Kapitel 19- das Gefühl von zu Hause

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Darüber zu sprechen ist schwieriger, als ich dachte. Doch jetzt werde ich es zu Ende bringen. Sie sollen alles wissen.

"Naja auf jeden Fall", räuspere ich mich um fortzufahren, "an dem besagten Abend waren die Verletzungen schlimmer als sonst. Ich bin abgehauen. Zu Luke. Als das mit dem Schlagen anfing.. ich wusste nicht, wo ich hin sollte... Ich wollte ja nicht, dass ihr es wisst. Es war der einzige Ort, der mir einfiel. JJ war nur selten zu Hause, damit war das Risiko gering, dass ihr etwas merkt. Es erschien mir wie der perfekte Plan. Manchmal waren die Verletzungen schwerer, dann hat Luke Ricky angerufen.", ich lache, weil es lächerlich ist, dass er mir hilft, während er seinem Sohn das selbe antut. "Er hatte wohl Angst, dass ich ihm abkratzen und er verdächtigt wird. Daher kenne ich auch Ricky. Er hat mich auch an dem letzten Abend versorgt. Danach habe ich durchgeschlafen, bis ich den Brief geschrieben habe. Ricky hätte mich fast nicht mehr ohne Krankenhaus behandeln können. Ich konnte das alles nicht mehr. Ich hatte Angst." Meine Stimme zittert während meiner Erzählung und ich versuche meine Tränen zurückzuhalten. All das zu erzählen fühlt sich an als würde ich es nochmal durchleben.

Schweigend nicken die Jungen. Keiner von uns sagt etwas. Es scheint als müssten wir alle ersteinmal meine Worte verdauen. Durch meine Erzählungen scheint eine schwarze Wolke über uns schweben. Plötzlich springt der Blonde auf und reißt mich mit nach oben, nur um mich in seine Arme zu schließen. Ihn nimmt das alles mit. Genau das ist der Grund, dass ich geschwiegen habe. Es ist als würde ein kleiner Sonnenstrahl durch die grauen Wolken kommen. Bevor ich mir weiter Gedanken machen kann, schließen die anderen beiden sich unserer Umarmung an. Das ist es. Das Gefühl von zu Hause. Sie sind die Sonne die meine Dunkelheit durchbrechen. Das waren sie schon immer. "Es tut mir leid", murmel ich. "Nein, uns sollte es leid tun", erwidert mein Bruder sofort. Ich schüttel nur meine Kopf. "Ich wollte nicht, dass ihr es wisst. Ich wollte vermeiden, dass ihr euch genauso fühlt wie ihr es jetzt tut. Aber das müsst ihr nicht. Es ist vorbei.", spreche ich mit Tränen in den Augen in der Hoffnung das es ihnen die Schuldgefühle nimmt. "Grandpa hat den Prozess gewonnen, ich bin frei. Und eine Therapie habe ich auch gemacht." Sie schauen mich an. Ich sehe die Frage förmlich über ihren Köpfen schweben. "Nachdem Abend bin ich abgehauen, zu Grandpa. Ich habe ihm alles erzählt. Die frischen Wunden konnte er ja auch noch sehen.", erkläre ich. "Damit war sein Entschluss gefallen. Ich konnte auch nicht mehr zurück kommen, er hatte Angst, dass sie es erfahren und mich aufsuchen." Verstehend nicken die drei, die mich noch immer im Arm halten. "Der letzte Prozesstag, dass war der, an dem ihr mich bei dem Lagerfeuer gesehen habt. Erst da war es offiziell durch.", führe ich fort. Sie schweigen, wollen mich nicht unterbrechen. "Und die Therapie? Wisst ihr noch, als ich so panisch weggelaufen bin? Und mein Grandpa euch gebeten hat mir zu folgen?", frage ich um zu schauen wie weit ich ausholen muss. Einheitliches Nicken ist die Antwort. "Das sind Panikattacken, vor der Therapie haben sie meinen Alltag bestimmt. Sie kamen beim kleinsten Trigger in unterschiedlichen Stärken. Jetzt hab ich es besser im Griff, sie werden wohl nie ganz verschwinden, aber ich kann damit leben.", beende ich meine Erzählungen. Eine Last, von der ich mir nicht bewusst war, das sie auf meine. Schultern liegt fällt ab. Ich löse mich von den Jungs und setze mich wieder.

