◇ Kapitel 24 ◇

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Wir verließen das Café und verbrachten den Abend in meinem Zimmer.

Zusammen saßen wir auf meiner kleinen Couch - wobei Nico wohl eher lag; mit dem Oberkörper an meine Hüfte gelehnt - und aßen Popcorn.

Ich hatte einen Film angemacht, aber noch bevor dieser zu Ende war, war Nico eingeschlafen.

Ich schmunzelte und trug ihn zum Bett. Dann legte ich mich neben ihn und zog ihn in meine Arme.

'Gute Nacht.', murmelte ich und schloss die Augen.

Am nächsten Morgen hatte Mum wieder Frühstück gemacht, doch wir ließen uns nicht allzu viel Zeit. Ich erzählte Mum, dass wir zu Apollo gehen würden.

Sie sagte, wir sollten auf uns aufpassen und wünschte uns eine gute Reise. Ich umarmte sie zum Abschied.

'Also, wie kommen wir am schnellsten zu deinem Dad?', fragte Nico.

'Wir müssen in die nächste Stadt und nehmen von dort aus die Bahn. Das könnte ein bisschen dauern, aber danach ist es nicht mehr weit.', erklärte ich.

'Klingt aufwendig.', meinte Nico.

'Naja, es ist die einzige..', begann ich.

'Nein, ist es nicht.', unterbrach Nico mich mit einem wisssenden Lächeln. 'Wir machen eine Schattenreise.'

'Du meinst das, was uns auch aus der Unterwelt zu Percy gebracht hat?', hakte ich nach.

Nico nickte.

'Und nur eine?' Ich bedachte die Entfernung zu Apollos Palast. 'Schaffst du das?'

'Na gut, ich teile es in zwei.', sagte Nico angesichts meines skeptischen und besorgten Blickes. 'Komm her.'

Ich kam näher und Nico griff nach meiner Hand.

'Bereit?', fragte er und erhielt von mir ein unsicheres Nicken als Antwort.

Dann verschwanden wir.

Es dauerte gefühlt nicht einmal Sekunden, bis wir wieder auftauchten. Nico atmete schwer neben mir.

Ich sah mich um, damit ich einen Sinn von Orientierung bekam. Plötzlich hielt ich überrascht inne. In der Ferne sah ich einige Türme vom Palast.

Ich wirbelte zu Nico herum. 'Du hast gelogen.', warf ich ihm vor. 'Du wolltest es aufteilen!'

Nico winkte nur ab. 'Hat doch alles funktioniert.'

Grummelnd ging ich auf ihn zu und half ihm beim aufstehen.

'Mach das nie wieder.', beschwerte ich mich, konnte mir aber nicht verkneifen, ihn auf die Wange zu küssen. Ich war nicht wirklich wütend.

'Okay', antwortete Nico und hielt sich weiterhin an meiner Schulter fest.

Plötzlich riss ein schriller Schrei uns aus unserem Gespräch. Ich fuhr zusammen. Nico drehte sich nach dem Geräusch um.

Aus den Schatten der Bäume traten Dracaenae. Ihre Speere funkelten in der Sonne. Neben ihnen kamen drei Empusen heran.

Aus Reflex griff ich nach meinem Bogen, nur um zu merken, dass ich ihn nicht dabei hatte.

„Ich habe keine Waffen!“, rief ich hektisch und sah Nico an.

„Bleib hinter mir!“, rief Nico, noch sichtlich geschwächt von der Schattenreise.

Er zog sein Schwert aus stygischem Eisen, dessen dunkle Klinge ein leichten violetten Schimmer ausstrahlte, und stellte sich schützend vor mich.

Die Dracaenae zischten, als sie uns sahen und stürmten auf uns zu.

Nico hob eine Hand, murmelte etwas Unverständliches auf Altgriechisch, und der Boden unter uns begann zu vibrieren.

Rissen bildeten sich in der Erde und mehrere Skelette kamen hervor. Erschrocken machte ich einige Schritte rückwärts.

Nico streckte die Hand in Richtung der Monster aus und die Skelette folgten seiner Bewegungen.

'Die sind auf unserer Seite, oder?', fragte ich unsicher.

'Ja', antwortete Nico knapp.

Seine Skelette leisteten gute Arbeit, sodass einige Monster zu Staub zerfielen, aber zwischen den Bäumen kamen immer mehr hervor.

„Das halte ich nicht mehr lange durch!“, rief Nico, während sich ein Schatten neben ihm erhob, um ihm vor einem der Speere zu schützen.

Ich fühlte mich nutzlos, da ich ohne Pfeil und Bogen nichts ausrichten konnte.

Stattdessen beobachtete ich, wie Nico, obwohl er kaum noch auf den Beinen stehen konnte, weiterkämpfte.

Er öffnete einen Riss im Boden, der zwei Dracaenae verschlang, aber das kostete ihn sichtbar Kraft. Sein Atem ging schwer.

Eine Empuse nutzte die Gelegenheit und sprang auf mich zu. Ich sah die Spitze ihrer Waffe auf meinen Hals zufliegen.

Bevor ich reagieren konnte, war Nico bereits da, sein Schwert prallte gegen ihres, und sie wich zischend zurück. Doch der Schlag ließ ihn ebenfalls taumeln.

„Angel!“, rief ich besorgt und stützte ihn, während er auf ein Knie sank. 'Was soll ich tun? Du kannst nicht..' Meine Stimme war hektisch und panisch.

Die verbliebenen Gegner sammelten sich für einen weiteren Angriff.

„Wir müssen weiter.“, keuchte Nico. „Ich kann das nicht länger halten.“

Er umklammerte meine Hand mit eisernem Griff und seine Augen wurden noch dunkler als sonst. Mit letzter Kraft zog er uns in einen Schatten, der uns beide umhüllte. Dann waren wir erneut verschwunden.

Keuchend richtete ich mich auf, als ich wieder Boden unter den Füßen hatte, und blinzelte in die plötzlich blendende Helligkeit. Vor uns ragten die goldenen Türme von Apollos Palast in den Himmel.

Doch meine Erleichterung hielt nur einen Augenblick, bevor mir bewusst wurde, dass etwas nicht stimmte.

„Nico?“ Ich drehte mich um und sah ihn.

Er lag auf dem Boden, reglos, sein Gesicht aschfahl. Sein Schwert aus stygischem Eisen war ihm aus der Hand gefallen und lag unbeachtet neben ihm. Sein Atem kam flach und unregelmäßig.

„Angel!“ Panik packte mich, als ich zu ihm hinunterkniete und ihn an den Schultern rüttelte. Er öffnete mühsam die Augen, die wie dunkle, leere Schatten wirkten.

„Zu… viel…“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, bevor er das Bewusstsein verlor.

„Nein, nein, nein!“, stammelte ich, während mein Herz in meiner Brust hämmerte.

Ich packte seine Hand, die sich eiskalt anfühlte, und sah mich verzweifelt um. Die goldenen Tore des Palasts waren so nah, aber gerade fühlte es sich wie eine Ewigkeit an.

„Halt durch, Angel. Bitte, halt durch!“ Meine Worte klangen hohl in meinen Ohren.

Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen, während ich ihn an mich zog.

Verzweifelt versuchte ich meine heilende Magie zu benutzen, doch bei Nicos Anblick überschlug sich die Angst in mir. Meine Hände zitterten und ich brachte nichts zustande.

Mein Kopf war wie leer gefegt und ich bekam keinen ruhigen Gedanken.

Nur eine Frage erschien schmerzhaft vor meinen Augen. Hatte mein Freund damals recht gehabt und ich war nicht gut genug?

Ich sah auf Nico herab und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich konnte ihn nicht verlieren! Es durfte nicht meine Schuld sein!

„Hilfe!“, rief ich und meine Stimme bebte. „Bitte, helft mir!“

Nicos Atem wurde schwächer. Sein Körper lag schwer in meinen Armen und wurde immer kälter.

'Verdammt, ich brauch Hilfe!' Meine Stimme brach. 'Irgendjemand. Hilfe!'

Eine meiner Tränen fiel auf Nicos Wange.

'Bleib bei mir, Angel!' Meine Finger klammerten sich in seinen Mantel. 'Ich liebe dich.'

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⏰ Letzte Aktualisierung: 3 days ago ⏰

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Under Burning Stars [Solangelo]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt