Platt nicke ich. Für mehr bin ich nicht mehr in der Lage, die Müdigkeit übermannt mich noch im Auto.Der alte Mann hat es einfach auf den Punkt gebracht.
Als ich am nächsten Morgen aufwache fühle ich mich wie von einem Laster überrollt. Aber ich habe keine Zeit liegen zu bleiben. In der Küche erwartet mich schon mein Grandpa. Er hat Frühstück gemacht. Als er meinen überraschten Blick bemerkt, zitiert er mich an den Tisch. Er weiß, dass ich gleich los möchte. Doch erst soll ich essen. Er macht sich wieder Sorgen um mich. Ich zwänge mir ein Toast hinunter. Stolz blickt er mich und signalisiert mir das ich jetzt gehen kann.
Ich möchte mich bei Luke bedanken, so absurd das klingt. Es ist längst überfällig. Nicht nur für gestern. Nachdem ich ein paar Nahrungsmittel bei Mr Heyward geholt habe, mache ich mich auf den Weg. Ich fühle mich erleichtert. Erleichtert, dass ich es gestern geschafft habe, für mich selbst einzutreten. Meine Meinung zu sagen. Nicht einzuknicken.
Luke sitzt auf der Veranda. Kritisch mustert er mich. "Was willst du denn schon wieder?"
Ich atme tief durch, es widerstrebt mir ihm zu danken, aber es ist an der Zeit. Ich zeige die Tüten nach oben. "Als Dankeschön. Nicht nur für gestern, Luke." Erstaunt nickt er. "Du bist zu nett, Melody. Du verachtest mich, dass wissen wir beide." "Ja, und du weißt auch warum. Ich hasse dich für das was du tust. Aber nichts desto trotz.. in gewisser Weise hast du mich gerettet.", erkläre ich mich. "Wann willst du ihnen die Wahrheit erzählen?", fragt er nur, ohne auf das Gesagte einzugehen. Ich zucke mit den Schultern und stelle die Tüten neben ihn.Sein Blick wandert hinter mich und auf einmal beginnt er zu grinsen. "Übrigens viele Grüße von Ricky, er hat gehört, dass du wieder da bist." "Wie Ricky? Wie in Cousin Ricky?", ertönt ein dritte Stimme hinter mir. Ohne mich umzuschauen weiß ich zu wem sie gehört. Diese Stimme würde ich unter tausenden wiedererkennen. "Danke, ich werde mal bei ihm vorbeischauen, bei Gelegenheit.", verabschiede ich mich von Luke. Nachdem ich tief durchgeatmet habe, drehe ich mich um und stelle mich dem unvermeidlichen. Direkt hinter mir steht JJ, die anderen neben ihm. "Ja, wie Cousin Ricky.", bestätige ich seine Vermutung nun. Verwirrung huscht über die Gesichter. "Sagen wir einfach, er hat mir geholfen."
Ich will an ihnen vorbei gehen, doch die vier folgen mir. "Was hast du bei meinem Dad gemacht?" "Mich bedankt, wonach sah es denn aus?", frage ich augenverdrehend. "Ich sag doch sie hat was mit deinem Dad zu schaffen", ertönt eine weibliche Stimme. "Drogen oder eine Affäre oder was weiß ich es, sie war nicht umsonst ein Jahr verschwunden." Gerade will ich sie völlig entsetzt anschreien was der scheiß soll, als ein Wagen scharf hinter uns bremst.
Die Tür knallt lautstark auf. Erschrocken blicke ich hin. Mein schlimmster Albtraum wird wahr. Er ist da. Er ist hier. Und das Donnerwetter lässt auch nicht lange auf sich warten. "Melody Donovan, was fällt dir ein?", schallt seine dunkle Stimme durch die Ruhe. Mein Körper schaltet automatisch auf Verteidigung und Panik. Ich kann spüre wie sich auch die Jungs hinter mir anspannen. "Was?! Hast du nichts zu sagen dazu?", donnert er weiter, als er bemerkt das ich nichts sage. "Was meinst du?", frage ich um Zeit zu gewinnen, mir einen Fluchtplan zu überlegen. "Wie kannst du es wagen, so mit deiner Mutter zu sprechen? Nachdem du überall Lügen verbreitet hast." "Lügen? Welche lügen?", frage ich völlig verdutzt. "Du wirst deinen "Freunden" ja bestimmt erzählt haben, was angeblich war.", donnert er zurück. "Was? Wie kommst du denn darauf?!" Das Entsetzen steht mir buchstäblich ins Gesicht geschrieben. "Sie wissen nichts." Und das ist die Wahrheit, nicht seinetwegen, aber darum geht es ja auch gerade nicht.
Ich merke wie sich jemand hinter mir entfernt, doch gerade in diesem Moment habe ich keine Zeit darauf zu achten. "Weil du eine verzogene, undankbare Schlampe bist! Wir waren immer viel zu weich mit dir!", brüllt mein Vater. "Verdammte Scheiße, sie wissen nicht wo ich das Jahr war. Sie halten mich einfach für eine verdammte Kook!", fange nun auch ich an zu schreien.
