Kapitel 4- verlorenes Pferd

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Kopfschüttelnd setzen die beiden ihren Weg fort und lassen mich stehen. Ich spüre wie mir die Tränen in die Augen steigen.

Ich atme noch einmal tief durch und betrete wieder den Laden um den Einkauf zu holen. Mr Heyward scheint etwas sagen zu wollen, schließt seinen Mund nach einem Blick auf mich aber wieder. Ich bedanke mich und trete meinen Heimweg an, froh darüber, dass er mir kein Gespräch an den Hals gebunden hat. Im Moment möchte ich einfach nur allein sein und meine Ruhe haben.

"Da bist du ja wieder" begrüßt mich mein Grandpa. "Ohje, was ist passiert?" fragt er nach einem Blick auf mich. Er durchschaut mich sofort. "Ich habe sie getroffen. Sie sind sauer. Das war's." entgegne ich pampig. "Hast du es ihnen denn erklärt?", fragt er. "Nein, natürlich nicht. Wie soll ich die es ihnen den erklären? Ich will nicht, dass sie es wissen. Das sie wissen, wie schwach ich war." Während des Sprechens beginne ich zu schluchzen. "Ich will nicht das sie sich Vorwürfe machen.... Vielleicht stimmt es ja doch." Verbittert schaue ich an mir selbst herunter. "Was?" entgegnet er kritisch, als hätte er eine Ahnung, was ich denke. "Das ich nutzlos bin", schreie ich noch, bevor ich mich rumdrehe und in mein Zimmer renne. Grandpa ruft mir noch etwas hinterher, aber seine Worte gehen unter meinen Weinen unter. Es ist als würden alle Dämme brechen und es gebe kein Entkommen.

Die nächsten Tage vergehen nur zäh. Mir war garnicht bewusst, wie sehr ich doch innerlich gehofft hatte, dass alles so ist wie früher. Es ist einsam ohne sie. Jetzt wo sich all der Stress des letzten Jahres gelegt hat, merke ich erst wie sehr sie mir wirklich gefehlt haben. Nicht das ich nicht schon immer gewusst hätte, wie wichtig mir die Pogues sind. Nein, sie waren seit jeher meine besten Freunde, meine Familie, mein zu Hause. Es ist trist ohne Freunde. Nur das Surfen hilft mir kurzzeitig den Kopf frei zu bekommen. Aber sobald ich das Wasser verlasse, schlägt die grausame Realität wieder auf mich ein. Von den Pogues habe ich nichts mehr gehört und wenn wir uns zufällig begegnen, dann tun sie so als würden wir uns nicht kennen. Ich verstehe es, wirklich, aber es zerbricht mir das Herz. Ich merke das mein Grandpa mich kritisch betrachtet. Er hat Angst. Angst, dass ich an den Punkt zurück komme von vor einem Jahr. Das ich es diesmal nicht schaffe. Das die Wunden der Vergangenheit tiefer sitzen, als gedacht. Und bei Gott, ich habe auch Angst. Angst, dass ich nicht mehr aus dem Loch komme. Das das Loch mich verschlingt. Aber ich kann nicht aufgeben. Diesen Erfolg gönne ich ihnen nicht. In keinster Weise. Sie haben mir bereits so viel genommen, ich habe nicht umsonst 12 Monate lang gekämpft.

Einige Tage später, ich bin gerade bei den Heywards einkaufen. Als plötzlich die Polizei eintritt. Sie rufen nach Mr Heyward und wollen Pope verhaften. Moment mal, Pope? Das Superbrain Pope? Laut dem Sheriff soll er Toppers Boot versenkt haben. Der Sheriff will Pope gerade die Handschellen anlegen, als auf einmal JJ vortritt. "Er war's nicht. Ich war es. Shoupe sie wissen doch, er ist ein guter Junge. Und sie wissen wo ich her komme." Der Sheriff scheint nach zu denken, doch dann nickt er langsam. "Pope, stimmt das?" Der Stein, der sich in meinem Magen gebildet hat, wird immer schwerer. Ich sehe, dass Pope mit sich ringt. Doch während Jay versucht den Sheriff zu überzeugen, will dieser die Antwort nur von Pope hören. Ich blicke zwischen Jay und Pope hin und her. Schließlich nickt er. Das reicht dem Sheriff und er nimmt ihm die Handschellen ab um sie JJ anzulegen. Während Jay abgeführt wird fängt er meinen Blick auf und ich weiß, er ist unschuldig. Er macht es für Pope. Damit er sein Stipendium bekommen kann. Er opfert sich. Ohne an die Konsequenzen für sich selbst zu denken. Jay war schon immer der loyalste Mensch, denn ich je kennengelernt habe. Er würde alles für die Pogues geben, sowie früher auch für mich. Ich hätte ihm mein Leben anvertraut, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.

