Nico blieb vor mir stehen, seine Augen ruhten suchend auf meinem Gesicht. „Will?“, fragte er erneut, seine Stimme weich, aber besorgt.
Ich schluckte hart, wischte mir hastig die Tränen aus dem Gesicht und versuchte, ein schwaches Lächeln aufzusetzen.
„Es ist nichts.“, murmelte ich, doch die Worte klangen hohl, selbst in meinen eigenen Ohren.
„Will“, sagte Nico, und allein die Art, wie er meinen Namen aussprach, brachte mich dazu, ihn anzusehen. Er griff nach meiner Hand. „Bitte, erzähl mir, was los ist.“
Ich zögerte, kämpfte mit mir selbst. Ein Teil von mir wollte es ihm nicht erzählen, wollte ihn nicht belasten, wo er doch gerade erst aus dem Krankenzimmer gekommen war.
Aber ein anderer Teil wusste, dass Nico nicht locker lassen würde, bis er aufhören konnte sich Sorgen zu machen.
„Es war… nichts Großes.“, begann ich schließlich und wich seinem Blick aus. „Nur jemand, den ich lieber nicht sehen wollte.“
„Jemand, den du nicht sehen wolltest?“, wiederholte Nico und hob eine Augenbraue. „Wer war es?“
Ich seufzte leise und spürte, wie die Erinnerung an Aaron mir den Magen zusammenzog.
„Er heißt Aaron“, gab ich zu. „Er ist mein ehemaliger Freund. Von dem ich mal gesprochen hab. Du weißt schon.“
Nicos Gesichtsausdruck veränderte sich. Seine Augen verengten sich leicht, als er mich ansah. „Und was wollte er?“
„Nichts“, antwortete ich schnell, vielleicht zu schnell. „Er wollte mich nur begrüßen, weil ich wieder hier bin.“
Doch Nico ließ sich nicht täuschen. Er trat näher und sah mich eindringlich an. „Sonnenschein, das war nicht alles, oder?“
Ich spürte, wie mein Atem schneller ging. Wie machte er das? Wie konnte er immer sehen, was ich zu verbergen versuchte? Ich wandte den Blick ab, starrte auf den Boden.
„Er… hat mich festgehalten“, flüsterte ich schließlich. „Nur kurz. Aber…“
„Aber?“ Nico legte sanft eine Hand auf meine Wange und zwang mich, ihn anzusehen. Ich sah, wie er versuchte die Unruhe in seinen Augen zu verstecken.
„Aber es hat mich aus der Bahn geworfen“, gestand ich widerwillig. „Ich weiß nicht mal, warum. Ich sollte auf sowas nicht reagieren. Ich sollte darüber hinweg sein. Ich sollte besser—“
Meine Stimme brach ab, als die Emotionen, die ich so verzweifelt unterdrückt hatte, an die Oberfläche drängten. Bevor ich es verhindern konnte, liefen mir wieder Tränen über die Wangen.
„Sonnenschein“, sagte Nico leise und zog mich behutsam in seine Arme. Ich spürte die Wärme seines Körpers. Es hätte mich beruhigen sollen, doch stattdessen schämte ich mich.
„Das ist nicht fair!“, murmelte ich gegen seine Schulter, meine Hände zitterten leicht, als ich sie um ihn legte. „Du bist verletzt. Du solltest dich ausruhen, nicht mich trösten müssen.“
„Hör auf, so einen Blödsinn zu reden!“, erwiderte Nico bestimmt, aber sanft.
Er schob mich ein Stück von sich weg, gerade so weit, dass er mir in die Augen sehen konnte, und strich mir eine Träne von der Wange. „Ich bin immer für dich da, Will. Immer. Egal, wann du mich brauchst.“
Die Aufrichtigkeit in seinen Augen war ehrlich und ich fühlte, wie sich die Anspannung von mir löste.
Ich nickte schwach, wusste, dass ich ihm jetzt nicht widersprechen konnte – und auch nicht wollte.
„Danke, Angel.“, flüsterte ich schließlich, meine Stimme kaum mehr als ein Hauch.
Nico lächelte leicht. „Komm. Es war ein langer Tag. Wir sollten schlafen.“
Nico kuschelte sich unter die Decke. Als ich mich zu ihm legte, spürte ich, wie seine Hand sanft die meine suchte.
Ich zog ihn in meine Arme, spürte, wie sein Atem sich langsam beruhigte, und drückte ihn fest an mich. Seine Nähe, sein Vertrauen – es war alles, was ich gerade brauchte.
„Ich lass dich nie wieder los.“, murmelte ich leise, mehr zu mir selbst als zu ihm, während meine Augen langsam zufielen.
Und für den ersten Moment seit Stunden fühlte ich mich wieder ganz.
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Under Burning Stars [Solangelo]
FanficNachdem Thanatos, der Gott des Todes seine Kräfte verloren hat, sind die Monster förmlich unsterblich. Jede Hoffnung scheint verloren, denn zusätzlich greift Erebos die olympischen Götter an. Nur Hades und Apollo sind noch übrig.. aber niemand will...