Kapitel 28- Freundin

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Es scheint als würde er sagen, er könne nichts versprechen, aber die Person soll ihr Glück versuchen. In dem Moment klopft es auch schon.

"Geht weg", murre ich in der Annahme, dass es einer der Jungen ist. Doch die Stimme die mir Antwortet klingt nicht männlich. Es ist Sarah, die mich bittet ihr zu öffnen. Völlig perplex komme ich ihrer Bitte nach. Ohne zu zögern, tritt sie ein. Sie lässt ihren Blick prüfend durch mein Zimmer wandern. Etwas länger verweilt sie an dem Haufen von Süßigkeitenpapieren und der Fotokiste auf meinem Bett. "Liebeskummer", stellt sie trocken fest. Erstaunt, wie sie das anhand meines Zimmers festgestellt hat, blicke ich sie an. Wäre es anatomisch möglich würden meine Augen vermutlich herausfallen, so groß sind sie geworden.

Die blonde Schönheit setzt sich auf mein Bett und deutet neben sich, als wäre es ihr Zimmer, nicht meins. Sie tut es einfach völlig selbstverständlich. Noch immer völlig verwundert darüber das sie hier ist und über ihre Feststellung folge ich ihrer stummen Anweisung. Einen Augenblick lang mustert sie mich. "Es ist nicht nur Liebeskummer, oder?", stellt sie fest, als könne sie mich wie ein offenes Buch lesen. Ich schüttel meinen Kopf und meine Gedanken triften kurz zu meinem Bruder. "JohnB?", hackt sie nach. Ein einfaches nicken ist mein Antwort. "Warum?", platzt es plötzlich aus mir heraus. Diesmal ist es die Blonde, die überrascht wirkt. Ganz eindeutig hat sie mit dieser Frage nicht gerechnet. "Warum bist du hier?", setze ich hinterher. "Dir geht es nicht gut.", sagt sie als wäre das eine allumfassende Erklärung. Erwartungsvoll schaue ich sie an, in der Hoffnung sie erklärt es näher. Sie bemerkt meinem Blick. "Du warst die einzige die auf der Party für mich eingetreten ist. Das bedeutet mir viel. Und es tut mir leid, dass ich es nicht für dich auch getan habe." Ich winke nur ab, sie ist definitiv nicht die Person von der ich es erwartet habe für mich einzutreten. "Du bist vermutlich genauso enttäuscht von JohnB wie ich... Und da JJ dir gefolgt ist und danach wie Falschgeld wieder kam und seit dem auch genauso rumläuft.... Während du dich komplett zurück ziehst... Es war es nicht schwer eins und eins zusammen zu zählen", schließt sie ihre Erklärung ab.

Nachdenklich nicke ich, weil ich einfach nicht weiß was ich sagen soll. Sarah bemerkt, dass ich Phase Eins des Anti Liebeskummer Planes, wie sie es nennt, schon durchgezogen haben. Also meinen Herzschmerz mit Zuckerschocks und Filmen zu bekämpfen. Ihrer Meinung nach ist es jetzt an der Zeit für Phase zwei. Völlig überfordert schaue ich sie an. Ich habe absolut keinen Plan wovon sie spricht. "Phase zwei, rausgehen und ablenken", klärt Sarah die Fragezeichen über meinen Kopf. Sofort schüttel ich energisch meinen Kopf. Als hätte sie das nicht bemerkt, fährt sie unbeirrt fort.

"Heute ist eine Party am Strand, dass ist die perfekte Gelegenheit mal wieder rauszukommen.", versucht sie mich zu motivieren. Eigentlich habe ich gar keine Lust, vorallem nicht mit den Jungs. Gerade will ich meine Bedenken äußern, da nimmt sie mir schon denn Wind aus den Segeln. "Keine Sorge, nur du und ich. Und wer weiß, vielleicht finden wir ja einen süßen Typen für dich." Ihre Aussage unterstreicht sie mit einem kecken Zwinkern, so dass ich lachen muss.

Mein Lachen scheint die Blonde als Zustimmung zu ihrem Plan zu sehen, denn sie geht wie selbstverständlich an meinen Kleiderschrank. Eine Weile wühlt sie sich durch meine Klamotten, murmelt immer wieder was zu sich selbst. Bis sie schließlich etwas entdeckt was ihr anscheinend gefällt. Sie hält mir eine blaues, kurzes Wickelkleid entgegen. Unschlüssig überlege ich. Bisher habe ich es noch nie getragen. Es gefällt mir zwar, aber ist ziemlich gewagt. Sowohl von der Länge, als auch vom Ausschnitt her. Doch Sarah gibt nicht auf und überzeugt mich schlussendlich davon, dass es genau das richtige für heute Abend ist. Anschließend hilft sie mir noch mich fertig zu machen. Nicht das ich mich nicht selbst schminken und mir Haare machen könnte, aber ich finde es ist noch mal etwas anderes wenn es jemand anderes tut. Und verdammt, Sarah weiß was sie tut. Als sie ihr Werk vollendet hat, stelle ich mich vor den Spiegel und begutachte mich. Wow, einfach wow. Sarahs Arbeit hat die Spuren der letzten Tage verschwinden lassen. Ich sehe einfach umwerfend aus, dank ihr.

Da Sarah schon fertig gemacht herkam, können wir direkt los. Als wir zusammen mein Zimmer verlassen, schaut mein Grandpa erstaunt vom Sofa zu uns auf. "Kannst du zaubern?", fragt er Sarah mit ernster Miene. Sie schaut so verwirrt aus, dass ich mein Lachen nicht unterdrücken kann. Doch Grandpa scheint Mitleid mit ihr zu haben und erklärt sich. "Nicht nur, dass sie dich in ihr Zimmer gelassen hat, nein, sie hat ihr Zimmer sogar verlassen." Jetzt huscht auch über sein Gesicht ein Schmunzeln. Sarahs Gesichtsausdruck hingegen wechselt zu Stolz. "Es war garnicht so schwer, ich kann sehr überzeugend sein. Und, wenn es für Sie OK ist, würde ich Melody jetzt gerne entführen, bevor sie sich wieder umentscheidet." Natürlich stimmt mein Opa zu und wünscht uns viel Spaß. Er freut sich wirklich sehr, dass Sarah mich aus meinem Zimmer locken konnte.

Zusammen machen wir uns auf den Weg. Dabei reden wir über Gott und die Welt, nur das Thema Pogues schneidet keiner von uns an. Schließlich wollen wir einen schönen Abend verbringen, ohne an Probleme zu denken. Einfach alle Sorgen und Ängste ausblenden. Einen ruhigen, spaßigen Abend mit meiner neuen Freundin verbringen. Das sollte doch möglich sein. Inzwischen sind wir fast angekommen. Die ersten Klänge der Musik und des Stimmenwirrwarrs dringen zu uns vor. Langsam steigt auch meine Vorfreude. Vielleicht hat Sarah ja Recht, vielleicht ist es eine gute Idee mal wieder rauszukommen...

Zu erst steuert Sarah die Getränke an, ich folge ihr widerstandslos. Ihren Plan halte ich für gut. Jedoch nehme ich mir fest vor nicht zu viel zu trinken, nach den letzten Tagen. Ich will einfach nicht wissen wie mein Körper darauf reagiert. Mit unseren roten Bechern stoßen wir auf einen schönen Abend an. Sarah hat den ersten Becher schnell geleert, während ich nur an meinem nippe. Meinen Vorsatz noch fest in Kopf. Die blonde Schönheit scheint keinen vergleichbaren Vorsatz zu haben, denn sie nimmt sich sogleich ein neues Bier, bevor wir beginnen uns umzuschauen. Es sind viele Menschen da. Pogues, Kooks und Touristen. Es wirkt alles so friedlich, als wäre unsere Insel nicht zwei geteilt. Wir entdecken einige Gesichter, die wir erkennen, aber niemanden auf den wir wirklich Lust haben. Ab und zu zeigt Sarah auf verschiedene Typen, doch ich lehne jeden ab. Keiner sagt mir zu..

*Was denkt ihr werden Sarah und Melody im Laufe des Abends noch einen Jungen für Melody finden?🤭

only a Sunset apart || JJ Maybank Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt