Chapter 8

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Schon seit Stunden lief ich einfach planlos durch die Stadt. Es war nicht schlau von mir weder mein Handy noch meine goldene Kreditkarte mitzunehmen, dann hätte ich jetzt wenigstens in ein Hotel gehen können und müsste hier nicht durch den Sommerregen laufen. Als eine der wenigen. Alle anderen rannten und wollten nur schnell rein, doch ich fror und lief einfach nur die Straßen ab, überall dort, wo ich sonst nie war, nur damit man mich nicht fand. Ich war mir sicher, dass alle jetzt nach mir suchten.

Ich ging grade um eine Ecke (und die Ecke war weg \^-^/...sorry musste sein), als ich gegen eine Person stieß. Als ich hoch sah, erkante ich eine wunderschöne Frau. Ihre rot-goldenen Haare fielen ihr in leichten Wellen über die Schulter, während ihre grünen Augen mich besorgt musterten. Sie streckte mir die Hand hin und half mir hoch. Ich merkte, dass ich mir meine Arme und Beine aufgeschrammt hatte.

"Oh, dass tut mir so verdammt leid. Ich wollte das nicht! Ist alles gut bei dir? Oh mein Gott, du blutest ja. Komm, ich wohne gleich davorne. Ich werde dich verarzten", erklärte sie und ging voran, zog mich mit sich. Ich folgte ihr noch völlig überrumpelt. Die Wohnung war in einem der schäbigen Hochhäuser, jedoch als ich ihre Wohnung betrat fühlte ich mich sofort wohl. Überall standen zwar noch Kartons herum, aber es war sauber und wirkte jetzt schon heimisch.

Die Fremde platzierte mich auf dem Sofa, bevor sie in das Badezimmer ging um Verbandszeug zu holen. Mit diesen verartztete sie mich. Die Wunden waren nicht schlimm, halt ganz normal aufgeschrammt, wie jeder es als Kind schon mal gehabt hatte.

"Ich bin übrigens Claire", stellte sie sich vor. Sofort fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Dies hier vor mir war meine Mutter.

"Ich bin Kate", stellte ich mich mit den Namen meiner toten Mutter vor. Ich wusste nicht warum, aber wahrscheinlich weil ich die Frau vor mir so kennen lernen wollte.

"Schön dich kennen zu lernen. Du siehst nicht so aus wie jemand, der in diese Gegend gehört. Was machst du hier?", wollte sie wissen.

"Ich hatte Streit mit meinen Geschwistern und bin abgehauen und irgendwie hier her gelangt", meinte ich nur.

"Ich habe auch einen Bruder. Jon. Ich habe mich früher auch immer mit ihm gestritten, aber ich konnte immer auf ihn zählen", berichtete sie.

"Ich kann auf meinen Bruder auch immer zählen, aber es ist alles nicht so leicht im Moment", erklärte ich und fing wieder an zu weinen.

"Oh, Süße, nicht weinen!", rief Claire und zog mich in eine Umarmung.

"Was ist denn los?", wollte sie wissen.

"Unsere Eltern sind gestorben", schlurzte ich nur. Wir saßen dort wahrscheinlich eine Stunde lang, bis ich mich wieder etwas beruhigt hatte.

"Tut mir leid", entschuldigte ich mich danach.

"Du brauchst dich dafür nicht entschuldigen. Mein Sohn hat auch grade erst seinen Vater verloren und ich würde mich freuen, wenn er Gefühle so zeigen würde wie du", lächelte sie mich an.

"Haben sie ihren Mann geliebt?", wollte ich wissen.

"Oh ja, ich habe ihn einmal mehr als alles andere geliebt, aber er war nie mein Mann", sagte sie traurig.

"Haben sie noch mehr Kinder als ihren Sohn?", fragte ich sie weiter aus.

"Ja, eine Tochter. Sie heißt Candice. Sie lebte bei ihren Vater, jedoch durfte ich sie nie sehen. Ich hätte damit Shawn, meinen Sohn, in Gefahr gebracht. Aber genug jetzt von mir geredet. Ich hole dir ein paar frische Kleider von mir, du wirst ja noch krank. Und am besten nimmst du auch erstmal eine heiße Dusche." Mit diesen Worten zog sie mich ins Badezimmer. Sie war wirklich ein kleiner, freundlicher Wirbelwind.

"Warum tust du das alles für mich? Ich bin dir vollkommen fremd", stellte ich fest. Sie lächelte mich ehrlich an.

"Jeder Mensch sollte zu seinen Mitmenschen freundlich sein und ihnen vertrauen. Ich habe einmal einen Mann gekannt, der gesagt hat, dass Vertrauen, Liebe und Freundlichkeit gelb, rot und blau sind", erinnerte sie sich.

"Und ohne gelb, rot und blau gibt es keine Farben mehr auf der Welt. Und wer will schon eine schwarz weiße Welt?", vollendete ich den Lieblingssatz meines Vaters. Ich lebte nach diesem Motto, seitdem ich Klein bin, der Grund warum ich auch heute Shawn zur Hilfe geeilt war.

"Ja, genau. Geh du schonmal ins Badezimmer. Ich werde dir einige Sachen raussuchen", schluckte sie, während in ihren Augen Tränen schimmerten.

"Mum, ich bin wieder da! Ich muss dir unbedingt was erzählen. Candice ist abgehauen!", rief in dem Moment Shawn. Jetzt würde ich wohl auffliegen.



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