Camerons Sicht:„Gehst du bitte die Akte von Thomas Jefferson bei Malcolm holen? Das ist verdammt noch mal mein Fall jetzt. Ach, dann brauchen wir noch die Aussage von Mara Clark. Frag Luisa Rodriges, ob sie vorbeikommen kann. Ich habe ein Angebot von der Anwältin ihres Mannes erhalten. Ist Bullshit, aber das muss sie entscheiden. Wäre es möglich, meinen Mann zu informieren, dass er Noah bei meiner Mutter abholen muss? Auch und überzeuge Eliot davon, dass er im Unrecht liegt."
Ich nickte brav, schrieb alles mit und folgte meiner Vorgesetzten. Gegen Ende runzelte ich die Stirn. Ich lachte kurz kopfschüttelnd: „Sehe ich aus, als ob ich zaubern könnte?"
„Hast recht, Eliot würde eher einen Besen fressen, als zuzugeben, dass er falsch liegt", sagte auch Isabelle Walsh, Anwältin für Familienrecht. Ich bin ihre Praktikantin, aber wir verstehen uns blendend. Ich war sogar schon mal bei ihr und ihrer Familie zum Essen eingeladen. „Er sollte mal von seinem hohen Ross runterkommen. Du kennst nicht zufällig eine Hexe, die ihn verhexen könnte?", sagte sie, noch immer lachend. Ich schluckte schwer. Hexe. Dieses Wort verdreht mir noch immer den Magen. Wenn sie wüsste, dass es Hexen und Zauberer wirklich gibt und was die alles anrichten können. „Nein, leider nicht", sagte ich dennoch lachend. Außer meiner ganzen Familie.
Wir blieben vor meinem Tisch stehen, dahinter war dann ihr Büro. „Ich wollte noch etwas mit dir besprechen, Cameron. Kommst du bitte mit?", sagte sie plötzlich ernst. Ich nickte und folgte ihr. In meinem Kopf ging ich alles durch. Habe ich etwas falsch gemacht? Arbeite ich schlampig? Hat sie meine Medizinbücher gefunden?
Wir setzten uns. „Es geht um die Prüfungen", sagte sie. Ich war im Studium, um Anwältin zu werden. „Ich möchte dir gerne helfen, dich darauf vorzubereiten", sagte sie. Ich war kurz verwirrt: „Aber ich habe die Prüfungen erst in vier Jahren." „Aber du bist die Beste in deinem Jahrgang. Du studierst Vollzeit und arbeitest noch hier. Du rennst von hier aus zu den Vorlesungen. Du weißt schon, dass das Jurastudium eins der anspruchsvollsten Studien ist, und du nebenbei noch arbeitest. In jeder möglichen freien Minute steckst du deine Nase, nein, nicht in Jurabücher, sondern in Medizinbücher. Du weißt unglaublich viel, überlegst und ziehst die richtigen und wichtigen Dinge in Betracht, wie eine Anwältin. Jetzt müssen wir nur noch das Ganze vor Gericht ziehen, und schon haben wir es", sagte sie. Ich schmunzelte wegen ihrer Wortwahl. „Cameron, ich weiß, dass du das kannst. Ich möchte dir helfen, und mit deiner Zustimmung werde ich dich im letzten Jahr anmelden. Du wirst in andere Vorlesungen gehen und dich für die Abschlussprüfungen vorbereiten. Die Zwischenprüfung musst du nachholen, gleich nachdem ich dich angemeldet habe, aber das wirst du mit Leichtigkeit schaffen. Also, was sagst du?", fragte sie mich. Das wäre unglaublich, dann wäre ich in etwas mehr als einem halben Jahr Anwältin. „Ich glaube, ich muss die Medizinbücher wegpacken", schmunzelte ich. Auch sie grinste. „Super, wie wäre es, wenn ich jeweils Mittwochabend zu dir komme, und wir zusammen lernen? Natürlich lernen wir auch hier, aber dass wir so richtig über die Bücher gehen", sagte sie. „Danke, aber du musst nicht so viel Zeit für mich verbrauchen", sagte ich. „Dich natürlich. Mir ist das wichtig. Du bist mir ans Herz gewachsen, und ich will dich unterstützen." „Danke vielmals, danke Isabelle." „Sehr gerne."
