#14 - Hyunjin x I.N x Seungmin

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Diese Story hat sich siana_ gewünscht: #IN #Hyunjin #Exorzismus


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Jeongin löschte die Kerzen auf dem Altar. Die Kirche lag still und verlassen da. Die Besucher waren gegangen. Nun hatte er Zeit, seine Predigt für den Ostermorgen zu üben. Es sollte sein erster sein, seit sein Vorgänger emeritiert wurde. Stolz sah Jeongin sich um. Das hier war nun seine Pfarrkirche.

Als Priester liebte er den Karsamstag, den stillen Tag vor dem großen Osterfest. Keine Gottesdienste, kein Aufruhr und keine Aufgaben. Nur Besinnung, Frieden und ...

Die Tür flog mit einem lauten Krachen auf.

Jeongin ließ vor Schreck die Zettel fallen, auf denen er seine Predigt ausgedruckt hatte. Zwei Männer stürzten auf ihn zu. Wobei einer eher vom anderen geschliffen wurde. Er wehrte sich mit Händen und Füßen, schlug um sich, schrie wie am Spieß. Kopfschüttelnd lief der Priester auf sie zu und erhob eine Hand abwehrend.

»Es ist Karsamstag! Was wagen Sie es sich ...«

»Er ist besessen!«, schrie der eine Mann, als er den zweiten vor die Füße des Priesters warf.

Erst da wurde Jeongin bewusst, dass der Mann an den Handgelenken sporadisch gefesselt war. Er schrie wirre Worte, doch der Priester hörte bekannte Vokabeln heraus. Es waren hebräische, doch das Gesagte machte in seinen Ohren keinen Sinn.

»Wer sind Sie?«

»Ich bin Seungmin«, antwortete der Mann bei Verstand, »Und das hier ist mein Mitbewohner Hyunjin. Er benimmt sich seit zwei Tagen komisch. Aber heute Morgen begann er plötzlich in fremden Sprachen zu reden und zu schreien. Ich hab mir nicht anders zu helfen gewusst.«

Zungenrede war an sich noch kein großes Problem, doch dieser Mann gebar sich wirklich merkwürdig. Seine Muskeln zuckten in unregelmäßigen Abständen. Auf seinen Lippen lag ein wildes Grinsen, sein Blick war abwesend und seine schwarzen, langen Haare vollkommen zerzaust, als wäre er verwahrlost.

Hyunjin lag auf dem Rücken und wälzte sich über den Boden. Mit geöffnetem Mund brabbelte er immer weiter hebräische Vokabeln, fasste sich an die Kehle und warf den Kopf hin und her.

»Beim Allmächtigen, warum sind Sie hierhergekommen?«

»Im Internet hatte Ihre Kirche die besten Bewertungen für Exorzismen.«

Jeongin riss perplex den Mund und die Augen weit auf, deutete mit dem Zeigefinger auf sich selbst. Seungmin nickte heftig und ergriff den Priester an beiden Schultern. Seine Finger krallten sich schmerzhaft in Jeongins Haut.

»Sie müssen ihm helfen, Pastor Johann! Sie müssen was unternehmen!«

Jeongin schüttelte den Kopf. Wenn es wirklich solche Bewertungen gab, dann waren sie definitiv nicht für ihn, sondern für seinen Vorgänger erstellt worden. Pastor Georg hatte Exorzismen durchgeführt? Das schockierte den jungen Priester jedoch nicht so sehr wie die Tatsache, dass irgendwelche Menschen ernsthaft öffentliche Rezensionen über Exorzismen ins Internet stellten.

Plötzlich hielt Hyunjin auf dem Boden inne. Die beiden Männer starrten ihn abwartend an. Mit einem Satz sprang er auf die Beine. Seungmin und der Priester schrien auf und nahmen einen Schritt abstand. Hyunjin sah einen nach dem anderen an, dabei ruckte sein Kopf so abrupt zur Seite wie das eines aufgescheuchten Wildtiers.

Jeongin ging rückwärts auf den Altar zu und griff nach dem Kruzifix. Zum Schutz hielt er es vor sich und lief seitwärts in Richtung Sakristei.

»Ich suche die Aufzeichnungen«, sagte er. »Sie kümmern sich um Ihren Freund.«

Seungmin sah ihn ungläubig an. Da machte Hyunjin einen Satz auf den Mitbewohner zu. Seine Körperteile bewegten sich abnormal, als seien die einzelnen Teile isoliert voneinander. Er begann irre zu lachen, dann stürzte er auf Seungmin zu. Der nahm Reißaus und rannte durch den Chorraum vor ihm weg. Sein Mitbewohner folgte ihm, doch mit langsamen, abgehackten Bewegungen.

Jeongin ließ die Tür der Sakristei offen, hörte so noch das Schreien des Mannes und das Lachen des Besessenen. Eilig durchwühlte er die Bücher seines Vorgängers. Pastor Georg musste irgendwo Aufzeichnungen haben zum Thema Exorzismus, wenn die Onlinebewertungen stimmten.

Minuten vergingen, ehe der Priester die richtige Seite im richtigen Buch fand. Dort stand, dass der Besessene zuerst gefesselt werden sollte. Check! Alle anderen Bedingungen waren auch erfüllt. Er klemmte sich das Buch unter den Arm und rannte zurück in den Altarraum.

Seungmin stand am Beichtstuhl. Als der Priester näherkam, erkannte er, dass der Mann offenbar die Sprühflasche hinter dem Bildnis der Heiligen Maria gefunden hatte. Er sprühte durch die Gitter des Beichtstuhls und rief:

»Aus! Pfui! Verschwinde!«

Im Innern brüllte Hyunjin weiterhin auf Hebräisch und warf sich mit aller Wucht gegen die Holztür, die Seungmin mit aller Kraft blockierte. Scheinbar wiederholte er immer dieselben Wortfetzen. Der Priester fürchtete, dass die beiden den Beichtstuhl zerstören könnten. Jeongin räusperte sich, um Seungmins Aufmerksamkeit zu erlangen, zeigte ihm dann das Buch.

»Ich habe alle nötigen Utensilien. Mir fehlt nur noch Weihwasser.«

Seungmin reichte ihm die Sprühflasche. Jeongin sah ihn fragend an.

»Ich hab sie mit dem Wasser am Eingang gefüllt.«

Der Priester nickte anerkennend.

»Und Sie sind ganz sicher, dass es nicht nur psychische Probleme oder eine Krankheit ist?«

»Sieht das für Sie wie eine Krankheit aus?«, brüllte Seungmin über Hyunjins Gekreische hinweg.

Jeongin zuckte mit den Achseln. »Ich wollte nur sichergehen.«

Er schob den Mann zur Seite und öffnete den Beichtstuhl. Hyunjin fiel zwischen ihnen wie ein Brett zu Boden. Aus dem Liegestütz sprang er wie ein Frosch auf die Beine. Die Männer wichen erneut aus, während der Priester das Kruzifix schützend vor sich hielt.

Seungmin schnappte sich die Sprühflasche und bespritzte seinen Mitbewohner wieder mit Weihwasser. Es schien jedoch keinerlei Wirkung zu haben, außer dem Mann noch wütender zu machen.

Jeongin begann das Vaterunser zu beten, Seungmin stimmte ein. Erst da verstummte der Besessene. Er sah zwischen den Männern hin und her, bis das Gebet endete. Der Priester schloss mit dem Ave-Maria an. Da ging Hyunjin auf die Knie. Sein Blick war gen Kirchengewölbe gerichtet. Beim Glaubensbekenntnis legte er die Hände an seine Schläfen und schrie unentwegt.

»Amen«, endete der Priester. »Und nun befehle ich dir, Dämon, im Namen Jesu Christi: Fahre aus! Verlasse diesen Körper im Namen des Herrn!«

Hyunjin schloss die Augen und verstummte. Seungmin blickte ängstlich drein. Langsam lehnte er sich zu seinem Mitbewohner herunter.

»Hyunjin? Bist du da?«

Der Mann öffnete die Lider zaghaft und seufzte. »Und? Wie war ich?«

Seungmin und Jeongin sahen sich irritiert an.

»Ist körperlich doch ganz schön anstrengend, einen Besessenen zu spielen. Mein Hals kratzt.«

»Was um Himmels willen ...«, begann der Priester.

Da ließ Seungmin die Schultern sinken und richtete sich auf. Mit herabgezogenen Mundwinkeln gab er seinem Mitbewohner einen so heftigen Schubser, dass der beinahe gegen den Priester geprallt wäre, hätte der nicht einen Ausweichschritt gemacht.

»Du asozialer Penner! Ist das schon wieder so eine Method Acting Kacke?«

»So kann ich mich am besten auf meine Rollen vorbereiten.«

Hyunjin rappelte sich auf und putzte sich den Dreck von der schwarzen Hose. Mit erhobenem Daumen wandte er sich danach dem Priester zu.

»Sie waren im Übrigen fantastisch, Pastor Johann. Das gibt fünf Sterne bei Google!«


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