In der Ferne ist ein Auto zu hören, dass mit hoher Geschwindigkeit auf uns zu kommt. Auch mein Vater scheint es zu bemerken. Innerhalb von Sekunden tritt er an mich ran. "Das wird Konsequenzen haben", zischt er in mein Ohr. Bevor er sich entfernt und mit seinem Auto wegbraust. Das Auto meiner Rettung entpuppt sich als mein Grandpa. "Melody, ist alles ok bei dir?", stürzt er aufgeregt aus dem Auto um mich in den Arm zu schließen. Ich nicke nur stumm. Habe zu viel Angst, dass meine Stimme versagen könnte. "Woher wusstest du..?" Der alte Mann zeigt auf die Pogues, "Pope er hat mich angerufen." Überrascht blicke ich den besagten Pogue an. Grandpa scheint meine Gedanken lesen zu können, denn er nickt mir zu und sagt, ich solle ruhig gehen, er warte auf mich.
"Wie?" Nur dieses eine Wort verlässt meinen Mund während ich Pope mit meinen Augen fixiere. JohnB räuspert sich, so dass ich von Pope ablasse. "Ich habe mir gestern die Nummer abgespeichert... Nachdem du so schnell gerannt bist und er so besorgt war... Dachte ich...ich". Sein Satz bricht ab, doch ich verstehe was er sagen will. Und kurz füllt sich mein Herz mit Wärme. Er hat sich Sorgen gemacht. "Ich wusste es und die Situation heute, kam mir suspekt vor. Ich dachte, dein Grandpa sollte bescheid wissen.", erklärt Pope bedacht wie eh und je seine Entscheidung. "Danke, wirklich danke." Das erste mal seit langem erreicht mein Lächeln wieder meine Augen.
"Ist ja alles schön und gut jetzt, aber vergesst nicht was ich euch angetan hat. Sie hat euch im Stich gelassen. Sie ist eine Kook, das hat sie doch bewiesen. Außerdem hat sie hinter eurem Rücken was mit Luke zu tun." Knall auf Fall verlässt das Lächeln mein Gesicht bei Kiaras Worten. "Am Ende hat sie das nur inziniert hier um eure Aufmerksamkeit zu bekommen." Völlig geschockt sehe ich sie an. Diese Unterstellungen machen mich sprachlos. Auch die Jungs schweigen. Ich sehe, wie etwas undefinierbares in ihren Gesichtern steht. "Ihr glaubt das doch nicht etwa?", will ich völlig geschockt wissen. Weiterhin schweigen sie, das deute ich als Zustimmung. Es fühlt sich an wie eine Tracht Prügel. Ich glaube ich habe nie in meinem Leben mehr Schmerz gespürt als in diesem Moment. Meine besten Freunde, die mich kennen seit ich denken kann. Die seit jeher mein zu Hause waren, trauen mir all sowas zu. Halten mich für eine Kook. Ich fasse es nicht. Und als mir das bewusst wird, mischt sich eine Menge Wut zu meiner Trauer. Eine schlechte Mischung. "Ist das euer beschissener Ernst?! Kennt ihr mich wirklich so schlecht?" Ich fixiere zuerst den Blonden. "Hätte ich beschissene Aufmerksamkeit gewollt, meinst du nicht ich hätte es dir erzählt? Dir erzählt, dass ich deine scheiß Kaution und den Schadensanspruch gezahlt habe?" Ich bin völlig außer mir. JJ hingegen sieht mich überrumpelt an. "Wie jetzt du?", stottert er hervor. "Was zur Hölle hast du gedacht wer die scheiße gezahlt hat?" Er dreht sich zu Kiara. "Kie?" Ich beginne hysterisch zu lachen. "Dein Ernst? Wenn du mir nicht glaubst, frag deinen Vater. Er hatte mir versprochen, das du nichts erfährst und er die Finger von dir lässt." Bevor jemand zu Wort kommen kann, fahre ich fort. "Und du Pope, um dich vor deinen Eltern zu decken, dafür war ich gut genug, ja? Aber auch nur einen Zweifel an der scheiße die Kiara erzählt hast du nicht?! Und du JohnB, wie kannst du so von mir denken?! Verdammte scheiße, Nächte lang saß ich bei dir, hab dir zu gehört, dich getröstet. Und das ist der dank?! Das ihr mich immernoch für ne verzogene Kookbitch haltet?! Wisst ihr was? Fickt euch. Und zwar alle!" Und mit diesen Worten drehe ich mich um und gehe. Doch bevor ich zu Grandpa steige, drehe ich mich noch einmal um "ach und JJ, Ricky kenne ich weil er mich verarztet hat. Nur das du es weißt!" Bedröppelt stehen die Pogues noch immer stumm da während ich meinen Grandpa anweise loszufahren. Ich ertrage es nicht mehr. In diesem Moment ertrage ich sie nicht mehr.
*Heute mal ein relativ langes Kapitel für meine Verhältnisse. Ich hoffe es gefällt euch, lasst mir doch gerne eure Meinung da. 💐
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only a Sunset apart || JJ Maybank Fanfiction
FanfictionEin Jahr. Ein Jahr war ich weg -und nun bin ich wieder da. Als wäre nichts gewesen und doch ist so viel passiert. Immer noch die selbe Melody und doch nicht mehr die Alte... Aber nicht nur ich habe mich verändert. Komm mit auf Melodys Reise zurück...