Chapter 11

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"H...hun...unter", stotterte ich überfordert. Jetzt drehte er sich zu mir um, sodass ich seine Tränen sehen konnte. Ich schlang aus Reflex meine Arme um seinen Körper und drückte meinen Kopf an seine Halskuhle. Auch er schlang seine Arme um mich und so standen wir dort.

"Hunter, du hast keine Schuld daran, was ich mir selbst angetan habe. Und an Mels Tod bist du ebenfalls unschuldig", widersprach ich ihn.

"Doch bin ich", ging er gegen an. Daraufhin wollte ich mich von ihn lösen, doch er drückte mich noch fester an sich.

"Ok, ok, ich bin nicht Schuld, aber lass mich nicht los. Ich habe deine Berührungen so vermisst", murmelte er in meine Haare hinein. Ich musste leicht grinsen. So war er früher immer gewesen. Er war einfach schon immer ein Kuschelteddy. Und das fand ich schon immer toll. Doch auch war es nachts nervig, da es dann oftmals ziemlich warm werden konnte, wenn man von einem kleinen Hunter umarmt wird. Deshalb hatte ich früher immer einen großen Teddy, den ich ihn unter den Arm geschoben hatte, sobald er schlief.

"Bitte, Cance, ich weiß ich habe sehr viel falsch gemacht, aber bitte gebe mir noch eine Chance", bat er mich.

"Hunter, ich weiß nicht, ob ich das nochmal kann. Bitte lass mir etwas Zeit zum nachdenken", bat ich ihn und löste mich von ihm. Sofort wurde ich von einem Schwindel erfasst, weshalb ich mich zurück auf mein Bett fallen ließ.

"Ich gebe dir alle Zeit der Welt, Cance, aber bitte, tue dir nichts an. Wir haben uns alle abgesprochen und du hast schon seit Tagen nichts gegessen", stellte er fest. Nicht schon wieder dieses Thema! Ich bin nun mal fett und muss abnehmen, da muss ich mir nicht noch mehr anfressen.

"Hunter, meine Eltern sind grade erst gestorben und dann habe ich erfahren, dass es nur mein Vater war und nicht meine leibliche Mutter. Ist es da nicht verständlich, dass der Appetit etwas nach hinten rückt? Außerdem habe ich gegessen, im Krankenhaus. Die Ärzte hätten es wohl bemerkt, wenn ich nichts essen würde", lächelte ich ihn an. Sicherlich würden die Ärzte es bemerken, wenn ich das Essen nicht die Toilette runter gespült hätte und alle immer vorher aus dem Raum geschickt hatte, weil ich angeblich meine Ruhe brauchte. So war es nicht aufgefallen.

"Ja, da hast du recht. Aber wir machen uns alle Sorgen um dich. Ich könnte es nicht ertragen, dich wieder so dünn und abgemagert zu sehen", stimmte er mir zu. Irgendwie fand ich es schon gemein ihn anzulügen, aber es ging nicht anders. Er würde mir nur sagen, dass ich keine Diät bräuchte, aber das war doch offensichtlich. Plötzlich erfasste mich eine unglaubliche Müdigkeit, weshalb ich stark gähnte.

"Ich lasse dich mal lieber alleine, Prinzessin. Schlaf schön und träum was süßes", flüsterte er und hauchte mir einen Kuss auf die Stirn, wodurch sich die Gänsehaut auf meinem gesamten Körper nur noch mehr verschlimmerte. Ja ich fror ziemlich, weshalb ich sowie so eine starke Gänsehaut aufwies. Egal.

"Danke Hunter", murmelte ich, während ich meine Augen schloss und mich zusammen kugelte. Doch ich konnte einfach nicht einschlafen. Irgendwann sah ich auf die Uhr und stellte fest, dass er mitten in der Nacht war. Egal. Ich ging zu meinem Schrank, nahm mir einen Sport Bh hinaus zusammen mit einer Jogginghose und zog mir beides im Badezimmer über. Danach ging ich hinunter in den Keller mit meinem Handy in der Hand. Die stöpselte ich in die große Anlage hinein und stellte auf Spotify mein Lieblingsalbum von meiner Lieblingsband ein. 5 Seconds of Sommer mit dem gleichnamigen Album. Mein Lieblingslied war ja immer noch I can't remember. Ich könnte das Lied rauf und runter hören und es wäre noch nicht genug. Doch jetzt stellte ich das Lied Kiss me kiss me ein, da dieses einfach mehr Pepp hatte und genau das brauchte ich jetzt. Ich stellte mich auf das Laufband in unserem heimischen Fitnessstudio und stellte es an. So lief ich erstmal eine Stunde, doch da mir immer schwindeliger wurde, entschied ich mich doch lieber für das Rudergerät. Ich stellte es auf die höchste Stufe und fing an.

"Hey, pretty girl,What's your name, what's your number?I got the keys to my dad's yellow Hummer", sang ich dabei mein Lieblingslied mit.

"Candice! Was zum Teufel machst du um halb sechs morgens hier unten?!", fragte Devin ungläubig und schaute mich auch genau so an.

"Ähm, ich trainiere", fragte ich mehr als ich antwortete.

"Um Halb sechs. Es ist Samstag morgen. Normalerweise sieht man dich nicht vor um zehn. Und meistens nicht hier sondern im Tanzraum. Hast du überhaupt geschlafen?", fragte sie weiter.

"Natürlich ha..", log ich.

"Und gegessen? Hast du überhaupt schon was gegessen?", unterbrach sie mich.

"Ja ich habe gegessen und geschlafen. Was machst du eigentlich an einem Samstagmorgen in dieser Frühe hier?", stellte ich eine Gegenfrage. Sofort wurde ihr Blick traurig.

"Ich konnte nicht länger schlafen. Gestern war einfach so viel passiert", stellte sie fest.

"Du hattest einen Albtraum. Auch wenn wir nicht immer das beste Verhältnis hatten, du kannst immer mit mir reden, Devin. Ich werde immer deine große Schwester bleiben", bot ich ihr an.

"Ich hätte mit im Auto gesessen, aber mein Rektor hat mir nicht frei gegeben. Sonst wäre ich jetzt auch tot", schlurtzte sie. Ich stand auf und wollte zu ihr hineilen, doch mir wurde sofort wieder schwindelig. Fuck. Ich hielt mich an der nächst besten Sache fest.

"Oh mein Gott, Cance!", kreischte meine kleine Schwester. Klar war hier unten alles schallisoliert, aber gegen Devins Geschrei kam nichts an. Ich wusste, dass es Clint gehört haben müsste, auch wenn er schlafen würde. Aber ich war auch glücklich. Zum ersten mal im Leben hatte sie mich bei meinem Spitznamen genannt.

"Devin, sei leise. Clint hört dich sonst", zischte ich und kämpfte gegen den Schwindel an. Und wie ich es vorher gesehen hatte, kam schon wenige Sekunden später ein ziemlich verstrubbelter Clint im Türrahmen zum Vorschein. Sobald er die Situation realisierte, kam er auf mich zu und stützte mich zur Bank, wo ich mich hinsetzte und er mir die Wasserflasche gab.

"Devin, geh bitte und schick Hunter runter", befahl er. Hunter war hier? Er hatte hier übernachtet? Warum hatte mir das niemand vorher gesagt? Ich hätte anstatt Sport zu machen einfach zu ihm gehen können! Dann hätte ich auch eine Beschäftigung gehabt und Hunter im Schlaf zuzuschauen war einfach so verdammt süß.

Devin machte auf der Verse kehrt und rannte hoch. Ich wünschte ihr viel Spaß dabei, den Braunhaarigen zu wecken, da man dafür schon ein Schlagzeug brauchte. Er war einfach ein richtiger Morgenmuffel.

"Candice, was machst du hier unten?", forderte mein Bruder zu wissen.

"Ich konnte nicht schlafen und da dachte ich mir, ich mache etwas Sport und powere mich aus und kann dann vielleicht besser schlafen", gestand ich leise flüsternd.

"Hast du überhaupt schon geschlafen?", fragte er nun versöhnlicher, jedoch musste ich ihn enttäuschen, als ich den Kopf niedergeschlagen schüttelte.

"Kein Wunder, dass es dir dann nicht gut geht, wenn du einen so großen Schlafmangel hast", tadelte er mich. Jap, schieb es ruhig auf den Schlafmangel, Bruderherz. Dagegen habe ich absolut nichts.

"Canidce, alles okay bei dir?", rief Hunter panisch, rannte auf mich zu und untersuchte mich provisorisch mit seinen Händen, als wolle er sich versichern dass noch alles dran ist. Ich schlug seine Hände weg.

"Mir geht es gut, Hunter. Ich bin bloß übernächtigt und sollte dringendst ins Bett", wich ich aus. Sofort spürte ich seinen Arm in meinen Kniekehlen, während sich der andere um meinen Rücken legte. Automatisch schlang ich meine um seinen Hals, sodass er mich gefahrlos hoch tragen konnte.

"Hunter, lass mich noch kurz duschen, dann geh ich schlafen", versprach ich ihn.

"Kann ich mitkommen?", fragte er mit einem unwiderstehlichen, dümmlichen Kleinjungengrinsen. Ich schmiss ihn nur mit dem Handtuch, dass ich grade vom Boden aufgesammelt hatte, ab und lief kichernd ins Badezimmer. Dort verschloss ich die Tür hinter mir und zog mich aus, bevor ich meine Blase entleerte. Danach stieg ich wieder auf die Waage. Ich hoffte, ich hatte etwas abgenommen. Vorsichtig schielte ich nach unten und lass die Zahl. 59,8 Kilo! Ich hatte die fünf wieder vorne!

Ich konnte mir ein freudiges Quiecken nicht verkneifen und hüpfte wie ein kleines Mädchen auf und ab.

"Alles ok bei dir?", reif Hunter.

"Ja, alles gut", grinste ich. Ja, es würde alles gut werden....

Hunt me!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt