Diese Story hat sich AnneNachtigall gewünscht. #Jongsang #Picknick #Coffeeshop
~/~/~/~/~/~/~/~/~/~/~/~/~/~/~/~/~/~/~/~/~/~/~/~/~
Die Sommersonne strahlte vom Himmel und ließ die saftige Wiese grün schimmern. Jongho hatte zwei Knöpfe seines weißen Hemds geöffnet. Die Krawatte und das schwarze Jackett lagen neben ihm auf der bunt gemusterten Picknickdecke. Noch vor einem Jahr hätte er sich niemals so leger in der Öffentlichkeit blicken lassen. Doch in Yeosangs Nähe benahm er sich mittlerweile anders, ließ zu, dass die Fassade des strengen Anwalts bröckelte.
Yeosang saß vor ihm. Er trug einen grünen Pullover mit weitem Ausschnitt. Sein Blick war auf die Äste des Magnolienbaums über ihnen gerichtet. Die Sonnenstrahlen, die durch die Baumkrone drangen, ließen sein Haar wie Kupfer glänzen.
Verträumt strich er sich eine Haarsträhne hinters Ohr und legte so die Haarspange frei, die Jongho ihm erst vor einer Woche geschenkt hatte. Der Anwalt wünschte sich, ihm selbst diese Strähne aus dem Gesicht gestrichen zu haben. Allein dieser Wunsch wunderte ihn zutiefst. Bei jedem anderen war er nicht so auf Nähe aus. Unter seinen Kollegen war er geradezu als Eisklotz verschrien. Jeden Prozess gewann er ohne jegliche emotionale Regung.
Ein kreischendes Mädchen rannte an ihnen vorbei. Es wurde verfolgt von seinem großen Bruder. Das Mädchen blies zur Ablenkung in einen kleinen Stab und Dutzende Seifenblasen stiegen in die Luft. Der Bruder schlug um sich und nahm wieder die Verfolgung auf.
Ein strahlendes Lächeln umspielte Yeosangs Lippen ebenso wie die im Sonnenlicht glitzernden Kügelchen. Er ließ eine Blase nach der anderen mit seinen zierlichen Händen ploppen.
Jongho bewunderte seine Schönheit und kindliche Naivität. Als er ihn zum ersten Mal hinter dem Tresen im Café gesehen hatte – wie er mit seinen Arbeitskollegen schäkerte – war der Anwalt sofort fasziniert gewesen. Jongho hatte sich jede Woche auf dem Heimweg einen Milchshake und Snack im Café gegenüber seiner Kanzlei gekauft, noch bevor der neue Mitarbeiter eingestellt wurde.
An jenem Tag ihres Kennenlernens hatte Yeosang ihn noch einmal nach seinem Namen gefragt. Auf der Rechnung war offenbar ein Tippfehler. Wie er seinen Namen wiederholt hatte, löste in Jongho ein Kribbeln aus, das sich über seine gesamte Haut zog.
Aus irgendeinem ihm bis heute unverständlichen Grund hatte er den Becher mit seinem Namen nach dem Verzehr seines Milchshakes abgewaschen und ins Regal gestellt, wo er noch heute stand. Ein Kollege hatte ihn einmal danach gefragt, warum sein Name auf diesem Papierbecher stand. Er hatte geantwortet, dass er ein Geschenk seiner Nichte war.
Niemals würde er Yeosang so unbeschwert umarmen können, dachte er, wie dieser seine Arbeitskollegen im Café offenbar liebkoste. Ein Stich war ihm durchs Herz gefahren wie ein Blitzschlag, als er einmal beobachten musste, wie Yeosang einem Kollegen die Hand um die Hüfte gelegt hatte, um sich an ihm im engen Tresenraum vorbeizuschieben. Der Kollege hatte gekichert und ihm einen verwegenen Luftkuss zugeworfen. Jongho hatte beinahe seinen Becher zerdrückt vor Wut.
Fortan war er jeden Arbeitstag gekommen, um von dem charmanten Mann seinen immer gleichen Becher beschriftet und gereicht zu bekommen. Er erwischte sich sogar dabei, wie er am Wochenende im Bett lag und darüber nachdachte, noch einmal ins Café aufzubrechen. Dabei hingen ihm die Milchshakes längst aus den Ohren raus.
»Du kannst eigentlich immer mit demselben kommen«, hatte Yeosang einmal schmunzelnd gesagt. »Das würde Müll sparen.«
Jongho hatte ihm unmöglich sagen können, dass er bereits einen Becher – seinen ersten – im Regal zu stehen hatte. Also hatte er nur gesagt, dass es eine gute Idee sei und war gegangen. Er fühlte sich wie ein Stalker, doch er wollte diesen Mann näher kennenlernen. Die Gelegenheit war gekommen, als es vor zwei Wochen wie aus Eimern goss. Der Regen strömte wie ein Bach die Straße entlang in die Kanalisation.