Während Shoupe seinen Dienstwagen in Bewegung setzt und mit dem blonden Pogue Richtung Revier fährt, fangen die restlichen Pogues an durcheinander zu reden. Doch dafür ist jetzt keine Zeit, nicht das die Anderen überhaupt mit mir reden wollen würden. Ich weiß genau, was ich jetzt tun muss. Meine Beine tragen mich automatisch Richtung Revier. Zwischenzeitlich beschleunige ich so sehr, dass ich völlig außer Puste nach einigen Minuten ankomme. Meine Gedanken kreisen nur darum, was ich zu verhindern versuche. Ich betrete das Gebäude und gehe gleich durch zur Anmeldung. "Hallo", versuche ich auf mich aufmerksam zu machen. Ein mehr als genervt aussehender Polizist hebt seinen Blick und schaut mich wartend an. "Ich würde gern die Kaution für Maybank zahlen". Kritisch hebt mein Gegenüber eine Augenbraue, "Du?", lässt er nahezu spöttisch seinen Unglauben Ausdruck. Ok, tief atmen, bevor ich unfreundlich werde. Im Augenwinkel sehe ich Shoupe. "Hey, Shoupe! Ich will JJ's Kaution zahlen." Überrascht dreht dieser sich um. "Melody Donavan. Du bist wieder da. Wie geht es denn deinen Eltern?" "Darum bin ich nicht hier, ich will die Kaution stellen." entgegne ich patzig. "Das wird nicht notwendig sein, wir haben Mr. Maybank schon erreicht, er ist auf dem Weg hierher." Genervt verdrehen ich meine Augen. "Ich sagte, ich will die Kaution stellen, nicht ihn rausholen. Mal davon abgesehen, dass ich das garnicht dürfte. Woher das Geld kommt, ist doch egal. Oder glauben Sie wirklich, dass Luke sich darüber beschweren würde?" Nachdenklich wiegt der Polizist seinen Kopf hin und her bis er schließlich nickt. "Gut, dann folge mir einmal kurz, dann machen wir es gleich fertig." Langsam trotte ich ihm hinterher. Nachdem wir die Bürokratie hinter uns gebracht haben, fasse ich mir ein Herz. "Shoupe, wie viel Schadensersatz verlangen die Thorntens?" "Warum willst du das wissen?" "Weil ich es zahlen will, also?" Überrascht blickt er auf. "100.000€, aber du solltest das nicht tun, Melody. Das ist ein verlorenes Pferd auf das du setzt." Ich merke wie mein Puls steigt, keiner, wirklich keiner sollte so über Jay reden. "Gut, das das mein Problem ist, nicht Ihres. Schönen Tag noch." und mit diesem Satz stehe ich auf und stürme aus dem Raum.
Wieder vorn im Revier vernehme ich eine weibliche Stimme: "Sie sind der Erziehungsberechtigte von JJ Maybank?" Ohne nachzudenken rufe ich Luke. Erstaunt hebt dieser den Kopf. "Luke, die Kaution ist bezahlt und die Foderung der Thorntens gehe ich jetzt zahlen." Grinsend sieht er mich an. "Melody, kaum wieder auf der Insel, schon wieder der Schutzengel des Versagers?" Der Spott in seiner Stimme ist kaum zu überhören. "Luke, lass es. Lass ihn, es ist alles bezahlt. Und sag ihm bitte nicht, dass ich es gezahlt habe." Sein Spott weicht Überraschung. "Du bist dümmer, als ich dachte. Ihr seid nicht mal mehr Freunde und du hilfst ihm trotzdem." Die letzten Worte gehen in seinem Lachen unter. "Luke" starte ich knurrend, doch er unterbricht mich und nickt ab. Mit einem beklemmenden Gefühl in der Brust mache ich auf den Weg zu Topper.

only a Sunset apart || JJ Maybank Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt