindringen wollten schrie Issandra, wie aus dem Nichts kommend hinter zweien der Punker: "Lauf!" und schwang eine, ihm riesig vorkommende Axt, mit der sie einen der beiden so schwer am Unterschenkel verletzte, dass dieser noch Jahre später den Fuß nachzog. Danach hatte die Axt dessen Nebenmann getroffen, der unter dem Hieb zusammenbrach und liegen blieb. Man erzählte sich später, dass er seit jenem Tag an einem leichten Sprachfehler litt. Issandra, er und die anderen ihrer Kindergang mieden den Schrottplatz und die gesamte Gegend für eine lange Weile und die Dinge beruhigten sich wieder. Sie sprach kaum mehr darüber und spielte das Ereignis stets herunter. Doch niemals in den vielen Jahren konnte er den Augenblick vergessen, in dem ihm Issandra das Leben rettete. Und nun war es ihr Leben, das an seinem Tun hing und der Gedanke zu scheitern bohrte sich unablässig durch seine Emotionen und durch seinen Verstand.
Contenance Fuchsberger! mahnte er sich selbst, doch erleichterten es ihm seine Beobachtungen nicht gerade, die Nerven zu behalten und an seinen Erfolg zu glauben. 67 und ..., hatte Eckener ihm mit auf den Weg gegeben. Die Chancen standen schon schlechter, gab er sich endlich selbst den inneren Ruck, den er so dringend benötigte. Das ICE hatte die Öffnung der Kaverne um die letzte Röhre nun soweit zusammengezogen, dass das Luftschiff unmöglich noch hindurch passen konnte. Eckener hat sich nicht verrechnet und Data ebenfalls nicht! Aber nach 67% Erfolgswahrscheinlichkeit sieht das dort hinten gerade nicht aus, gewannen die pessimistischen Gedanken in Fuchsberger abermals die Oberhand.
Plötzlich erfüllte ein riesiges Scheppern die ICE-Kuppel, das begleitet von metallischem Kreischen und dem Bersten von Duraluminiumträgern rings von den Wänden widerhallte. Die Schallwellen durchliefen das Kuppelgebilde mehrfach, verstärkten sich hier, schwächten sich dort und gerieten schließlich zu einem einzigen, gigantischen Getöse. Durch das Fernglas musste Fuchsberger mit ansehen, wie sich der Luftschiffkörper unter das Schwarze-ICE schob und dabei zerdrückt und zerquetscht wurde, bis das Schiff schließlich langsamer und langsamer wurde.
Als der zerschmetterte Schiffsrumpf zwischen zwei großen Auskragungen am Beginn der sich weiter zuziehenden Kaverne steckte, konnte von der Kommandobrücke längst nichts mehr übrig sein. Da erkannte Fuchsberger eine gigantische Lichterscheinung, die einem Flammenblitz gleich aus dem Heckteil der Graf Zeppelin hervorgeschossen kam und sogleich zu einem alles verschlingenden Flammeninferno wurde, das sich ebenso schnell in Richtung des bereits zerdrückten Vorschiffes fortpflanzte.
Noch im allerletzten Augenblick dachte Fuchsberger, er hätte eine sehr schnelle Bewegung wahrgenommen, bei der Teile des Rumpfes infolge der Explosion nach vorn in die Kaverne geschleudert wurden.
Die haben, die haben, ..., Eckener! Wer von uns beiden war wohl heute der größere Fuchs?
Die sehr einfach gehaltene Steuerkonsole der Rettungskapsel besaß ein kleines Display, das in Form eines quaderförmigen Kästchens angebracht war und in dem vier Zeichenkolonnen untereinander in einem bläulich schimmernden Licht angezeigt wurden. Eben im selben Augenblick, als Fuchsberger in höchster innerer Zerrissenheit einen verstohlen, fragenden Blick über die kleine Anzeige schweifen ließ, bemerkte er in dem noch leeren, fünften Feld eine kleine Lichterscheinung „Bling!".
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Schattenhelden - Hogars Ausflug nach Berlin
AventuraErstens kommt es anders und zweitens, als man denkt! Kein Ausspruch würde wohl besser passen, um den ungeplanten Ausflug zu beschreiben, den der Troll Hogar nach Berlin unternimmt. Etwa vier Autostunden von seiner Heimat im Schwarzwald entfernt, ben...