Jongho hörte ein Gespräch zwischen Yeosang und seiner Kollegin mit und realisierte, dass er offenbar keinen Regenschirm dabeihatte und seine Schicht in einer Stunde endete. Das wusste der Anwalt natürlich schon. Von seinem Büro aus hatte er Blick auf den Caféeingang und wusste, wann Yeosang kam und ging.
»Ich kann dir meinen Schirm leihen«, sagte Jongho.
Yeosang hielt beim Beschriften des heutigen Bechers inne und besah den feuchten Anzug des Anwalts. Jongho deutete mit dem Daumen über seine Schulter.
»Ich hab ihn in meinem Büro liegen lassen. Wenn du willst, kann ich ihn dir in einer Stunde rüberbringen.«
»Und du?«
»Ich nehm einfach ein Taxi«, antwortete Jongho.
Am liebsten hätte er gesagt, dass sie gemeinsam das Taxi nutzen konnten. Er hätte extra seinen letzten Beratungstermin für heute abgesagt. Doch der Vorschlag schien ihm zu übergriffig.
»Wenn es dir keine Umstände macht.«
Jongho schüttelte den Kopf.
»Okay, dann nehm ich ihn gern. Danke.«
Als Jongho eine Stunde später kam, hatte Yeosang schon seine Arbeitskleidung abgelegt und wartete im Türeingang.
»Was bekommst du für den Schirm?«
»Ich brauch keine Gegenleistung«, antwortete Jongho. »Du kannst ihn auch behalten, wenn du magst. Ich hab noch einen.«
Tatsächlich hatte er unzählige Schirme in der Kanzlei. Sie waren Werbegeschenke. Yeosang streckte unvermittelt die Hand nach ihm aus und legte ihm die Handfläche an die Brust. Jonghos Herz begann zu rasen. Er hoffte inständig, dass sein Gegenüber es nicht merkte.
»Aber ich will dir irgendwie danken.«
Jonghos Blick fiel auf den Tresen. Yeosangs Arbeitskollegen schauten zu ihnen hinüber. Der Anwalt schluckte einmal hörbar.
»Gib mir beim nächsten Mal einfach einen Cupcake aufs Haus.«
Yeosang lächelte ihn verschmitzt an. »Okay.«
In diesem Moment hatte Jongho noch nicht geahnt, dass Yeosang ihm zwei Tage später nicht nur seinen Schirm und einen Cupcake geben würde, sondern ihn direkt zu einem Picknick an seinem Lieblingsort in der Stadt einladen würde.
Nun saßen sie hier im Sonnenschein. Yeosang hatte Cupcakes aus dem Café mitgebracht. Jongho biss in einen hinein und beobachtete, wie sein Gegenüber nach einem Apfel griff und versuchte ihn mit einem stumpfen Messer aufzuschneiden. Er konnte gar nicht hinsehen. Mit dem Stift ging Yeosang so geschickt um, doch mit dem Messer ...
»Lass mich das machen!«
Jongho legte den Cupcake zur Seite und griff nach dem Apfel. Mit beiden Händen umschloss er das Obst und brach es mit etwas Druck entzwei. Yeosang sog erstaunt die Luft durch den Mund ein. Unbeeindruckt reichte der Anwalt ihm die eine Hälfte und biss stolz in die andere hinein.
Da hörte er ein hohes Summen. Er sah die Wespe erst, als sie zur Landung auf dem Apfelstück ansetzte. Kreischend sprang Jongho auf. Sein Fuß traf auf das Jackett auf der Picknickdecke. Der Anwalt rutschte aus und landete unsanft auf dem Rücken. Er stöhnte und hörte Yeosang lachen.
Jongho schloss die Lider. Wie peinlich! Er hatte ihn beeindrucken wollen mit seinen Skills. Nun lag er wie ein Maikäfer auf dem Rücken. Lächerlich. Jongho stemmte sich auf den Unterarmen ab und hievte sich hoch.
Als er die Augen wieder öffnete, blickte er unmittelbar in Yeosangs. Scharf atmete er das süßliche Parfum seines Begleiters ein. Yeosang hatte sich über ihn gebeugt. Seine kupferfarbenen, langen Haare hingen Jongho ins Gesicht und kitzelten seine Wangen.
»Alles in Ordnung?«
Der Anwalt griff einem Impuls folgend in Yeosangs Nacken und zog ihn mit einem Ruck vor, wobei er sich selbst wieder nach hinten fallen ließ. Ihre Lippen berührten sich. Yeosang öffnete vor Überraschung den Mund, was Jongho sofort ausnutzte. Seine Zunge fand sein Gegenüber und begann einen wilden Tanz.
Als Jongho den Griff lockerte, löste Yeosang die Lippen von seinen und sah ihn irritiert an.
»Jetzt ist alles in Ordnung«, sagte der Anwalt und grinste.
DU LIEST GERADE
Stray Kids Adventskalender 2023 (+ Ateez)
FanfictionHier findet ihr ab 1. Dezember 2023 jeden Tag eine Story über die Bands Stray Kids und Ateez. Die einzelnen Geschichten sind in sich abgeschlossen und haben thematisch nur selten mit Weihnachten und Advent zu tun. Hauptshipping: Hyunlix + Minsung +...