Am Abend lief ich freudestrahlend nach Hause. Da kam ein Hund auf mich zu und sah mich bettelnd an. „Oh, na Kleiner. Wo kommst du denn her?", fragte ich, obwohl ich wusste, dass er mir keine Antwort geben wird. Er sah fürchterlich abgemagert aus, und er zitterte. Es lag schließlich auch Schnee. Ich kniete mich zu ihm runter und fing an, ihn zu streicheln. Er war unglaublich süß, trotz seines Aussehens. „Warte hier", sagte ich und lief in den gegenüberliegenden Lebensmittelladen. Ich habe eigentlich überhaupt keine Zeit für einen Hund, aber was soll's. Vielleicht wird ihn jemand suchen, obwohl er kein Halsband trägt. Ich kaufte ein Sack Hundefutter. Ich suchte auch nach einem Halsband und einer Leine, aber die schienen sie hier nicht zu haben. Was soll's, wird irgendwie gehen. Als ich aus dem Laden trat, sah ich, wie der Hund vor der Tür wartete. Als er mich sah, kam er sofort auf mich zu. Ich musste wohl gemerkt haben, dass ich ihm helfen will. „Okay, hoffentlich funktioniert das. Komm mit, mein Junge, komm", sagte ich und lief langsam los. Er folgte mir tatsächlich. Ich lief nach Hause.
Mein Zuhause, eine Dreizimmerwohnung mitten in London. Viel zu groß für mich allein, aber schön. Klar, eines der Zimmer ist zugemüllt. Einerseits ist es Müll, andererseits meine Familie. Alles, was ich von der Familie und der Zauberwelt habe, ist dort. Auch ein Zauberstab, aber der funktioniert bei mir nicht. Bin schließlich ein Squib oder so in der Art. Ich weiß nicht, warum, aber ich habe so genannte elementare Kräfte. Ich kann mir Feuer, Erde, Luft und Wasser zu eigen machen, nur mit den Händen. Naja, wie gut ich darin bin, kann ich nicht sagen. Habe ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gemacht und auch damals nicht sonderlich viel.
„So, da wären wir", sagte ich und schloss die Tür auf. Ich lief die Treppe hoch zu meiner Wohnung, der Hund folgte mir. „Hey, Cameron, wenn du Streuner aufnimmst, nimmst du mich auch auf", sagte mein Nachbar und grinste dreckig. Der Hund fing an zu knurren. „Ich lege mehr Wert auf stubenreine Gäste", sagte ich und lief ein Stockwerk höher. Hoffentlich ist der Hund stubenrein.
Und schließlich schloss ich meine Wohnungstür auf. Der Hund lief sofort rein. Er wollte wohl schon die ganze Wohnung erkunden. „Halt stopp", rief ich, und er gehorchte sogar. Ich war verwirrt. So ein Hund, der so gut gehorcht und mitläuft, kann keine Streuner sein. „Du musst zuerst gewaschen werden. So, wie du aussiehst, wird das nichts. Also, komm", sagte ich und er kam zu mir. „Warte hier", sagte ich wieder und lief ins Badezimmer. Ich hatte eigentlich keine Ahnung, wie man einen Hund wäscht, aber was soll's. Nachdem ich ihn eingeseift hatte, spülte ich ihn gründlich ab. Okay, jetzt war er zwar immer noch etwas nass, aber Hauptsache nicht pitschnass. Ich sah zum Föhn, der auf der Badezimmerkommode lag. „Beim Cameron, das geht zu weit, er ist ein Hund. Soll ich ihm danach noch Locken machen oder was", dachte ich. Ich stand auf und lief raus. Er folgte mir. Ich ging in die Küche, und er sah sich wohl in der Wohnung um. Er setzte sich vor das Bücherregal und sah so aus, als würde er ansehen, was ich für Bücher habe. „Was soll das, Cameron? Das ist noch immer ein Hund, und Hunde können nicht lesen", dachte ich. Ich schnappte mir eine Schüssel und füllte sie mit Hundefutter. „Also bitte, bitte zerlege nicht die ganze Wohnung und mach keinen Radau... bitte", sagte ich und ließ ihn allein, um zur Arbeit zu gehen.
Dort teilte mir Isabelle mit, dass ich am Montag die Zwischenprüfungen habe, in verdammt drei Tagen. Am Donnerstag sollte ich dann die Ergebnisse haben, und Freitag kann ich schon in die neuen Vorlesungen. Bis dahin arbeite ich voll durch.
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Cameron Josslyn Warrington - Magie ist nicht alles
FanfictionCameron will eigentlich nichts mehr mit der Zauberei zu tun haben. Nichts mit der Zauberei und schon gar nichts mit ihrer Familie. Sie ist Einzelgänger. Und das hatte sie auch vorgehabt zu bleiben. Aber da hat sie nicht mit einer bestimmte Gruppe Me...