Schattenhelden - Hogars Ausflug nach Berlin

Schnellstraße 9, südwestlich von Beelitz - 19:17 Uhr

Die vier Drohnen vom Typ Lone Star Strato-9 teilten sich vor dem Erreichen des Lasters auf und umkreisten das Fahrzeug, während sich dieses nach wie vor mit Höchstgeschwindigkeit auf Berlin zubewegte.
„Anschluss Beelitz", meldete das Nav System, woraufhin Hogar mit seinen Augen rollte.
„Das ist eine Warnung", schallte es nun von draußen in den Truck. „Stoppen sie das Fahrzeug, begeben sie sich unbewaffnet und mit erhobenen Händen ins Freie, legen sie sich mit ausgestreckten Armen flach auf den Bauch!"

Noch einmal umkreisten die Drohnen das Fahrzeug. Danach begab sich je eine der Drohnen an eine jeweils andere Seite des Lasters, wobei sie einen Abstand von etwa 50 Metern einhielten. Durch das Sichtfenster des Schildes konnte Hogar die Drohne deutlich sehen, die nun im konstanten Abstand vor seiner Frontscheibe herflog und das mittelschwere Maschinengewehr auf seinen Truck ausgerichtet hatte. Langsam steuerte er das Fahrzeug in die Fahrbahnmitte und verschaffte sich dadurch rechts wie links den gleichen Raum, um Ausweichmanöver fahren zu können.

„Die Phosphorgranaten Kassandra!", rief Hogar in den Laderaum, der sich gerade eben an die Strato-9 erinnerte, die sich vor einiger Zeit in Jannogars Werkstatt befunden hatte. „Die haben eine Thermozielerfassung", begründete er seine Aufforderung. Kassandra kam mit einigen der Granaten nach vorn und öffnete das Seitenfenster.

„Ist noch Platz zwischen dem Schild und dem Seitenfenster?" fragte Hogar.
„Ist noch ein genügender Spalt", gab sie zurück, zog den Sicherungsbolzen und platzierte ihre Wurfhand am offenen Seitenfenster, bereit, die Granate abzusetzen.
„Nimm Zwei!", rief ihr Hogar zu, was Kassandra mit dem Hochziehen ihrer rechten Augenbraue quittierte. Mit ihrem Mund entsicherte sie eine weitere Granate. Danach verbog sie nahezu korkenziehergleich ihren Körper und jonglierte das dosenförmige Gebilde zwischen dem Schild und der Beifahrertür zur Fensteröffnung, um sie dort ebenfalls mit ihrer Wurfhand fassen zu können, ohne dass ihr dabei eine der Thermosprengkapseln oder deren Sicherungsbügel entglitt.

„Vielleicht probiere ich es im Zirkus", sprach sie vor sich hin und wartete gespannt auf Hogars Zeichen. Keinen Augenblick zu früh bemerkte der Troll, wie die Laserfassung einen roten Punkt auf das Motorverdeck des Lasters projizierte. Bei einem kurzen Blick zur Drohne konnte er sehen, wie deren MMG leicht angehoben wurde.

„Jetzt!" schrie er und riss das Lenkrad im selben Moment herum, so dass der Truck einen scharfen Schwenk nach links vollführte, während dass MMG mehrere Salven abgab. Direkt rechts neben ihnen wurden gleich darauf mehrere verschiedengroße Brocken aus der Fahrbahnoberfläche herausgesprengt. Daraufhin feuerte die Drohne zu ihrer rechten Seite. Die Geschosse durchschlugen gerade noch den oberen Teil des Laderaumes, knapp unterhalb des Daches.
Wiederum einen kurzen Moment danach gab die Drohne, die ihnen hinterher flog, mehrere Salven ab. Sie verfehlte jedoch ihr Ziel wegen Hogars abruptem Linksschwenk ebenso, wie die vorausfliegende Strato-9.

Trotz Rückstoßdämpfung waren die Drohnen von den eigenen Salven aus ihrer Position gedrückt worden und begannen nun sich neu zu formieren, wobei sie abermals das Fahrzeug umkreisten. Hogar und Kassandra sahen sich mit kurzen Blicken an, während Hogar den Truck wieder in die Mittelachse des vor ihnen liegenden Betonstreifens brachte.

„Haben die Granaten was gebracht", wollte Kassandra wissen.
„Keine Ahnung", erwiderte Hogar. „Wenn sie nach Laser schießen sind die Wärmequellen sinnlos", konstatierte er.
„Hm, dann eben anders", entgegnete Kassandra und begab sich in Richtung Laderaum. „Wir sehen uns auf der anderen Seite", meinte sie kurz zu dem Troll, der ihre Worte mit einem knappen: „Hm, hm, hm", erwiderte.

„Heckklappe leicht nach oben öffnen", rief sie. „Wenn es losgeht fährst du wieder Zick Zack und beginne nach Links", rief sie Hogar zu.
„Von dir aus links, oder von mir aus?", wollte sich Hogar versichern.
„Hogar!", schrie sie, „zur Schnellstraßenmitte", präzisierte Kassandra schließlich und erwartete gespannt das freiwerdende Schussfeld auf die Verfolgerdrohne.