"Und habt ihr noch Fragen offen?", blicke ich in der Runde Rum. Inzwischen haben auch sie sich gesetzt. "Warum hast du uns trotzdem geholfen? Jedem einzelnen? Wir waren Arschlöcher zu dir..", wirft Pope nachdenklich ein. "Weil ich euch liebe." Meine Antwort kommt ohne eine Sekunde nachzudenken. "Wenn du da schon nicht mehr bei deinen Eltern warst... Wo hattest du das Geld her?", fragt der Blonde mich, während er mich skeptisch mustert. Sofort weiß ich was er meint, die Kaution, der Schadenersatz... "Vom Erbe meiner Granny.", antworte ich ehrlich. "Das kannst du doch nicht machen." Der Schock steht ihm ins Gesicht geschrieben. "Du hast sie so geliebt. Du solltest das Geld nicht für sowas ausgeben. Sondern für etwas, dass dich glücklich macht oder dir etwas bringt.", äußert der Pogue, sichtlich unglücklich über die Situation. "Das habe ich doch.", gebe ich schulterzuckend zurück. "Du... Ihr... Ihr macht mich glücklich. Und ich hätte mir keinen sinnvolleren Zweck vorstellen können, als einen Unschuldigen frei zu holen." Erst nicken die Jungen, doch dann fällt ihnen wohl auf das ich ja garnicht dabei war, als die Sache mit Toppers Boot passiert ist. "Wie? Woher wusstest du das?", fragt das Superhirn. "Ich habe es an JJ's Blick gesehen. Außerdem warst du die ganze Zeit unsicher, was du tun sollst. Ich ging davon aus, dass du es warst. Sicher nicht grundlos und JJ war gewiss dabei. Aber ich denke er wollte, dir deine Chance auf dein Stipendium sichern.", erkläre ich meine Gedanken. "Dieses Mädchen kann uns lesen, wie offene Bücher", feixt JohnB. Und auch wir anderen stimmen mit ein. Ich habe es vermisst mit ihnen zu lachen.

"Oh, ist jetzt wieder Friede, Freude, Eierkuchen?", unterbricht uns eine weibliche Stimme. Alle Köpfe schellen sofort herum. "Komm schon, Kie. Du bist doch sonst nicht so.", versucht Pope die Lage zu entspannen. Ich beiße mir auf die Lippe. Sie kann mich nicht leiden, dass spüre ich deutlich. "Ich... Vielleicht sollte ich..", beginne ich. Doch der braune Wuschelkopf dreht sich gleich zu mir. "Vergiss es. Ich... Wir haben dich grad erst wieder bekommen. Du bleibst hier." Schweigend nicke ich, ich traue mich kaum in Kiaras Richtung zu schauen. Die Luft scheint zum zerreißen fest. JJ versucht die Stimmung zu lockern. "Was haltet ihr von einer Fahrt mit der Pogue?", fragt er während er einen nach dem anderen anschaut. Drei Köpfe nicken, nur einer bleibt stumm. "Sorry, ich hab' keine Zeit. Ich muss jetzt auch gehen", lässt Kiara verlauten. Pope ruft ihr noch hinterher, doch sie winkt nur ab und verschwindet schnellen Schrittes vom Chateau. Nervös spiele ich mit meiner Kette. Wenn ich doch nur eine Ahnung hätte, was sie gegen mich hat. Ich möchte doch nicht, dass die Jungs zwischen den Stühlen stehen.

*So da ist es Kapitel 19🥹
Habt ihr denn schon Ideen warum Kiara Melody nicht leiden kann?

only a Sunset apart || JJ Maybank Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt