Chapter 1

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"Also, wenn wir jetzt x bestimmen wollen und dafür y als x plus 3 definieren, was kommt dann aus der Gleichung hinaus?", fragte mein Mathelehrer, Mister Evans. Alle Hände gingen hoch, doch mich interessierte es nicht. Ich sah weiter stur aus dem Fenster, an dem ich in der letzten Reihe saß-

"Miss Maxwell, wissen sie vielleicht das Ergebnis?", sprach er mich nun genau an.

"3,52", murmelte ich nur, ohne ihm einen einzigen Blick zu schenken.

"Richtig", seufzte er. Ja, es war schon schwer meine Aufmerksamkeit ungeteil zu bekommen.

"Macht bitte als Hausaufgabe im Buch Seite 34. Die gesamte Seite zu morgen!", erklärte er, weshalb alle anfingen sich zu beschweren. Ich schrieb es nur ruhig in mein Heft und packte meine Sachen weg. Da es endlich schellte, stand ich auch direkt auf und machte mich auf den Weg aus der Klasse. Die anderen liefen lachend und freudestrahlend nach Hause, unterhielten sich, doch ich blieb nur stumm.

"Candice!", schrie plötzlich jemand, weshalb ich zusammenzuckte. Clint kam angerannte, legte seinen Arm um meine Schulter und gab mir einen Kuss auf die Wange.

"Hey Clint. Schulschluss?", fragte ich ihn, da er nur selten mit mir zusammen Schule aus hatte.

"Nein, aber Mister Evans kann mich mal. Ich möchte außerdem mal was mit meiner kleinen Schwester machen. Also, komm, heute ist mal wieder einen Clicetag!", rief er aufgedreht wie ein kleines Kind. Ich nickte, da ich diese Tage wirklich vermisste. Früher hatten wir beinahe täglich was zusammen unternommen, aber dann wurde sich Clint zu cool dafür, bis wir uns nur noch gestritten hatten und er bemerkte, was er mir damit antat. Seitdem machten wir immer mal wieder was zusammen, aber meistens war er bei Hunter, Hunter Bateman, der beliebteste Schüler der gesamten Stadt Los Angeles. Und da mein Bruder mit ihm seit dem Kindergarten befreundet war, oder viel mehr ICH mit Hunter seit dem Kindergarten befreundet war, war er automatisch der zweit beliebteste. Mit seinen blauen Augen, den blond-braunen Haaren, den muskulösen, 1,90 Meter großen Körper kein Wunder. Er war perfekt.

"Strand?", wollte er wissen, woraufhin ich ihn nur angrinste.

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Zwei Stunden und jede Menge wilde Verfolgungsjagden später lagen wir erschöpft auf unseren Liegen an unserem Privatstrand. Ja, wir hatten einen Privatstrand. Wir waren die reichste Familie hier in ganz L.A. und das hatte Vorteile wie einen Privatstrand am Haus, eine riesige Villa und all sowas.

"Clint! Candice! MUM UND DAD WOLLEN MIT UNS SPRECHEN!", riss uns die schrille Stimme unserer kleinen Schwester aus unserer Ruhe. Genervt standen wir beide auf, liefen den Strand hoch, die Treppe in unseren Garten und dort hindurch, bis wir an der Verandatür angekommen waren und durch diese in die Küche gelangten, wo sich unsere Eltern, Kate und Chad, schon mit Devon zusammen versammelt hatten. Devon war unserer Mum eigentlich wie aus dem Gesicht geschnitten. Lange, blonde Haare, klare blaue Augen, hohe Wangenknochen, schmaller Körperbau und groß. Beide waren einfach nur wunderschön. Dad hingegen hatte blond-braune Haare, graue Augen, war 1,87 Meter groß und war recht muskulös.

"Schön das jetzt alle da sind. Also, da ja bald Sommerferien sind, hatten wir ja einen Familienurlaub zusammen geplant, aber da Clint ja eh nicht mit möchte, werden wir nur mit Devon fahren. Außerdem ist Candice sowieso zu schlecht in der Schule und kann die drei Monate lieber zum lernen nutzen. Und wir werden ab morgen wieder auf Geschäftsreise sein", entschied meine Mutter, weshalb ich sie fassungslos ansah. Das konnten die beiden doch nicht ernst meinen! Ich hatte mich seit drei Jahren auf diesen Familienurlaub gefreut. Meine Eltern waren so gut wie immer auf Geschäftsreise und so machten wir als Familie nie was zusammen. Und jetzt hatten sie mir auch das genommen. Nicht mal gefragt hatten sie mich, ob ich nicht trotzdem mitkommen wolle. Den Scheiß mit den Noten konnten sie sich sonstwo hinstecken. Ich war zwar keine komplette einser Schülerin so wie Devon, aber ich könnte, wenn ich nicht so ruhig wäre.

"Das könnt ihr nicht machen! Ihr wisst, wie wichtig Cance dieser Urlaub ist! Ihr habt für uns beide so gut wie nie Zeit, aber ihr wollt es doch auch gar nicht anders!", schrie Clint die beiden an. Ich zog an seinen Arm, bis er mich ansah. Leicht schüttelte ich meinen Kopf, bevor ich einfach los rannte. Ich schmiss mich ins Bett, mein Kopf drückte ich ins Kissen.

Wieso hassten mich meine Eltern so sehr? Ich war schon immer das schwarze Scharf aus der Sicht meiner Eltern. Und das nur, weil mir Sachen passiert sind, die nicht hätten passieren dürfen. Aber sie sind passiert. Dadurch hassten mich meine Eltern. Dadurch hatte ich meinen besten Freund verloren, meine erste große Liebe. Aber ich war doch erst zwölf!


Hunt me!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt